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Können Frauen besser einparken und Männer besser zuhören?

Aus der März 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den Buchhandlungen sind die Regale vollgestopft mit allerlei Ratgebern für so ziemlich jeden Fachbereich, aber auch speziell für Frauen, für Männer, Ratgeber für die Beziehung, Bücher über die Gleichstellung der Geschlechter und eben auch solche, die versuchen, das „Typisch ...!" zu untersuchen. Auf den Titel eines solchen Buches bezieht sich hier lediglich die Überschrift. Ich möchte Sie auf einen anderen Gedankengang mitnehmen, einen Weg zu einer anderen Sichtweise.

Er beginnt mit einem, wie ich finde, höchst spannenden Beispiel in der Bibel über die Königin Wasti (im Buch Ester). Ihr Mann Ahasveros hatte ein großes Fest veranstaltet, „damit er sehen ließe den herrlichen Reichtum seines Königtums und die köstliche Pracht seiner Majestät viele Tage lang.“ Das Fest war also lange noch nicht zu Ende – die Männer feierten getrennt von den Frauen – als der König „guter Dinge vom Wein“ war und seine Frau Wasti rufen ließ, „um dem Volk und den Fürsten ihre Schönheit zu zeigen. Aber die Königin wollte nicht kommen.“ Wollte sie sich nicht zur Schau stellen lassen? War sie sich ihres Wertes bewusst, der für sie als Autorität galt? Eines Wertes, der sie nicht zum Anschauungsobjekt werden ließe?

Für Ahasveros war dies wohl ein Schock. Er musste sich erst einmal mit seinen Ratgebern besprechen, wie er mit dieser Abfuhr umgehen sollte. Heraus kam das königliches Gebot, „dass ein jeder Mann der Herr in seinem Hause sei.“

Aha! Ist das also doch „typisch Mann“, Härte und Kontrolle ausüben zu müssen? Hieß das für Frauen, keine Handlungsspielräume mehr zu besitzen?

In einem Zeitungsartikel las ich einmal, daß das 21. Jahrhundert den Frauen gehöre, weil überall auf der Welt inzwischen in den entscheidenden gesellschaftlichen Belangen nach speziell weiblicher Denkweise verlangt würde. Das hat nichts mehr mit purem Feminismus zu tun, sondern damit, „jegliche geschlechtsspezifische Voreingenommenheit zu erkennen und Tabus in der wissenschaftlichen Fragestellung zu überwinden“, wie Londa Schiebinger (Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Pennsylvania State University) es ausdrückt.

Ich habe mich in meiner eigenen Umgebung nach „geschlechtsspezifischen Voreingenommenheiten“ umgesehen. Ich beobachte mehr und mehr Männer, die sich Aufgaben widmen und Verhaltensweisen zu Eigen machen, die man lange Zeit Frauen zugeschrieben hatte. Und genauso umgekehrt. Ich werde dennoch in Zukunft vermutlich keinen typischen Männerberuf ausüben und empfinde mich auch nicht als Opfer von Kategorisierungen. Doch insgesamt gesehen können auf vielen Gebieten immer noch Vorurteile über unser aller Handlungsspielräume abgebaut werden. Da tut sich bereits eine Menge. Und das finde ich spannend.

Wie kann man Handlungsspielräume für sich eröffnen, Begrenzungen hinter sich lassen, Klassifizierungen standhalten? Durch das Vertrauen, daß Gottes Hilfe ein gegenwärtiger Schirm, Schutz und Quell ist. Vielleicht spüren Sie ja auch in Ihrem Innersten, daß Gott jedem Menschen das Recht gegeben hat – egal ob Frau oder Mann – sich frei zu entfalten.

Mary Baker Eddy brachte Gott nicht nur mit männlichen Synonymen wie Vater, König oder Hirte in Verbindung, sondern bezeichnete Ihn in ihrer „geistigen Auffassung des Gebets des Herrn“ ohne Wenn und Aber als „Unser Vater-Mutter Gott, all-harmonisch.“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 16). Ihre Biografie zeigt, wie intensiv sie sich im 19. Jahrhundert den festgefahrenen Geschlechtszuordnungen widersetzen musste und durch ihr Vertrauen in eine umfassende Gottheit auch den Mut dazu fand, das zu äußern wie auch zu leben.

In diesem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit definiert sie Gott als „Der große Ich bin“ (S. 587) und fügt neben den sieben Hauptsynonymen auch noch weitere Bezeichnungen hinzu, die allesamt einen männlichen Artikel dabei stehen haben. Im englischen Original gibt es jedoch nur einen Artikel, der für männlich wie weiblich stehen kann. Ferner definiert sie „Vater“ als „... ewiges Leben; das eine Gemüt; das göttliche Prinzip, allgemein Gott genannt" (S. 586) und „Mutter“ als „Gott; göttliches und ewiges Prinzip; Leben, Wahrheit und Liebe“ (S. 592). Leben und Prinzip als die einzigen Schnittpunkte? Nein, im genannten Buch gibt es noch wesentlich mehr, weiter führende Definitionen zu entdecken!

Wenn Sie einmal typische weibliche und männliche Eigenschaften einander gegenüberstellen, werden Sie durchaus inhaltliche Ähnlichkeiten feststellen, beispielsweise fürsorglich bei weiblich und beschützend bei männlich. Und wenn Sie gute Eigenschaften beim jeweils anderen Geschlecht finden, die Sie ganz und gar nicht mit sich oder jemand anderem in Verbindung bringen, so regt es Sie vielleicht doch an, weiter darüber nachzudenken. Wer weiß, vielleicht entdecken Sie das Pendant erst nach und nach–und sei es durch eine ganz neue Formulierung.

Unsere Entdeckungsreise zu einem umfassenderen Verständnis von unserem Schöpfer und Seiner/Ihrer Schöpfung ist somit noch lange nicht zu Ende. Wir können unsere eigenen Fähigkeiten noch viel weiter ausbauen und neue Begabungen in uns und in unseren Nächsten wahrnehmen. Im Vertrauen auf die Allumfassendheit Gottes können wir uns daran freuen, die Töchter und Söhne des einen unendlichen Vater-Mutter Gottes in ihrer Individualität immer leichter und umfassender wahrzunehmen, zu sein und wertzuschätzen.

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