Dieser Satz steht in dem bekannten und beliebten Gleichnis vom verlorenen Sohn. (Lukas 15) Der Vater sagt diese Worte zu seinem älteren Sohn. Gerade dieser ältere der beiden Brüder hat mich immer wieder fasziniert und meine Gedanken beschäftigt. Früher tat er mir wirklich Leid, weil ich fand, dass er ungerecht behandelt wurde. Er war daheim geblieben und hatte tagein, tagaus in des Vaters Haus gearbeitet. Und kaum kommt sein leichtlebiger Bruder zurück, wird für den ein großes Fest gemacht. Und der Vater, der dem verlorenen Sohn so liebevoll entgegenläuft, hält es nicht einmal für nötig, zumindest einen Knecht zu schicken, um ihn, den braven und fleißigen Sohn, vom Feld heimzuholen, damit er mitfeiern kann. Also, ich konnte so richtig mit ihm mitfühlen!
Aber schon bald war mir klar geworden, dass Jesus das mit Sicherheit so nicht gemeint haben kann. Das würde ja auch überhaupt nicht zu einem liebenden Vater passen. Aber genau davon handelt das Gleichnis: von der großen Liebe des — himmlischen — Vaters. Es ist übrigens auffällig, wie detailliert die Geschichte des „verlorenen" Sohnes beschrieben wird und mit wie wenigen Worten Jesus auskommt, um die Situation des Älteren zu beschreiben. Jesus sagt noch nicht einmal, dass er für den Vater gearbeitet hat, sondern einfach nur: „er war auf dem Feld" und er beschreibt, wie gesagt recht knapp, die weitere Befindlichkeit des älteren Sohnes.
Als dieser „nahe zum Hause kam" bemerkt er, dass etwas Besonders vorgefallen sein muss. Er fragt nach — und versteht die Welt nicht mehr! Es ist ihm unbegreiflich, dass sein Vater den Bruder mit allen Ehren wieder aufgenommen hat. Frustriert macht er seinem Vater Vorwürfe, dass der ihm nie einen Bock geschenkt hätte, damit er mit seinen Freunden hätte fröhlich feiern können. Voller Groll und Verachtung spricht er von seinem Bruder: „dieser!" und: „dein Sohn" Er vermeidet es, diesen Typen „Bruder" zu nennen. Man kann es förmlich hören, wie verächtlich er die Worte herausstößt.
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