Das von den Journalisten viel gefürchtete Sommerloch hat in der internationalen Arena – leider – doch nicht stattgefunden und uns stattdessen eine ganze Reihe beunruhigender Nachrichten und Ereignisse beschert. Angefangen von der wieder in Deutschland aufgetauchten Vogelgrippe über die anhaltende Trockenheit mit anschließendem Hochwasser bis hin zum eskalierten Konflikt zwischen Israel und Libanon. Und wenn man sich die Zeit nimmt, die Medien zu durchforsten, wird man gewahr, dass die Information über viele ebenfalls akute Krisenherde kaum noch oder auch gar nicht mehr den Weg in die Hauptnachrichten finden. Darfur, Sri Lanka, Afghanistan, Irak, Guantanamo, Südamerika, Kongo, AKW-Störfall, Iran, Taifun in Asien, AIDS, Flüchtlinge vor Westafrika, Tschetschenien, Nordkorea und und und ...
Haben wir versucht, die Situation, die zu den Nachrichten führte, zu durchdenken und zu verstehen, wie sie sich für die Betroffenen darstellt?
Denken Sie auch schon: »Ich mag's nicht mehr hören!«? Kann ich gut verstehen! Und doch pflichte ich Mrs. Roegge bei, die im Editorial des August-Herold darauf hinwies, dass wir doch besser der Versuchung widerstehen sollten, manche Nachrichten einfach zu überhören, sie schlicht zu ignorieren. Sicher, manchmal gibt es Momente in unserem Leben, in denen irgendein privates, persönliches Thema viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und dann ist es verzeihlich und bis zu einem bestimmten Punkt notwendig, diesem Thema auch die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und entsprechend konzentriert zu handeln. Dennoch ist es oft wichtig zu prüfen, ob wir die jeweilige Situation, die zu den Nachrichten führte, richtig einschätzen. Haben wir versucht die Situation zu durchdenken und zu verstehen, wie sie sich für die Betroffenen darstellt? Nehmen wir uns die Freiheit, trotz aller Information in den Medien, die Situation kritisch zu hinterfragen? Wer bzw. welche Organisationsstruktur hat die jeweilige Information verbreitet und wessen Interessen vertritt sie? Gibt es eine kontroverse Gegendarstellung und wer steht dafür Pate? Und eventuell: wer manipuliert hier wen und mit welchem Ziel?
Jedem Menschen steht kraft göttlichen Gesetzes alles Wissen offen und ist jederzeit zugänglich.
Es ist so einfach und verführerisch, die Augen und Ohren und damit auch die Herzen zu verschließen und die betroffenen Menschen sozusagen auch gedanklich allein zu lassen. Und die Versuchung, innerlich zu kapitulieren und zu sagen: »Versteh ich sowieso nicht, was da läuft«, ist groß. Aber genau darin liegt auch die Chance, diesen ermüdenden, lähmenden Einflüssen die Stirn zu bieten. Bei aller unbestrittenen Komplexität der Entwicklungen und der Interessenlage heutzutage ist es ein verheißungsvoller erster Schritt, sich wirklich um eine eigene Haltung zu bemühen.
Mein Gebet dazu kreist um die Stichpunkte Intelligenz und Wissen. Jedem Menschen steht kraft göttlichen Gesetzes alles Wissen offen und ist jederzeit zugänglich. Und damit ist auch ganz konkretes Wissen gemeint, um eine Sachlage intelligent einzuschätzen und die korrekten Schlussfolgerungen zu ziehen. Dabei meine ich nicht das akademische bzw. Schulwissen, das in einem Bildungssystem vermittelt werden muss, oft aber auch sehr einseitig geprägtes Wissen weitergibt. Eine gute Schulbildung ist oft hilfreich, aber nicht exklusive Bedingung für Intelligenz. Intelligenz ist nicht etwas, was der eine hat und der andere nicht. Intelligenz ist als Wesensmerkmal Gottes auch jedem Seiner Kinder zu eigen und kann weder unterdrückt noch ausgelöscht werden. Und ob sich diese Intelligenz nun darin zeigt, dass ich in einer politischen Diskussion deutlich Stellung beziehe, statt der Resignation das Wort zu reden, ob ein kleines Schulmädchen einen herannahenden Tsunami richtig deutet und Menschenleben rettet oder ein geplanter Terroranschlag vereitelt wird – alle diese Momente zeigen Gottes all-gegenwärtige Intelligenz, die wir jederzeit erwarten sollten – von anderen und von uns selbst. Mit dieser Erwartung haben wir bereits einen deutlichen Beitrag geleistet, der sicher guter Ausgangspunkt sein kann für weitere Schritte.
Mary Baker Eddy zeigt in dem Frieden stiftenden Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift eindeutig, wie sich die göttliche Intelligenz in jeder denkbaren Situation auswirkt: »Unter der Herrschaft der göttlichen Intelligenz ist der Mensch harmonisch und ewig.« (S. 184) Und sie führt weiter aus: »Alles, was von einem falschen Glauben regiert wird, ist unharmonisch und sterblich.« Dieser angesprochene falsche Glaube, die irrige Vorstellung, dass Gewalt und Verbrechen den Einzelnen wie ganze Regierungen so massiv beeinflussen können, dass demokratische Grundregeln und Gesetze außer acht gelassen werden, diese Suggestion verliert ihre vermeintliche Wirkung, weil die göttliche Herrschaft zerstörerischen Motiven weit überlegen ist, ja, sie letztendlich zunichte macht. Diese aufbauende Botschaft des Christus, der Wahrheit über Gott und den Menschen, entfaltetsich in jedem Moment und an jedem Ort.
Auch wenn die Krisenherde dieses Sommers zahlreich sein mögen und oft der Eindruck vermittelt wird, viele Menschen seien hilf-oder wehrlos, es bleibt dabei, dass die Wahrheit über das friedliche, respektvolle Miteinander der Menschen nicht zerstört werden kann und dass Terror, Schrecken, Leid und Tod eben nicht triumphieren. So heißt es in oben genanntem Buch: »Die Tatsache, dass der Christus oder Wahrheit den Tod überwunden hat und noch überwindet, beweist, dass der König des Schreckens nur ein sterblicher Glaube oder Irrtum ist, den Wahrheit mit geistigen Beweisen des Lebens zerstört.« (S. 289)