Paul Grimes: „Ich liebe die Praxis. Ich liebe sie einfach. Es ist das großartigste, lohnendste Privileg, das man jemals haben kann. Und jeder, der darüber nachdenkt, in die Praxis zu gehen, sollte danach streben. Setzen Sie all lhr Vertrauen auf Gott und Er wird Ihnen Schritt für Schritt dabei helfen!"
Der Geist und die Liebe des Lehrers und Praktikers der Christlichen Wissenschaft Paul Grimes zeigte sich kürzlich bei unserer Unterhaltung über geistiges Heilen genauso reichlich wie die warme Wüstenluft und das lebendige Grün der Landschaft, in der er lebt: nämlich in der Nähe des dritten Lochs des "Forty Niner Country Club" Golfplatzes, der wie eine Oase in den Ausläufern der Rincon und Catalina Berge in Tuscon, Arizona, liegt.
Mr. Grimes, mit dessen Artikel „The highest position attainable" (Die höchstmögliche Stellung) die damals neue Serie „Anyone can be a healer" (Jeder kann Heiler sein, Sentinel, 9.5.05) in unserer Schwesterzeitschrift, dem Christian Science Sentinel, begann, hat Vorträge über die Christliche Wissenschaft gehalten und im Christian Science Board of Directors gedient. Seit 1982 hat er jedes Jahr in St. Louis, Missouri, einen Kurs über das Thema „Heilen durch die Christliche Wissenschaft" geleitet.
Mr. Grimes, Sie hatten 1973 zum ersten Mal eine Anzeige über ihre vollberufliche Heilpraxis im Journal. Können Sie in Kürze den Weg erklären, der Sie dazu führte?
Ich war im Handel tätig. Ich lebte als Geschäftsmann in der Gegend von Chicago.
Ich war das kalte Wetter leid und beschloss, in Florida eine kleine Chemische Reinigung zu kaufen. Zwei Jahre lang ging es mir damit sehr gut, aber dann stellte ich fest, daß ich nicht mein ganzes Leben lang jeden Tag Tennis und Golf spielen wollte. Und eines Tages hatte ich eine sehr gute Heilung auf dem Golfplatz, als ich die Ausrüstung herumfuhr. Ich überspannte meinen Rücken so sehr, daß ich wie der Glöckner von Notre Dame aussah. Ich konnte nicht mehr gerade stehen. Irgendwie schaffte ich es in mein Auto und konnte nach Hause fahren, aber es war sehr schwierig.
Ich nahm mir gleich ein Heizkissen. Aber das half nicht. Dann nahm ich ein heißes Bad, doch das half auch nicht. Ich versuchte bequeme Stühle zu finden, auch das half nicht. Was ich sagen will: ich plagte mich ab. Ich war schon mein ganzes Leben lang voll und ganz Christlicher Wissenschaftler, hatte Klassenunterricht gehabt, aber ich betete nur ein bisschen.
Es war Mittwochabend und ich ging zu der Zeit nicht regelmäßig in die Kirche, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich dorthin gezogen. Also zog ich mich an und ging. Ich kam, als der Gottesdienst schon angefangen hatte, setzte mich gekrümmt in die letzte Reihe und schaute die ganze Zeit auf ein Zitat, das an der Wand stand: „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen." (Joh 8:32) Ich hörte nichts von dem, was in der Kirche vor sich ging, nichts von der Lesung, ich hörte keines der Zeugnisse. Aber ich sah weiter auf das Zitat und erkannte: „Natürlich, wenn ich einen Test machen müsste und die Frage wäre, was ist zwei mal zwei, und ich würde vier hinschreiben, wäre es richtig. Das wäre die Wahrheit. Und die Wahrheit ist, daß ich Gottes Kind bin, vollständig, in jeder Weise vollkommen." Plötzlich stand ich auf und gab ein Zeugnis. Ich war vollständig geheilt.
Es ist offensichtlich, daß Jesus von so viel Liebe erfüllt war, daß er völlig vorurteilsfrei war. Und er wusste, wer er war. Er kannte seine Beziehung zu Gott.
Am nächsten Tag stellte ich fest, daß sich mein Leben verändert hatte. Und eins führte zum anderen. Ich beschloss, der Heilpraxis einige Zeit zu widmen. Und der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt.
