„Bitte geben Sie Ihre Aufgaben ab! Die Zeit ist um!“ Hastig schrieb ich noch ein paar Worte auf mein noch ziemlich leeres Lösungsblatt. Doch das half nicht viel. Wie so oft hatte mir die Zeit mal wieder nicht gereicht. Ein Teil der Englischaufgabe blieb auch diesmal ungelöst. Und das, obwohl ich rein fachlich hervorragend vorbereitet gewesen war.
Dieses Erlebnis liegt viele Jahre zurück, meine Erinnerung an die darauf folgenden Wochen ist trotzdem noch sehr lebhaft:
Nach einer Phase der Niedergeschlagenheit war ich bereit, dieses wiederholt aufgetretene Problem mit Hilfe der Christlichen Wissenschaft zu lösen. Die nächste Englischarbeit stand an. Natürlich lernte ich den vorgegebenen Stoff. Aber diesmal befreite ich mich auch von Gedanken an Zeit und ihre Begrenzungen. Ich weigerte mich bereits während der Lemphase beharrlich, die Befürchtung zuzulassen, daß mir die Zeit für die Vorbereitung oder das Lösen der Englischaufgaben zu kurz sein könnte. Wenn mich wieder Angst beschlich, wieder eine unfertige Arbeit abgeben zu müssen, blieb ich hartnäckig dabei, daß ich, als geistiges Kind Gottes, nicht von der Zeit beherrscht bin. Mein Hauptaugenmerk lag darauf, mein Denken von Begriffen wie Zeitmangel, Zeitdruck und Begrenzung durch Zeit zu befreien. Ich erzog mein Denken zur Konzentration auf die Herrschaft und Fülle des Geistes und der geistigen Idee die auch ich bin. Das Resultat war ein völlig ausgefülltes Lösungsblatt, das ich abgeben konnte, lange bevor der Lehrer die Aufforderung dazu gab. Das war mir vorher noch nie gelungen. Für diese Arbeit erhielt ich die Note 2. Ich war also nicht nur vor Stundenende fertig, sondern lieferte auch noch gute Qualität.
Wenn ich über Zeitmanagement nachdenke, geht es mir nicht darum, mich und meine Aufgaben in eine Zeiteinheit hineinzupressen. Viel mehr verstehe ich Zeitmanagement als das Durchbrechen der Begrenzungen, die die Zeit uns auferlegen möchte. Und so komme ich zu der Frage:
Ist die Zeit Ihr Manager? Oder managen Sie Ihre Zeit?
Im ersten Fall bestimmt die Zeit Ihr Leben: Welche Aufgaben Sie an einem Tag schaffen. Wie viel Schlaf Sie brauchen. Nach wie viel Jahren die ersten Fältchen erscheinen. Wann der Mensch zum „Alten Eisen“ gehört. Ja – sogar wie lange eine Heilung dauert. Aber wollen wir uns wirklich in solche Raster einsortieren lassen? Wollen wir wirklich zulassen, daß die Zeit unser Leben bestimmt, uns managt?
Was ist Zeit eigentlich? Für mich ist Zeit nichts anderes als ein materieller, begrenzender Anspruch. Ein Anspruch, der daraus resultiert, daß der Mensch sich als materielles Wesen definiert. Interessant ist die Aussage, die Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit macht: „Zeit. Sterbliche Abmessungen; Begrenzungen; ... (das ganze Zitat können Sie auf Seite 595 dieses Buches nachlesen).
Wenn wir die Zeit nicht mehr als eine feste Einheit verstehen, sondern sie durch das Verständnis ihrer Ungültigkeit beherrschen, dann erlangen wir mehr Spontaneität und Freiheit.
Wie gelingt uns das?
Es geht nur über ein neues Verständnis unseres Selbst. Solange wir uns selbst als materiell und sterblich betrachten, so lange unterliegen wir den sogenannten materiellen Gesetzen und diese Gesetze sind immer: Begrenzung. Hier komme ich zur nächsten Frage: Was ist Materie, was ist materiell? Meine Antwort hierauf: Begrenzung. Auch materielle Gedanken sind nichts weiter als Begrenzung. Selbst wenn wir geistig sind und glauben, wir seien materiell, ist die Folge: Begrenzung.
Gott ist Geist. Der Mensch – sein Bild und Gleichnis – ist geistig. Der Mensch ist bereits geistig. Deshalb ist es nicht nötig, Materie los zu werden. Es reicht aus, materielle – also, alle begrenzenden – Gedanken zu überwinden.
Zurück zu meinem Erlebnis als Schülerin. Was habe ich getan? Ich habe, neben der fachlichen Vorbereitung, mein Bewusstsein von allen begrenzenden Gedanken an alles befreit, was irgendwie mit Zeit zusammenhängt. Das war nicht einfach, denn die Erfahrung hatte mir gezeigt, daß mir mehrfach die Zeit für das Lösen von Englischaufgaben nicht gereicht hatte. Vor allem aber erkannte ich, daß ich mich die ganze Zeit als materiellen, begrenzten Menschen wahrgenommen hatte, der mit menschlichen Mitteln (Lernen) versuchte, ein Problem zu lösen. Je mehr ich mich als geistige Widerspiegelung des unendlichen Lebens verstand, desto freier wurde ich. Zuerst musste ich also die lang gewohnten, alter Denkstrukturen aufgeben und neue akzeptieren. Auch das gelang mir nicht auf Anhieb und so manche Träne der Verzweiflung floss. Aber ich blieb gehorsam dabei, das, was ich von Geist und den geistigen Gesetzen bereits verstanden hatte, in meinem Bewusstsein zu stärken. Die Demonstration, der Beweis meines neuen Verständnisses von Gott, meiner Selbst und der Unbegrenztheit des Seins erfolgte bei der oben beschriebenen Schulaufgabe.
Die Grundlage für meine Einstellung zu Zeit und anderen Begrenzungen basiert auf dem schon oben zitierten Buch. Die dort notierten Gedanken, beharrlich angewandt, haben mir immer Freiheit, Heilung und Lösungen gebracht. Dort lesen Sie zum Beispiel auf Seite 468: „Ewigkeit, nicht Zeit, drückt den Gedanken des Lebens aus und Zeit ist kein Teil der Ewigkeit. Das eine hört in dem Verhältnis auf, wie das andere erkannt wird.“ Oder auf Seite 598: „Zeit ist ein sterblicher Gedanke, dessen Teiler das Sonnenjahr ist. Ewigkeit ist Gottes Maß für seelenerfüllte Jahre.“ Was tun wir also, wenn wir uns gedanklich davon lösen, daß Zeit uns beherrscht? Wir lassen die Möglichkeit zu, daß tatsächlich die Ewigkeit unser Leben bestimmt – nicht die Zeit. Wie gesagt, es ist ein gedanklicher Prozess, der nötig ist, um uns in immer größerem Maße von den Begrenzungen und Vorgaben der Zeit unabhängiger zu machen.
Das beschriebene Ereignis in der Schule war ein Schlüsselerlebnis, um mich als eine unbegrenzte Idee Gottes kennen zu lernen. Seitdem habe ich viele Beweise für die Unendlichkeit des Seins erleben dürfen.
Ich wünsche Ihnen eine Zeit voller wertvoller Schlüsselerlebnisse und unbegrenzter Möglichkeiten.