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Bibelnotizen

Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibel zitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen. Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Aus der September 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen. ... Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. (Lk 15:25,28)

»Im Anfang des Gleichnisses war von zwei Söhnen des Vaters die Rede (Vers 11). Weil bis jetzt nur von dem jüngeren Sohn gesprochen worden ist, muss die Erwähnung des älteren Sohnes wohl erwartet werden. ...

Der ältere Sohn ist während der Heimkehr des jüngeren abwesend. ... Vielleicht ärgerte es den Älteren heimlich, dass so etwas ohne sein Mitwissen im väterlichen Hause geschah. ...

Der Vater verlässt das festliche Treiben im Hause und eilt in freundlichem Entgegenkommen dem draußen stehenden älteren Sohn entgegen und redet ihm in Güte herzlich zu. Der Sohn aber lässt sich nicht bewegen ...Mit trotzigen, bitteren Worten ... sagt er vorwurfsvoll zum Vater: Dein Sohn, dieser da ...

Und nun erfolgt das Schönste. Der Vater kehrt die Worte des Sohnes um. Nicht der Sohn, sondern dieser dein Bruder ist zurückgekehrt. Liebevoll weckt er die erstorbene Liebe zum Bruder – und doch ist auch die ganze Majestät des Vaters darin, der nun darauf besteht, dass auch dieser ältere Sohn seinen jüngeren Bruder wieder voll und ganz anerkenne, ja ihn mit gleicher Freude willkommen heiße, wie der Vater sie zeigte für den Sohn. Wenn also auch alle Züge dieses Vaters einem menschlichen Vater eignen können, sollte doch über allen Zweifel aus diesem Vater ... das Bild des himmlischen Vaters selbst lebendig herausleuchten; wie Er gut ist gegen Undankbare und Böse (LK 6,35); gut – aber ohne jede Weichlichkeit und Schwäche, sondern einfach deshalb, weil Er in himmelhoher Majestät in Liebe über aller kleinlichen und erbärmlichen Bosheit der Menschen erhaben ist....

Der ältere Sohn muss jetzt selbst nach dieser Erklärung des Vaters entscheiden, ob er länger hart und lieblos draußen stehen bleiben will....

Das Gespräch zwischen dem Vater und dem älteren Sohn am Schluss der Gleichniserzählung legt die Gedanken der Pharisäer bloß, die Ursache ihres Murrens. ... Sie glaubten, in der Aufnahme der Sünder ein schweres Unrecht gegen sich zu sehen. Sie machen ihren eigenen tadellosen Wandel im Gegensatz zu dem ausschweifenden Leben der Sünder geltend. Diesen Sündern bereitet Gott trotzdem eine so liebevolle Aufnahme. Die Antwort des Vaters enthüllt ihnen in liebevollster Form die Verkehrtheit ihrer Gedanken und die Ungerechtigkeit ihrer Anklage gegen Gottes Gerechtigkeit. ...

Das letzte Wort, das Er zum älteren Sohne sagt: Dann dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist wieder gefunden worden. (Vers 32) ist wert, tausendmal wert, es tief in Herz und Gedächtnis einzuprägen und esniemals zu vergessen!« (WStB)


... also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3:16)

»In diesem Vers erfahren wir verschiedene, sehr wichtige Dinge.

1. Wir erfahren darin, dass der Ursprung, der Anstoß allen Heils bei Gott liegt. Manchmal wird der christliche Glaube dargestellt, als ob Gott besänftigt und überredet werden müsste, uns zu vergeben. Manchmal sprechen die Menschen, als wollten sie dem strengen, zornigen unversöhnlichen Gesetzesgott den sanften, liebenden, vergebenden Jesus Christus gegenüberstellen. Manchmal wird die christliche Botschaft in einer Weise dargeboten, dass es klingt, als ob Jesus etwas bewirkt habe, wodurch sich das Verhalten Gottes den Menschen gegenüber verändert habe, als sei Gott dadurch vom verdammenden zum vergebenden Gott geworden. Doch in diesem Vers erfahren wir, dass mit Gott alles anfing. Gott sandte seinen Sohn, und er sandte ihn, weil er die Menschen liebte. Hinter allem steht die Liebe Gottes.

2. Wir erfahren, dass die Haupttriebfeder des lebendigen Gottes die Liebe ist. An einen Gott zu denken, der auf die sorglosen, ungehorsamen und widerspenstigen Menschen herabblickt und sagt; Ich werde sie zerbrechen; ich werde sie demütigen, schlagen, züchtigen, strafen und quälen, bis sie umkehren, ist eine einfache Sache. Und ebenso leicht ist es, an einen Gott zu denken, der sich die Menschen untertänig macht, um seine eigenen Machtgelüste zu befriedigen, und seinen Wunsch, dass ihm das ganze Weltall untertan sei. Das waltige an diesem Vers aber ist gerade, dass wir daraus erkennen: Gott handelt nicht um seiner selbst willen, sondern um unseretwillen. ... Gott ist der Vater, der nicht glücklich ist, solange seine umherwandernden Kinder nicht heimgekehrt sind. ...

