Geschichte bedeutet nicht immer die „Fakten“ zu erforschen. In vielerlei Hinsicht sammeln wir durch Geschichte Perspektiven. Wenn wir die Vergangenheit kennen, kann sich unser Gesichtskreis ändern und wir können sogar Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen.
Als ich mich darauf vorbereitete, diesen Artikel zu schreiben, wusste ich, dass Mary Baker Eddy sehr wenig über das Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft gesagt hatte, also beschloss ich, dass es am besten sei, Artikel aus frühen Ausgaben des Christian Science Journal und Sentinel zu lesen. Dadurch eröffnete sich mir eine reichhaltige Geschichte. Ich dachte, die Historie des Vierteljahresheftes bezöge sich darauf, wie aus Bibellektionen Predigten entstanden. Ich hatte unrecht. Dies ist eine Geschichte darüber, wie eng Predigen und Studieren miteinander verflochten sind.
Wie viele unserer Leser sicher wissen, geht es beim Vierteljahresheft auch um eine andere Kombination, die von Bibel und Wissenschaft und Gesundheit (WuG). Diese Verbindung der Heiligen Schrift mit dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft ist sehr ursprünglich. Schon 1879, bei der Gründung der Kirche Christi (Wissenschaftler), wurde folgender Glaubenssatz von den Mitgliedern angenommen: „Als Anhänger der Wahrheit nehmen wir die Heilige Schrift als unseren Führer zum ewigen Leben.“ (Der Glaubenssatz heißt heute: „Als Anhänger der Wahrheit nehmen wir das inspirierte Wort der Bibel als unseren ausreichenden Führer zum ewigen Leben." [WuG, S. 497] ) In der Christlichen Wissenschaft ist das Erforschen der geistigen Bedeutung der Heiligen Schrift ein wesentlicher Teil des täglichen Studiums. Dies zeigt in mancher Hinsicht, weshalb eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift wie das Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft so wichtig war und ist.
Im Jahr 1890, etwa zehn Jahre nach der Gründung der Kirche, erschien die erste Ausgabe des Vierteljahresheftes. Aber seine Geschichte begann viele Jahre vorher. Wir könnten mit Mary Baker Eddys eigener Liebe für die Heilige Schrift beginnen, eine Hingabe, die in ihrer Kindheit begann. Wir könnten ihr intensives Studium des Ersten Buches Mose betrachten, in den Jahren, die einer bemerkenswerten Gebetsheilung von Verletzungen im Jahr 1866 folgten. Ihr Buch über die heilende Wissenschaft, die sie entdeckte, mit dem Titel Wissenschaft und Gesundheit, benannte sie 1883 um in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.
Im Herbst 1883 erschienen zum ersten Mal „Bibellektionen”, die von Mary Baker Eddy geschrieben wurden, im Journal of Christian Science (in der vierten Ausgabe der Zeitschrift).
Diese Lektionen gleichen nicht den Bibellektionen von heute, man könnte sie eher als „Kurzpredigten" bezeichnen, und vielleicht waren sie auch ursprünglich Predigten. Ein Kirchenbericht von Calvin Frye deutet darauf hin: „Von November 1883 bis April 1884 fanden regelmäßig Sonntagsgottesdienste in den Hawthorn-Räumen statt, wobei unser Pastor Rev. Mary B. G. Eddy bei den meisten dieser Treffen ein Amt ausübte und an denen durchschnittlich 200 Menschen teilnahmen. Ihre Bibellektionen waren von unschätzbarem Wert ...“ (L18160, Calvin Frye, „Bericht des Geschäftskomitees”, 1. Dezember 1884, The Mary Baker Eddy Collection, The Mary Baker Eddy Library for the Betterment of Humanity).
Diese Lektionen haben wohl auch einen der ersten Christlichen Wissenschaftler namens Frank Mason, Mrs. Eddys Assistent in der Bostoner Kirche, dazu angeregt, eigene Lektionen herauszugeben. Eine Ankündigung im juni-Journal von 1888 erklärt, dass die neuen Lektionen „Anmerkungen zu den Internationalen Sonntagsschullektionen“ sein werden.
(Internationale Sonntagsschullektionen sind sehr bekannte öffentliche Studienführer zu Bibeltexten. Sie werden auch heute noch herausgegeben.) Die Ankündigung im Journal beschrieb, dass Mason diese Werkzeuge zum Studium als Grundlage für Predigten nutzen würde, die vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft ausgingen. Und seine Anmerkungen sollten auf besonderen Wunsch von Mrs. Eddy herausgegeben werden.
Während Eddy kurze Bibeltexte als Grundlage ihrer Lektionen benutzt hatte, machte Manson die nicht konfessionsgebundenen internationalen Lektionen zu einer Art System. So wie Mary Baker Eddys „Lektionen“ waren Masons „Anmerkungen“ predigtähnliche Kommentare. Er erforschte die Symbolik und die geistigen Bedeutungen der Bibelerzählungen und fügte im Allgemeinen besondere Hinweise auf Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit mit ein.
