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Das Leben feiern

Aus der November 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wien, Österreich, November 1982.

Ich musste mich mit den kalten, wolkenverhangenen Herbsttagen auseinandersetzen, die so anders waren als in meiner brasilianischen Heimat. Anfang November war Allerheiligen, ein nationaler Feiertag. Dieser Tag wird in vielen Ländern gefeiert, um sich an Familienmitglieder zu erinnern, wird aber als Trauertag angesehen.

Und es gab an diesem Tag keinen Unterricht. Und als ich mit der Straßenbahn fuhr, beobachtete ich die Menschen, die zum Zentralfriedhof gingen, der nicht weit von meiner Studentenwohnung in Wien entfernt war. Einige Dinge weckten meine Aufmerksamkeit: die Art, wie die Menschen gekleidet waren, die Blumen, die sie trugen, ihr Gesichtsausdruck. Für sie schien dies kein feierlicher oder trauriger Anlass zu sein, eher ein soziales und familiäres Ereignis. Später fand ich heraus, dass es wirklich so war.

Zu Hause in Brasilien hatte ich diesen Feiertag nie gemocht. Als Teenager und als junge Erwachsene stellte ich das Verhalten der Gemeinde an Allerheiligen in Frage und ich ging nie auf den Friedhof, wie die meisten Menschen. Auch nach diesem Novembertag in Wien gab es viele Tage, an denen ich verzweifelt weinte und mich dagegen auflehnte, dass ich meine Mutter verloren hatte. Ich empfand es als ungerecht, dass ich in meiner Kindheit ihre Gebrechlichkeit und ihren Tod miterleben musste. Und ich fand es so ungerecht, das ich ohne ihre Gegenwart aufwachsen und Zeiten der Einsamkeit ertragen musste, in denen es keine mütterliche Schulter gab, an der ich mich ausweinen konnte.

Aber dann stellte ich fest, dass es nicht gerade aufbauend war, solche Gedanken zu hegen. Schließlich wandte ich mich dem Gebet zu. Als Kind hatte ich das Gebet des Herrn auswending gelernt, das beginnt: „Unser Vater im Himmel." Und als ich zwölf Jahre alt war, lernte ich die geistige Bedeutung für diesen Satz kennen, die Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit formuliert: „Unser Vater-Mutter Gott, allharmonisch" (S. 16). Mehr als je zuvor begann ich, mich von einer körperlichen Vorstellung von Mutterschaft zu lösen. Ich hörte nicht auf, meine Mutter zu lieben, aber ich begann zu verstehen, dass meine wahre Mutter, Gott, immer an meiner Seite gewesen war und dass die mütterliche Liebe, die Zärtlichkeit und der Trost, die ich brauchte, jeden Augenblick für mich zur Verfügung standen und immer zur Verfügung stehen würden. Dieser Gedanke brachte mir nicht nur Trost, Stärke und Hoffnung, sondern auch die Grundlage für ein normales und zufriedenes Leben. Ich kann nicht genau sagen, wann das Gefühl des Verlustes verschwand. Aber ich kann sagen, dass die Heilung so vollständig war, dass viele Menschen als „Mütter" in meinem Leben auftauchten und in mir ein mütterliches Gefühl für Kinder, Verwandte und Freunde wuchs, das mich bis heute mit Freude erfüllt.

Ich kann nicht genau sagen, wann das Gefühl des Verlusts verschwand. Aber ich kann sagen dass die Heilung so vollständig war, dass viele Menschen als „Mütter" in meinem Leben auftauchten und in mir ein mütterliches Gefühl für Kinder, Verwandte und Freunde wuchs, das mich bis heute mit Freude erfüllt.

Als ich die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit studierte, hörte mein Unbehagen auf. Ich begann es zu schätzen, dass die Menschen aus verschiedenen Kulturen die Bedeutung der Existenz auf verschiedene Weise auffassen, einschließlich ihrer Art und Weise, das Leben zu feiern und die weitergegangenen Menschen zu ehren. Bei mir selbst sehe ich, dass meine Vorstellung von der Welt und von mir selbst durch die fortschrittliche, tiefgründige und metaphysisch scharfsinnige Sichtweise der Christlichen Wissenschaft geprägt ist.