Es war natürlich Jesus, der diesen bekannten Satz sagte, in dem Wahrheit mit Freiheit gleichgesetzt ist. Das erinnert mich daran, daß ich kürzlich in der Kirche einen Freund traf, der sehr angetan war von den Gesprächen mit Lehrern der Christlichen Wissenschaft, die gerade im Journal und Herold erscheinen. Und ich sagte zu ihm: „Sag mir, wenn Du irgendwelche Fragen hast!" Seine erste Frage war: „Wie heilte Jesus?" Nun, diese Frage ist nicht neu. Diese Frage war der Anstoß zu Mary Baker Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft. Aber es ist ein guter Ausgangspunkt zum gemeinsamen Erforschen.
Es ist offensichtlich, daß Jesus von so viel Liebe erfüllt war, daß er völlig vorurteilsfrei war. Und er wusste, wer er war. Er kannte seine Beziehung zu Gott. Wenn Sie eine Bibel anschauen würden, in der Jesu Aussagen alle rot gedruckt wären, würden Sie feststellen, daß er nur sehr wenige Aussagen gemacht hat. Aber jedes Mal, wenn ich seine Aussagen lese oder studiere, fühle ich diese Liebe. Ich fühle dieses absolute Bewusstsein seiner Lehre, daß es nur einen Gott, einen Schöpfer und eine Schöpfung gibt. Und durch dieses Bewusstsein konnte er heilen. Er musste nichts über das Problem wissen, denn er sah kein Problem. Er wusste einfach, wie der Mensch ist — vollkommen, ganz, unversehrt — weil er wusste, daß Gottes Liebe alles einschließt und umfasst. Dies durchdringt einfach alles, was ich über Jesu Leben lese. Und dies ist für mich der Kern der Praxis der Christlichen Wissenschaft: Absolute Liebe. Und durch diese absolute Liebe sehen Sie in einem anderen Menschen nichts anderes als die Liebe.
Ich würde es so formulieren: „Liebe heilt". Können Sie noch ein wenig fortfahren: Wie kommen wir von der Aussage „Jesus liebte die Menschen" zu der Heilung von chronischen Krankheiten, von Sünde und Tod, die diese Menschen tatsächlich erfahren haben? Was geschah dort?
Ich glaube, da wirkt die Liebe, die einfach nur Liebe ist. Oder anders ausgedrückt, diese Art von Liebe ist nicht auf eine Person, einen Ort oder eine Sache gerichtet. Es ist einfach nur die Liebe, die unser ganzes Sein ausmacht. Und die Liebe, die die Wahrheit über jeden Menschen ist. Ich glaube, das ist es, was Jesus uns gelehrt hat: Mehr zu lieben. Die Liebe, die heilt, bricht jeden Widerstand, den jemand dagegen hat, sich so zu sehen, wie er wirklich ist — rein, unschuldig und gut. Mary Baker Eddy sagt: „Es geschehe durch lieben, dadurch, daß man ganz Liebe sei und die Liebe lebe. Es gebe nichts als Liebe. Liebe sei das Geheimnis allen Heilens, die Liebe, die das Selbst vergisst und unter dem Schirm des Höchsten weilt, im Reich des Wirklichen." (Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy [Boston, The Christian Science Board of Directors, 1972] S. 95) Diese Liebe heilt. Und natürlich finden Sie im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit die Erkenntnis: „Wenn der Wissenschaftler seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird die heilende Arbeit in einem Besuch vollbracht werden ..." (S. 365). Diese Liebe ist etwas, das rechtmäßig ein Teil jedes Menschen ist.
Es ist einfach nur die Liebe, die unser ganzes Sein ausmacht. Ich glaube, das ist es, was Jesus uns gelehrt hat: Mehr zu lieben. Die Liebe, die heilt, bricht jeden Widerstand, den jemand dagegen hat, sich so zu sehen, wie er wirklich ist — rein, unschuldig und gut.
Wenn Sie Liebe sagen, reden Sie nicht einfach über menschliche Liebe, wenngleich diese offensichtlich ein Teil der Liebe ist.
