Es gibt in der Bibel ein Gleichnis von Jesus, zu dem ich nie so einen richtigen Bezug gehabt habe: die bittende Witwe (Lukas 18. Sie dringt so lange in einen Richter, bis der endlich nachgibt, damit sie Ruhe gibt.) Was kann denn Gutes darin liegen, jemanden so lange zu nerven, bis er endlich nachgibt? Klingt das nicht sehr nach dem quengeligen Kind, das endlich das ersehnte Spielzeug oder die begehrte Süßigkeit aus dem Regal für »Quengelware« bekommt, weil die Eltern ihre Ruhe haben wollen?
So ähnlich habe ich gedacht, bis ich eines Tages Sebastian kennenlernte. Er hat mir gezeigt, dass es nichts Egoistisches sein muss, wenn man für sein Recht kämpft. Im Gegenteil: wir haben ein göttliches Recht und sogar die Pflicht, für das Gute machtvoll einzutreten – für uns oder für andere.
Nun ist Sebastian nicht ein edler Freiheitskämpfer, der mir mit beredten Worten geistige Einblicke gegeben hat. Sebastian ist eine Katze. Genauer gesagt: er ist unser Nachbarskater. Allerdings kümmern sich die Nachbarn nicht um ihn, sie sperren ihn sogar bewusst aus und erwarten, dass er sich allein durchs Leben schlägt.
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