Ein paar Stunden ist es her, seit Saddam Hussein hingerichtet wurde. In einigen Wohnvierteln Bagdads löste dieses Ereignis wilde Freude aus, in anderen tiefe Trauer und wieder andere betrachteten den Vorfall ganz nüchtern.
Die Lage ist komplex. Hussein wurde wegen absolut unmenschlicher und extrem gnadenloser Behandlung seiner Mitmenschen verurteilt. Ungeachtet seiner Unschuldsbeteuerungen waren die Beweise in seiner Verhandlung unbestreitbar. Gibt es irgendeinen Grund für Vergebung und Gnade?
In manchen Fällen bedient sich die Gesellschaft des Schafotts und hat dabei äußerst genau die menschliche Gerechtigkeit im Blick, ein andermal ist es einfach ein Akt roher Rache. Für manche ist das letzte Wort über die Fairness in Husseins Verurteilung noch nicht gesprochen.
Gibt es noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit des Schafotts, abgesehen von menschlicher Gerechtigkeit oder Rache? Die Gründerin des Christian Science Sentinel, Mary Baker Eddy, äußert sich zum Schafott als einem Instrument der Disziplin, die es den Menschen ermöglicht, zu ihrer höheren Natur als Gottes Nachkommen zu finden. (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 202) Die Theologie der Christlichen Wissenschaft lehrt eindeutig das Gute des Menschen als die Widerspiegelung des einen ganz und gar guten Gottes. Seine Schöpfung sündigt niemals oder entfernt sich von seinem heilen Daseinszustand. Der von Gott geschaffene Mensch ist der Unmenschlichkeit, Gnadenlosigkeit oder selbstignoranten Hartherzigkeit unfähig. Er braucht keine disziplinarischen Maßnahmen.
Manchmal hingegen brauchen Menschen Disziplin ganz dringend. Bestimmte Umstände in einem Polizeistaat können dazu führen, dass tyrannische Herrscher zeitweise von der Verantwortung für ihre Verbrechen enthoben sind. Und glauben nicht die Meisten von uns in gewisser Weise, dass wir sündigen können, ohne Angst davor haben zu müssen, dafür bestraft zu werden?
Aber keiner von uns kann sich der Gerechtigkeit Gottes, der immergegenwärtigen Liebe, entziehen, genauso weing, wie wir die Gesetze der Mathematik umgehen können. Vorgetäuschte Tapferkeit ist nicht das Gleiche wie wirkliche Kontrolle. Wir alle müssen der Wahrheit Rede und Antwort stehen und daran arbeiten, unser Leben dem göttlichen Standard anzupassen. Christus Jesus erklärte uns, dass wir diese Aufgabe einzig aus dem Gehorsam Gott gegenüber leisten sollen und seine meisterhafte Bergpredigt erklärt uns ganz klar die Kraft der Demut und Sanftmut, die uns zu unserer wahren Natur der Freundlichkeit und Menschlichkeit erweckt. (Matthäus 5-7)
Ist das nicht das Geheimnis eines edlen Lebens, vor Gott zu einer solchen Demut zu finden, dass wir tiefe und ehrliche Menschlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen empfinden?
Dieses Erwachen kann grundsätzlich vor einer Maßnahme wie dem Schafott erfolgen. Manchmal tut es das aber nicht.
Anwesende bezeugen, dass Hussein die Möglichkeit nicht ergriffen hat, Reue für seine dokumentierten Gräueltaten zu zeigen, auch kein Bedauern für die Leiden der Opfer, selbst, wenn sie nicht das eigentliche Ziel waren, und auch kein Mitgefühl mit deren Familien. Wenn diese Berichte wahr sind, zeugen sie von einem Charakter, der durch Selbstgerechtigkeit und einen schrecklichen Mangel an Mitgefühl verhärtet ist.
Doch auch Hussein wird erwachen, genau wie wir alle.
Nur wenige, ausgenommen die, die die Erfahrung einer so genannten Nahtod-Erfahrung gemacht haben, können mit Autorität über den Tod und das ‚Leben danach' sprechen. Mrs. Eddy schrieb Kraft geistiger Einsicht, dass der Tod kein Meilenstein auf dem Weg ins Paradies ist, sondern dass die, die sterben „...nur durch einen Augenblick äußerster sterblicher Furcht gegangen [sind], um mit ebenso materiellem Gedanken und ebenso materiellem Sein wie zuvor zu erwachen." (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 42)
Anwesende bezeugen, dass Hussein die Möglichkeit nicht ergriffen hat, Reue für seine dokumentierten Gräueltaten zu zeigen. Wenn diese Berichte wahr sind, zeugen sie von einem Charakter, der durch Selbstgerechtigkeit verhärtet ist. Doch auch Hussein wird erwachen, genau wie wir alle.
Wir alle haben das Recht zu beten, dass unser eigenes Erwachen zur wahren Natur des Menschen jetzt geschieht, in diesem Augenblick. Wir haben weiterhin das Recht zu beten, dass Husseins Erwachen eher früher als später kommen wird. Und wir alle haben der Menschheit gegenüber ein gutes Schicksal zu erfüllen. Ungeachtet der Straftaten, die wir begangen haben mögen, erwartet uns alle Buße, Vergebung und Würde. Unser Leben, glücklich und in ruhiger Erhabenheit, wird sicher eines Tages in Erscheinung treten. Gott wird nicht länger verleugnet werden.