Der Apostel Paulus fühlte sich ernsthaft berufen, die bahnbrechenden und tiefgründigen Lehren Jesu zu verbreiten. Das Christentum verbreitete sich zu dieser Zeit sehrschnell, aber die Menschen von Korinth verdrehten einige Aspekte des wahren christlichen Le-bens und lebten in einer Art Verwirrung. Paulus zeigte ihnen in seinen Briefen, wie sie zu einem friedlichen Leben finden konnten. Er schloss eine ausführliche Erklärung des unendlichen Lebens mit ein und versicherte: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod" (1. Korinther 15). Warum?

Wissenschaft und Gesundheit beantwortet uns dies auf sehr logische Weise mit der Aussage: „Leben ist das Gesetz der Seele, ja das Gesetz des Geistes der Wahrheit, und Seele ist niemals ohne ihren Vertreter. Das individuelle Sein des Menschen kann ebenso wenig sterben oder in Bewusstlosigkeit verschwinden, wie Seele, denn beide sind unsterblich." (S. 427) Hier benutzt die Autorin Leben, Seele und Wahrheit, um auf Gott zu verweisen. Das „Gesetz", das Mary Baker Eddy anführt, ist göttliches Gesetz, absolut und unanfechtbar. Da der Mensch der Vertreter der Seele, Gottes, ist, ist er unsterblich – das heißt, ohne Tod und ewig.

In Wissenschaft und Gesundheit steht auf der gleichen Seite: „Der Tod ist nur eine andere Phase des Traums, dass das Dasein materiell sein könnte. Nichts kann die Harmonie des Seins beeinträchtigen noch das Dasein des Menschen in der Wissenschaft beenden... Wenn der Mensch den Tod niemals überwinden soll, warum sagt die Heilige Schrift dann:, Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod'?" Mir erscheint es völlig klar, dass diese Diskussion sich nicht um physische Männer und Frauen dreht, nicht um die Anzahl unsere Lebensjahre oder um die Unsterblichkeit des menschlichen Körpers. Der „Feind", der versucht uns einzusperren, ist die begrenzte Vorstellung vom Leben, die Vorstellung, dass wir Verfall und Endlichkeit unterworfen wären. Solche Vorstellungen müssen zerstört werden, sie müssen überwunden werden durch das Verständnis, dass Leben unendlich ist, weil Leben Gott ist.

Dunkle Wolken persönlichen oder gemeinschaftlich erlebten Leidens werden durch den göttlichen Atemzug weggeblasen und Licht, Hoffnung und Leben bereiten unseren Weg.

Auf der gleichen Seite fährt Mrs. Eddy fort: „Der Tenor des Bibelwortes zeigt, dass wir den Sieg über den Tod in dem Verhältnis erlangen werden, wie wir Sünde überwinden." Also in dem Verhältnis, wie wir ungerechte, selbstsüchtige, rachsüchtige und böse Gedanken ausschließen, überwinden wir Sünde – und, konsequenterweise, den Tod. Todlos, ewig, unsterblich – so hat Gott den Menschen geschaffen.

In Gottes Reich gibt es nur Unsterblichkeit. Dieses Reich ist das Bewusstsein des Guten, das wir hier und jetzt erreichen können. Wie Paulus sagt, ist das die Verwandlung, die sich „in einem Augenblick" (1. Korinther 15) vollzieht. Wir verwirklichen das, wenn wir unser materialistisches und begrenztes Denken hinter uns lassen, um uns ein vergeistigtes, unbegrenztes Denken anzueignen.

Durch ein vergeistigtes Denken können wir die Unendlichkeit wahrnehmen und erfahren, jetzt und für alle Zeit. Wir können die durch die Beerdigung von lieben Angehörigen und Freunden entstehenden Belastungen ausschalten und Frieden, Zufriedenheit und Ruhe gewinnen. Dunkle Wolken persönlichen oder gemeinschaftlich erlebten Leidens werden durch den göttlichen Atemzug weggeblasen und Licht, Hoffnung und Leben bereiten unseren Weg.

Dieses geistige Verständnis hat mich befähigt, Trauer zurückzuweisen und göttliche Stärke und Freude zu genießen, die immer das Leben feiern.

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