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Hör auf, einen Schuldigen zu suchen

Aus der Februar 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn heutzutage jemand in der Regierung, am Arbeitsplatz oder auch in der Familie einen Fehler macht, scheint sich ein mittlerweile üblicher Vorgang abzuspielen. In zunehmendem Maße spielen die Menschen das Spiel „Finde den Schuldigen!" Sowie ein Fehlverhalten erkannt wird, ist da diese impulsive Eile, herauszufinden, wer die Verantwortung dafür trägt, häufig begleitet von der destruktiven und demoralisierenden Darstellung von Selbstgerechtigkeit, begierigem Fakten-Suchen, Verurteilen, parteilichem Gezänk, Selbstgefälligkeit, sogar Schadenfreude. Im Fall wichtiger Nachrichtenmeldungen kann dieses Thema ein Eigenleben entwickeln, das die Nachrichten beherrscht, da die gegnerische Seite nach den besten Schlagzeilen lechzt und nach Gelegenheiten sucht, einen hohen moralischen Standard zu beanspruchen.

Damit soll keineswegs behauptet werden, daß Fehlverhalten nicht beachtet werden soll oder daß das Rechtssystem keine wichtige Rolle in der heutigen Gesellschaft spielen sollte. Aber solange sie nicht mit rechter Absicht erfolgt, sollte die Suche nach den Verursachern nicht Teil des Prozesses sein. Sie dient nicht der Aufrechterhaltung des Rechts, und diejenigen, die ihre Energie darauf verwenden, dieses Spiel zu betreiben, lenken tatsächlich die Aufmerksamkeit weg vom Finden konstruktiver Lösungen.

Es ist wichtig, zwischen der gewissenhaften Berichtigung von Fehlverhalten und dem bloßen Beschuldigen zu unterscheiden. Wenn Fehler oder Skandale bekannt werden, wollen wir dann, als direkt Beteiligte oder besorgte Betrachter, als Heiler auftreten oder als Spalter? Aus dem Übel eine Wirklichkeit zu machen und es dann jemandem anzuhängen ist nicht produktiv — und nichts, was das Christentum lehrt. Der Hang zu beschuldigen, zu prozessieren, zu verurteilen und zu verdammen kann unter Umständen nur eine niederträchtige Wut anzeigen, die unter der Oberfläche der Gesellschaft gärt, einen Aufruhr von Eigeninteresse und Sensationsgier, der auf das hinweist, was wirklich der Aufmerksamkeit bedarf.

Neben der persönlichen Genugtuung des Einzelnen, daß jemand angeklagt wird (selbst „gerechtfertigterweise") gibt es die Gelegenheit für Heilung und Wiedergutmachung, wenn derjenige nach Gottes Plan für Seine Schöpfung sucht und wo „der Verklärer unserer Brüder verworfen [ist]" (Offb 12:10). Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckt hat, hat Folgendes über diesen „Verkläger" gesagt: „Im Griechischen ist der Name für Teufel Schlange — Lügner — der Gott dieser Welt; Paulus bezeichnet den Gott dieser Welt als schandbare Heimlichkeit, List, als Fälscher des Wortes Gottes. Der Originaltext definiert Teufel als Ankläger, Verleumder; daher ist eine solche Sinnesart, der Heiligen Schrift zufolge, anstößig und sollte nicht von dem einzelnen, von der Kanzel oder der Presse ausgehen." (Botschaft an die Mutterkirche 1901, S. 16).

Interessanterweise ist die erste Erwähnung verurteilungswürdiger Handlungen und eines Gottes, der sie kennt und verurteilt, in der Bibel der allegorische Bericht über Eden, wo eine Schlange Adam und Eva versucht, daß sie beides kennen sollten, Gutes und Böses, damit sie ihre Unschuld verlieren und die erhabene Weisheit ihres Schöpfers an sich reißen. Nachdem sie von der Gnade abgefallen sind, kommt der Bericht über ihre Verdammung, Bestrafung, über Leiden, Kampf und Tod. Aber die Christus-Wissenschaft zeigt, daß dieser gesamte Bericht der Schöpfung falsch ist, ein Hohn auf den wahren Bericht, der im ersten Kapitel der Genesis beschrieben ist, in dem weder Gott noch Seine kinder Übel in irgendeiner Form kennen oder verursachen. Wir sind überzeugt, daß jeder das Gott-gegebene Recht und die moralische Verpflichtung hat, Zeuge zu sein für die Wahrheit dieses Berichts, so, wie es der Sinn von Paulus Worten ausdrückt: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden" (1. Kor 15:22).

Der einzige Weg, wie die Gesellschaft dem Beschuldigen-Spiel ein echtes Ende setzen kann, ist die mentale Zurückweisung schlangenhafter, böser Lügen, die uns alle verführen wollen, unehrlich, listig und verurteilend zu denken. So, wie das Liebenswerte zu lieben, bedeutet dies, die schwierigere Aufgabe zu übernehmen, jeder Versuchung zu widerstehen, Gottes Kinder in Gruppen von „gut" und „schlecht", „schuldig" und „unschuldig", „wertvoll" und „wertlos", „erfolgreich" und „gescheitert" einzuteilen.

Jesus war bei Fehlverhalten niemals geduldig. Aber ebenso wenig beschuldigte er die Menschen. Er verurteilte den Fehler, aber nicht den, der den Fehler begangen hatte. Seine Mission des Heilens und der Erneuerung umschloss jeden, einschließlich der Sünder und Ausgestoßenen der Gesellschaft. Folgen wir seinem Vorbild, finden wir überwältigende Belege dafür, daß der Weg zu einer stabileren und wohlhabenderen Gesellschaft durch einen christusgleichen Gedankenzustand geprägt ist, der Heilung fördert, und, wenn erforderlich, durch charakterliche Umwandlung.

Das findet sich ebenfalls in den Worten des Psalmisten: „Erkenne den vollkommenen Menschen und halte dich recht; denn ein solcher Mensch hat Frieden." (Ps 37:37, n. d. engl. Bibel) Der Christlichen Wissenschaft zufolge ist es immer möglich, diesen „vollkommenen Menschen" zu erblicken, weil Gott uns zu Seinem Bild gemacht hat — geistig, vollkommen, schuldlos.

Angesichts von Korruption, Lügen, Machtmissbrauch, usw. können wir uns alle entscheiden. Wir können die Menschen rasch verurteilen und damit das Bild einer schuldigen, sündigen Welt bekräftigen. Oder wir können der Versuchung widerstehen, im Beschuldigen Genugtuung zu empfinden, und stattdessen das Beste unserer gebetvollen Überzeugung beitragen, daß Gott Seine Söhne und Töchter nicht dazu bestimmt hat, aus der Gnade herauszufallen — sondern zu spüren, daß die Gnade alles heilt und berichtigt, was falsch ist.

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