3. Wir erfahren etwas von dem Ausmaß der Liebe Gottes. Gott liebte die Welt so sehr, nicht etwa ein Volk oder die Frommen; auch nicht nur die Menschen, die ihn liebten; er liebte die ganze Welt, die Unliebenswerten und Ungeliebten, die Einsamen, die niemanden haben, der sie liebt, Menschen, die Gott lieben, und Menschen, die niemals an Gott denken, Menschen, die in der Liebe Gottes ruhen, und Menschen, die Gottes Liebe von sich weisen; sie alle sind eingeschlossen in diese ungeheure, alle umfassende Liebe, die Liebe Gottes. Augustinus hat es einmal so formuliert: Gott liebt jeden einzelnen von uns, als gäbe es außer uns niemanden, dem er seine Liebe schenken könne.« (Barclay)


Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? (Joh 9:1,2)

»Blindenheime sind in den Bibelländern auch jetzt noch so gut wie unbekannt. ... Viele Orientalen geben ihr Scherflein eher einem Blinden oder Lahmen als einem Berufsbettler, der sich körperlich wohlauf befindet. Manche, die es gar nicht nötig hätten, betteln mit viel Erfolg, indem sie vorgeben, blind zu sein. Dieser Betrug wirkt sich natürlich zuungunsten der tatsächlich Blindgeborenen aus. Da die gutgläubigen Leute auf den Märkten oft durch solche Schwindler getäuscht werden, zögern sie, den Beteuerungen eines wirklich Blinden zu vertrauen. ... Es hält schwer, an die Blindheit eines Menschen zu glauben, wenn man sogenannt Blinde bei einem Spielchen oder hochgehendem Streit überrascht oder hören muss, wie ein Blinder wütende Verwünschungen ausstößt und nach der richtigen Münze schreit, wenn jemand ihm beim Geldwechseln zu wenig herausgegeben hat.

Jesus heilte diesen Mann, der tatsächlich blind geboren war. Die Pharisäer vertrauten ihm jedoch nicht, denn sie wussten aus Erfahrung, dass religiös eingestellte Menschen meist am leichtesten von Betrügern hintergangen werden. Auf ihrem Weg zum Tempel waren sie selbst oft genug durch solche hereingelegt worden, die jammernd an den Straßenecken saßen und die Heilige Schrift rezitierten, während sie um ein Almosen baten. Das erklärt uns das Misstrauen der Pharisäer diesem Unglücklichen gegenüber. Auf Grund dessen gingen sie zu seinen Eltern und waren trotz ihrer Bestätigung immer noch nicht von der Wahrheit der Auskunft überzeugt.

Als ein Jünger fragte, auf Grund wessen Sünde dieser Mann blind geboren war, erklärte Jesus ihm, in diesem Falle sei kein Mensch zur Verantwortung zu ziehen, und Er heilte diesen Unglücklichen zur Verherrlichung Gottes. ...

Der Mann war nicht blind geboren worden, damit Jesus ihn viele Jahre später heilen könne. Das wäre diesem Manne gegenüber durchaus unbillig gewesen; denn es bestanden ja genug andere Gelegenheiten für Jesus, um Seine wunderwirkende Kraft zu beweisen. ... Dies alles geschah, damit an diesen Menschen die große Liebe Gottes sichtbar werde und Er Gelegenheit habe, Seine Mission der Barmherzigkeit zu erfüllen.« (Lamsa)


Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. (Mt 5:3)

Selig sind, die arm an Hochmut sind lautet die richtige Übersetzung dieser Seligpreisung. Sie bedeutet, dass diejenigen selig sind, die keine Rassenund andere Vorurteile haben und Toleranz üben. ...

Das aramäische Wort rokha bedeutet in diesem Fall Stolz, Hochmut, Überheblichkeit. Jesus bezog sich auf diejenigen, die auf ihre Abstammung und ihre gesellschaftliche Stellung stolz waren. ...

Orientalen bilden sich immer viel auf ihre vorfahren und ihre Rasse ein. Selbst wenn sie arm und ungebildet sind, werden sie wegen ihrer Abstammung hoch geachtet und geehrt und genießen Befreiung von gewissen Steuern und Lasten, die andere tragen müssen. ...

Unter allen Völkern des Nahen Ostens waren die Juden immer besonders stolz auf ihre Ahnen, stammten sie doch von Abraham ab, dem Gründer ihres Volkes und Diener des Lebendigen Gottes. Selbst nach ihrer vernichtenden Niederlage und als Gefangene sahen sie auf ihre Bezwinger herab, denn sie waren davon überzeugt, dass ihr Gott Jehova die ganze Welt beherrschte, während sie die Götter der Anderen nur als tote Götzen betrachteten. Ihr Volk hatte lange schwere Zeiten und umwälzende Veränderungen erlebt ... Beinahe fünfhundert Jahre lang hatten sie unter fremdem Joch und in fremdem Land gelebt, und es bestand wenig Hoffnung auf eine glanzvolle Wiederherstellung Israels. Ihre Pharisäer, Priester und Schriftgelehrten verweilten daher immer mit Vorliebe bei den ruhmreichen, alten Zeiten Israels, um die Herzen des trauernden Volkes zu trösten. In der Gegenwart gab es ja nichts, womit sie großtun konnten, außer mit ihrem falschen Rassenstolz. Diese Männer versuchten ihre Leute glauben zu machen, sie seien zu gut, um durch Fremde beherrscht zu werden; zu heilig, um mit anderen zu verkehren; zu stolz, um von den Beamten anderer Nationen Befehle entgegenzunehmen, deren Götter weit unter dem Gott Israels standen. ...

Jesus wusste, dass die Juden zuerst anspruchslos und bescheiden werden mussten, bevor sie den Frieden erringen konnten. Sie mussten ihre Überheblichkeit aufgeben, bevor sie selbst Duldsamkeit von ihren heidnischen Beherrschern erwarten konnten.« (Lamsa)

Quellenangaben

Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments

Lamsa = Georg M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht

WStB = Wuppertaler Studienbibel

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