Das ist richtig. Jesu Liebe war so stark, daß er durch das Mitgefühl, das er für die Menschen hatte, fähig war, sie auf eine menschliche Weise zu zeigen. Er hatte niemals nur menschliche Sympathie, aber das Mitgefühl, das er für diejenigen hatte, die litten, war eine tiefe Liebe, die göttliche Liebe, oder Gott, zum Ausdruck bringt. Er sah andere mit der gleichen Liebe, die er für sich selber hatte. Deshalb sind für mich diese beiden Hauptgebote so bedeutsam – Gott mit meinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt, von allem Geist zu lieben und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. (Mt 22:35-40) Sie können weder Gott noch Ihren Nächsten lieben, wenn Sie sich nicht selbst lieben. Und diese Liebe zeigte Jesus – er liebte sich selbst, er liebte seine Tätigkeit. Ich liebe mich selbst. Ich liebe meine Tätigkeit. Das ist kein Egotrip. Das heißt, ich bin mir bewusst, daß ich als Gotteskind das liebe, was Gott an mir liebt. Und ich bin in „meines Vaters Geschäft" – wie könnte ich das nicht lieben? – weil ich eins bin mit Ihm. Es macht mich zu einem besseren Heiler, daß ich diese groß Liebe habe. Ich habe ein tiefes, tiefes Gefühl von Liebe zu meiner Kirche. Und das halte ich für den wesentlichen Fortschritt, den ich durch meine heilende Aufgabe gemacht habe, denn diese Liebe zur Kirche ist entscheidend für mein Wachstum und sie ist entscheidend für meine Heilarbeit.
Es macht mich zu einem besseren Heiler, daß ich diese große Liebe habe. Ich habe ein tiefes, tiefes Gefühl von Liebe zu meiner Kirche. Diese Liebe zur Kirche ist entscheidend für mein Wachstum.
Lassen Sie uns über die Liebe zur Kirche reden, Mr. Grimes. Aber zunächst inspirieren Sie mich dazu, noch ein wenig die Idee zu verfolgen, daß es für Jesus leicht war, sich selbst und andere zu lieben, weil er, wie Sie sagen, jeden in seinem wahren Gleichnis als geistige Idee sah. Als die vollkommene, wunderbare Widerspiegelung Gottes. Wenn Sie also über Liebe reden, reden Sie eigentlich darüber, diese allumfassende Gotteskraft zu spüren, von der wir alle der reine Ausdruck sind. Und Jesus war so mit dieser Gotteskraft verbunden, daß dies eine echte Wirkung auf andere Menschen hatte.
Genau darum geht es. Diese Liebe ist es, die die Welt verändern wird. Wissen Sie, die Menschen sagen oft: „Sie meinen, ich muss Herrn Sowieso lieben?" Nein. Lieben Sie nur, um zu lieben. Ich mochte einen US-Politiker wirklich nicht sehr gern. Das ging so weit, daß ich ihn weder sehen noch hören mochte. Und ich erinnere mich, wie ich an einem Mittwochabend in der Kirche saß. Die Lesung war ausgezeichnet – zum Thema: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Ich kenne diesen Ausspruch so gut wie meinen Handrücken. Ich praktiziere ihn, ich lebe ihn, ich denke ihn. Aber ich hielt mein Gefühl gegen diesen Politiker für gerechtfertigt. Ich dachte, es sei in Ordnung, ihn nicht nur zu hassen, nein, sogar ihn zu verachten. Und als ich da saß, war es wie ein Schlag ins Gesicht. „Du glaubst, du liebst deine Frau, du liebst deine Kinder und deine Enkelkinder – und doch verachtest du diesen Politiker? Du kannst nicht nur die lieben, die du lieben möchtest. Du musst alle Menschen lieben. Punktum." Tja, und ich stand auf und gab ein Zeugnis über das, was ich erkannt hatte. Verstehen Sie, das hat mich wirklich getroffen. Das war vor über zwei Jahren. Und ich war so befreit von jeglicher Form von Reaktion darauf und auf vieles andere in meinem täglichen Leben. Es war so eine deutliche Erinnerung daran, daß man die Dinge nicht in verschiedene Schubladen einordnen kann.