Im Herbst 1883 erschienen zum ersten Mal „Bibellektionen“, die von Mary Baker Eddy geschrieben wurden, im Journal of Christian Science (in der vierten Ausgabe der Zeitschrift).
Spät im nächsten Jahr, im Journal vom Dezember 1889, wurde angekündigt, dass die „Bibellektionen der Christlichen Wissenschaft“ „vorbereitet durch einige Mitarbeiter der Christlichen Wissenschaft“ als eigene Zeitschrift herausgegeben würden, die bald den Namen Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft erhielt. Die Lektionen würden „umfassende Stellenangaben aus Wissenschaft und Gesundheit, die die zur Diskussion stehenden Texte aus der Heiligen Schrift veranschaulichen“, zum Inhalt haben. Sie würden nicht mehr Minipredigten ähneln (obwohl es einige Jahre dauerte, bis lange einführende Abschnitte verschwanden), und die vielen Stellenangaben aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit ermutigten zum persönlichen Studium und zu persönlicher Inspiration.
Einige Jahre danach nahmen die Bibellektionen eine andere Funktion ein, eine, die den Ursprung der Lektionen aus Predigten ins Bewusstsein rief. Die Leser des Journals vom April 1895 müssen sehr erstaunt gewesen sein über die neue Anweisung von Mary Baker Eddy: „Demütig und wie ich denke, göttlich geführt – erkläre ich hiermit, dass die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, von nun an der einzige Pastor der Kirche Christi, Wissenschaftler, im ganzen Land und in anderen Ländern sein sollen.“
Ein Pastor, der aus zwei Büchern bestand? Vielleicht gibt der Titel des Artikels „Kirche und Schule“ einen Hinweis auf die neue Rolle, die sie für die Bibellektionen vorsah. Von jetzt an würde eine Lektion die Predigt für Gottesdienste sein, blieb aber ebenfalls die Grundlage für Studium, Unterweisung und eigene Inspiration.
Die Themen der Lektionen blieben zunächst auch die internationalen Themen, aber ein paar Jahre danach änderte Mrs. Eddy dies. In einer kurzen Nachricht an das Komitee, das die Lektionen vorbereitete, schrieb ihr Sekretär Calvin Frye, dass sie „die beiliegende Liste mit Themen für die Sonntagsgottesdienste vorbereitet hat. ... Sie fordert Sie dazu auf, dass Sie ab sofort Lektionen aufgrund der beiliegenden Themen vorbereiten, damit sie in dem Vierteljahresheft veröffentlicht werden können, das jetzt zum Druck fertig ist.“ (L07294, Calvin Frye an das Bibelkomitee, am 26. April 1898, The Mary Baker Eddy Collection).
Mary Baker Eddy stoppte den Druck des bereits fertigen Vierteljahresheftes mit einer Liste mit 26 Themen. Die erste neue Lektion am 3. Juli 1898 war „Gott“. Eine Reihe von Artikeln im Sentinel (die später im Journal als ein einziger Artikel erschienen) gibt uns einen flüchtigen Eindruck der Begeisterung, mit der diese neuen Predigten aufgenommen wurden. Der Autor der Artikel war lrving C. Tomlinson, ein Mitglied des Komitees für die Bibellektionen und ein Schüler Mary Baker Eddys. „Es gibt keinen wirksameren Weg, das Wort zu lehren, als den Weg dieser Lektionen“, erklärte er – ein eindrucksvolles Lob eines früheren Pfarrers! (The Christian Science Journal, Mai 1899, S. 144)
Nicht jeder war sich sicher, dass so eine kurze Liste von Themen zur Inspiration ausreichen würde. In seinen Memoiren erinnert sich Tomlinson, dass Mary Baker Eddy 1901 eine Liste von möglichen neuen Themen überreicht wurde. Ihre Bemerkungen trafen genau das Wesentliche: „Die zusätzlich aufgestellten Themen, die mir für die Lektionen gesandt wurden, sind unnötig. Sie können alle unter den gegenwärtigen Themen behandelt werden, die jedes einzelne von denen, die Sie mir gaben, einschließen. Sagen Sie dem Komitee, die ursprünglichen Themen wurden mir von Gott eingegeben – sie genügen, und sie werden für immer bestehen bleiben.“ (Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy, S. 162, [Ausgabe von 1972])
Mary Baker Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit: „Die göttliche Wissenschaft, die in der ursprünglichen Sprache der Bibel gelehrt wurde, kam durch Inspiration und es erfordert Inspiration, sie zu verstehen.“ (S. 319) Die Bibellektionen befähigen Studenten der Heiligen Schrift diese Inspiration in die Gemeinde zu tragen, zu den Sonntagsschülern und in eine Welt, die begierig auf Heilung wartet.