Was Sie sagen bedeutet, daß es jeder von uns so machen muss, wie es in Wissenschaft und Gesundheit steht: „Steh Wache an der Tür des Denkens." (S. 392) Ein praktischer Gewinn, geistig an diesen Punkt gelangt zu sein, zu dem Sie gelangt sind, ist, so vermute ich, ein Seelenfrieden, ein erweiterter Sinn des Wohlgefühls, ein Gefühl der Gnade, weil Sie nicht negativ in das Leben eines anderen Menschen eindringen.
Ja, und ich bin ehrlich und wahrhaftig zu mir selbst.
Und Sie erhalten Ihre geistige Gesundheit aufrecht.
Genauso ist es. Was wiederum eine Wirkung auf alles hat – auf die Welt, auf meine Praxis, auf meine Kirche. Womit ich sagen will, daß sie alle zusammengehören, sie gehen Hand in Hand.
Ich liebe die Definition von Kirche. „Die Struktur von Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht." (S. 583) Und nicht nur Kirche an sich, sondern auch der Körper als Struktur von Wahrheit und Liebe oder Ihr Zuhause als Struktur von Wahrheit und Liebe, was immer sie wollen.
Lassen Sie uns dazu zurückkehren, was Sie über Liebe zur Kirche gesagt haben und wie wichtig diese Liebe für Ihre Heilpraxis war.
Gut. Ich hatte immer eine tiefe Liebe zur Kirche. Ich liebe die Definition von Kirche in Wissenschaft und Gesundheit. „Die Struktur von Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht." (S. 583) Und nicht nur Kirche an sich, sondern auch der Körper als Struktur von Wahrheit und Liebe oder ihr Zuhause als Struktur von Wahrheit und Liebe, was immer sie wollen. Wenn ich den Körper als Struktur von Wahrheit und Liebe bezeichne, sehe ich dies als Wahrheit über das Sein des Menschen. Der Mensch ist ganz und stabil und aufrecht, weil seine Struktur geistig ist. Aber als ich anfing, die Definition von Kirche im zweiten Abschnitt zu verstehen, in dem es heißt: „Die Kirche ist diejenige Institution, die ihre Nützlichkeit beweist ..." – war für mich das Schöne daran, daß Mary Baker Eddy sie nicht mit einem kleinen c geschrieben hat. Sie schrieb sie mit großem C. („Church"=Kirche — Großschreibung von Wörtern im Englischen verleiht einen höheren Stellenwert.) Also ist Kirche „die Institution, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erfordert", und sie muss den Beweis der Nützlichkeit meiner Arbeit erfordern, mich erheben, mich erwecken. Sie muss all dies für mich tun. Und deshalb ist Kirche so wichtig. Wenn ich die Bibellektion lese und studiere (die Sie im Lektionsheft der Christlichen Wissenschaft finden) — und ich versuche dies jeden Tag zu tun —, werde ich von ihr heute wachgerufen? Werde ich von der Begeisterung und der Freude über den Anruf von jemandem, der mich um Hilfe bittet, wachgerufen? Habe ich die gleiche Spontaneität, die gleiche Freude, die gleiche Inspiration wie vor 30 Jahren? Ich habe sogar mehr. Und der Grund besteht für mich darin, daß ich die Kirche mehr liebe. Ich liebe die Verantwortung, die ich als Kirchenmitglied und als Praktiker habe. Ich muss meine Kirche und meine Praxis ständig wertschätzen, sie unterstützen, für sie beten; was mich dazu treibt, für meine Familie, mein Heim, meine Gemeinde und meine Welt zu beten. Das alles beginnt für mich mit meinem grundlegenden Verständnis für mein Sein als „die Struktur von Wahrheit und Liebe". Und ich bin das, was „auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht", das, was von dem Gesetz Gottes ausgeht. Das ist es, was mich befähigt, Heiler zu sein.
Habe ich die gleiche Spontaneität, die gleiche Freude, die gleiche Inspiration wie vor 30 Jahren? Ich habe sogar mehr. Und der Grund besteht für mich darin, daß ich die Kirche mehr liebe.
Das ist großartig, Mr. Grimes. Fällt Ihnen ein Beispiel dazu ein, wie dieses erhabene Verständnis sich in Ihrer Praxis ausgewirkt hat?
Ich machte den ersten Schritt, als ich in den Vorstand meiner Zweigkirche gewählt wurde. Ich hatte eine sehr sarkastische Einstellung dazu. Und als ich dann gewählt wurde, obwohl mich niemand in der Kirche gut kannte, war ich sehr überrascht.
Und dann dachte ich: „Weißt du was, Junge, jetzt ist es an der Zeit. Entweder richtest du dich jetzt auf oder du bist still. Du fängst besser an, jetzt erwachsen zu werden und ein Mann zu sein." Ich entwickelte sehr viel Engagement in meiner Zweigkirche, offensichtlich durch die Arbeit im Vorstand, und dann wurde ich zum Ersten Leser gewählt. Ich wuchs dadurch in Gnade. Ich wuchs dadurch in Demut. Ich wuchs dadurch geistig. Und ich wuchs bis zu dem Punkt, an dem du nicht mehr über Kirche sprechen kannst, sondern sie leben musst.
Überall wo ich bin, begleitet mich die Idee Kirche. Sie ist in mir. Und sie war wirklich die Grundlage meines weiteren Wachstums.
Lassen Sie uns darüber sprechen, was Sie sagen und wie Sie beten, wenn Sie angerufen werden.
Was ich immer wusste und fühlte, durch das, was ich durch die Christliche Wissenschaft gelehrt wurde, ist, daß Heilung sehr individuell ist. Es heißt für meine Praxis, daß Heilung sehr individuell ist. Das Schöne an der Praxis ist, daß es so viele großartige Praktiker auf der Welt gibt, und die sind — hoffentlich — alle sehr individuell. Auf der Welt gibt es sechs Milliarden Menschen, die jederzeit einen Praktiker anrufen könnten und gesegnet würden — das würde uns alle beschäftigen, wenn unser Denken dafür offen steht.
Aber die Behandlung, die ich heute gebe, ist absolut. Ich brauche nicht zu wissen, was die Materie sagt. Ich muss nicht die Lüge umkehren, die den Menschen als begrenzt und materiell bezeichnet. Ich muss wissen, was Gott ist und was als wahr im Ersten Buch Moses steht: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn." (1. Mose 1:27) Absolute Behandlung bedeutet für mich, wie Gott zu denken, nicht nur über Gott.
Ich erinnere mich daran, daß mich einmal mitten in der Nacht jemand anrief und sagte, sie würde sterben, und wieder auflegte. Nun, ich war irgendwie aufgeschmissen und begann zu beten, ohne zu wissen, was das Problem war. Aber ich musste gar nicht wissen, was es war. Ich fühlte, wie sich ein großer Frieden in mir ausbreitete. Ich legte mich wieder schlafen. Erst drei Tage später hörte ich wieder etwas von den Anrufern. Sie sagten, sie seien vollkommen geheilt.
Sie sehen also, Sie müssen das Problem nicht kennen, wenn Sie von dem absoluten Standpunkt der einen vollkommenen Ursache, des einen Schöpfers aus denken, wissen und lauschen. Auf dieser Grundlage arbeite ich. Wenn Sie dem Patienten zuhören, hören Sie auf das sterbliche Gemüt. Meine Arbeit ist kein verstandesmäßiges Schlussfolgern, sondern ein völliges Fühlen meiner Liebe zu Gott und die endgültige Offenbarung der göttlichen Wahrheit durch Mrs. Eddy.
Können Sie mir noch ein Beispiel zu diesem Gedanken geben?
Ich bekam einmal um 11 Uhr nachts einen Anruf von einer Frau, die kurz vor der Geburt ihres Babys stand. Sie sagte, es gäbe ein Problem, einen doppelten Herzschlag. Sie hatte eine Hebamme, die empfahl, einen Arzt zu rufen. Der Arzt sagte, die Nabelschnur hätte sich um den Hals des Babys gewickelt und bei jeder Wehe würde sie den Herzschlag des Babys stoppen und ihn zum Stolpern bringen. Der Doktor sagte: „Ich lasse Ihnen sechs Stunden Zeit, es durch die Christliche Wissenschaft auszuarbeiten."
Meine Behandlung bestand darin, absolut an der Tatsache festzuhalten, daß das Kind eine vollkommene geistige Idee war. Nichts kann eine Idee strangulieren. Sie ist vollkommen, intakt.
Eine Stunde später rief sie an und sagte: „Es verändert sich nichts." Und ich sagte: „Gott beherrscht die Situation. Punktum." Sechs Stunden später bekam ich den nächsten Anruf. Der Ehemann sagte: „Wir haben nur noch 15 Minuten! Wir müssen sie einliefern, um das Baby irgendwie zu holen." Und ich sagte: „Meine Güte! Warum haben Sie es so eilig? Wir haben noch 15 Minuten Zeit! Es ist geschafft." Und nach 15 Minuten bewegte sich das Baby, kam zur Welt, perfekt, ohne jede Hilfe.
Für mich ist die Erkenntnis wichtig, daß ich nicht der Heiler bin. Ich erkenne das, was bereits besteht. Das Kind als Idee ist vollständig. Nichts kann diese Tatsache ändern. Nichts kann diese Tatsache umkehren. Das ist das Gesetz. Und ich kann nicht das in mein Denken einlassen, was den Patienten beunruhigt, weil ich dann nichts tauge. Wenn der Patient mich anruft und sagt: „Ich bin krank", oder er ein anderes Problem hat, und ich antworte: „Oh je, das ist furchtbar", dann habe ich das Problem verinnerlicht.
Das Wichtige ist also, bei den metaphysischen Tatsachen zu bleiben, ganz egal was der irreführende materielle Augenschein aussagen mag. Sie bleiben bei den Tatsachen und vertrauen darauf. Sie vertrauen darauf, weil dieser Standpunkt geistig wissenschaftlich ist und es wird selbstverständlich eine schöne Richtigstellung geben.
Das ist ganz richtig. Sie gehen zur Wahrheit und Sie bleiben bei der Wahrheit, unter allen Umständen. Das führt zur Freiheit. Und das ist die einzige Grundlage, auf der ich arbeite.
Der Kern erfolgreichen Heilens ist die Voraussetzung, daß Sie, Mr. Grimes, nicht Heiler in Person sind. Sie verlassen sich einfach, nachdrücklich, entschieden, mit äußerstem Ernst auf das wissenschaftliche Heilungssystem, von dem Mary Baker Eddy entdeckte, daß es schon immer bestand und immer bestehen wird.
Ja. Und das ist der Christus, nicht wahr? Das heilende Licht des Christus. Und noch mal, das ist nicht persönlich. Jesus wusste, wer er war. Er wusste, was seine Tätigkeit war. Er war wahrhaftig das Licht jener Zeit, das Licht der Ewigkeit. Als Jesus rief„ Lazarus, komm heraus" (Joh 11:43) — Lazarus war seit vier Tagen tot — rief er nach dem Christusbild des Lazarus. Und für mich ist das Christusbild in jedem Menschen das, was von der falschen Vorstellung oder von der Krankheit, dem Tod oder einem anderen Problem, erlöst. In jedem Menschen ist dieses Christus-Sein.
Und diese wahre Natur in jedem Menschen kann leicht und natürlich geliebt werden.
Genau. Deshalb können Sie jeden Menschen ohne Einschränkungen lieben. Sie lieben nur sein Christus-Sein. Manchmal ist das schwer. Aber ich könnte sagen, die Christusverbindung dieses Politikers ist sein kleines schiefes Lächeln. Das mag das Einzige sein, das ich wahrnehme, aber wenn ich es wahrnehme, muss ich es bestärken. Und wenn ich es bestärke, werde ich mehr Gutes entdecken. Darin besteht für mich die Christliche Wissenschaft. Sie besteht in der enormen Tragweite, die Reinheit des Christus aufrechtzuerhalten, während Sie Ihr Leben leben und auf sich und andere schauen.
Also andere Menschen zu lieben, ihr wahres Gottesbild zu sehen, ganz egal, wie sie erscheinen, ist nicht nur eine Tugend. Es ist eine läuternde Macht und eine praktische Kraft und hat das Potenzial, die Welt zu verändern.
Mr. Hildner, genau darum geht es in meiner Kirche und in meiner Praxis. Ein Licht für die Welt zu sein.
