Die Kirche als Institution hat das Potenzial, die ganze Welt zu segnen, daher lohnt es sich, uns von den stereotypen Vorstellungen eines langweiligen, angepassten und einengenden Orts abzuwenden und den wahren Zweck von Kirche zu erkennen, nämlich zu inspirieren und zu heilen. Wenn wir jeden aggressiven oder subtilen mentalen Widerstand gegen die Idee von Kirche überwinden, erlangen wir möglicherweise den Wunsch, uns stärker mit ihr zu verbinden und ihre revolutionären Auswirkungen auf die Welt zu unterstützen.
Wenn die Kirchenorganisation nichts als eine überholte Tradition wäre, an der wir nur der Form halber festhalten, bräuchten wir sie nicht, um unsere Erforschung und Praxis der Christlichen Wissenschaft zu unterstützen. Doch Kirche ist mehr als nur ein Ort gemeinschaftlicher Anbetung – sie ist unerlässlich für das individuelle geistige Wachstum. Und ohne einen funktionierenden Rahmen auf der Grundlage der göttlichen Gesetzgebung wird uns das schiere Ausmaß des Auftrags Christi, die menschliche Familie geistig und wirksam zu nähren, möglicherweise überwältigend erscheinen. Dann meinen wir vielleicht, unsere persönlichen Bemühungen, Gott in dieser Weise zu dienen, seien unzulänglich.
Die zentralen Gebote des Christentums sehen vor, 1. Gott über alles und 2. unsere Mitmenschen wie uns selbst zu lieben. Das erfordert weiterzugeben, was wir lernen. Das Engagement – die Aktivitäten – der Kirche Christi, Wissenschaftler, verfolgt das Ziel zu helfen, Christi Jesu Anweisungen zu befolgen: das Evangelium der ganzen Schöpfung predigen (siehe Markus 16:15) und die Kranken heilen, die Aussätzigen reinigen, die Toten aufwecken und die Dämonen austreiben (siehe Matthäus 10:8). Diese Aktivitäten schließen öffentliche Gottesdienste, Sonntagsschule bis zum Alter von zwanzig Jahren, Zeitschriften mit aktuellen Berichten geistiger Heilung, Leseräume mit autorisierter Literatur der Christlichen Wissenschaft und öffentliche Vorträge für alle, die mehr über die Christliche Wissenschaft lernen möchten, mit ein.
Mary Baker Eddy hat diese Möglichkeiten gesellschaftlicher Interaktion mit ihrer Kirche eingerichtet, damit die Kirche auf das fundamentale Bedürfnis der Menschheit eingehen kann, einen Zugang zu Gott, Geist, zu haben. Unsere Dankbarkeit für die geistigen und moralischen Segnungen, die wir durch die Kirche erhalten haben, motiviert uns, Mrs. Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft mit der Welt zu teilen. Die Kirche und ihr Engagement sind Gottes Gabe zur Unterstützung unseres Fortschritts und des der Menschen in unserem Umfeld.
Ich hatte Gelegenheit, Teil dieses Engagements zu sein, als ein junger Mann den Leseraum unserer Kirche Christi, Wissenschaftler, betrat, während ich dort Dienst tat. Er war sichtlich bedrückt und wollte wissen, wo man in der Bibel nachlesen kann, dass es eine echte Hölle gibt. Als ich ihm erklärte, dass die Hölle eine Metapher für destruktives Denken ist und kein physischer Ort, fing er an, mir viele unschöne Dinge über sein Leben zu erzählen. Ich hatte intuitiv das Gefühl, dass er Selbstmord erwog, auch wenn er nichts darüber sagte. Ich fühlte mich veranlasst, unmissverständlich zu sagen, dass Selbstmord keine Lösung ist, sondern zu dem, was in Ordnung gebracht werden muss, noch etwas hinzufügen würde. Ich versicherte ihm, wie sehr sein wahrer Vater-Mutter-Gott ihn liebt, wo immer er auch ist, da er Gottes eigener Sohn ist, und dass Gott ihn immer liebt und sein wahres, gutes Wesen erkennt.
Das berührte den Mann so sehr, dass er in Tränen ausbrach und zugab, dass er tatsächlich vorgehabt hatte, sich an diesem Morgen das Leben zu nehmen; er war auf dem Weg zu der Brücke, von der er sich herabstürzen wollte. Er hatte gedacht, er betrete ein einfaches Bibelgeschäft, als er hereinkam, um zu fragen, ob die Hölle ein echter Ort ist. Ich sprach weiter über Gottes allumfassende Liebe und dass Gott immer gegenwärtig ist, um uns zu helfen, unabhängig davon, was wir getan haben mögen. Der Mann erzählte mir einige Sachen, die er anderen angetan hatte; sie schienen ihn seelisch mehr zu belasten als die furchtbaren Dinge, die er selbst erlebt hatte. Er glaubte, seine Familie und andere so verletzt und enttäuscht zu haben, dass es unmöglich war, alles wieder in Ordnung zu bringen.
Ich fühlte mich inspiriert, ihm ein paar praktische Ideen zu nennen, mit denen er einige seiner Taten wiedergutmachen konnte, und er wurde ganz lebhaft, als wir darüber sprachen, wie er diese Ideen umsetzen könnte. Seine gesamte Haltung änderte sich verglichen mit seiner Ankunft im Leseraum. Er lächelte nun dankbar und sagte, er werde sein Vorhaben, sich das Leben zu nehmen, nicht ausführen. Er war fest entschlossen, produktiv zu sein und daran zu arbeiten, seine Fehler wiedergut zu machen. Er beendete unser Gespräch mit den Worten, dass er hoffte, anderen eines Tages so helfen zu können, wie ihm geholfen worden war. Dann umarmte er mich und ging.
Drei Wochen später kam er wieder, um mir zu sagen, dass es ihm gut ging und dass er angefangen hatte, die zerbrochenen Beziehungen in seinem Leben zu kitten. Ich war sehr dankbar, an jenem Tag im Leseraum gewesen zu sein, und noch viel mehr, dass unsere Kirche diese öffentliche Ressource unterhält, an die sich jeder Mensch wenden kann, um Trost und Unterstützung zu finden. Ich freute mich, die Gelegenheit zu haben, diesem Mann zeigen zu können, dass die Bibel kein Buch über die Hölle, sondern ein Fenster ist, das Gottes unerschütterliche Liebe zu Seiner Schöpfung offenbart. Dies ist nur ein Beispiel für die vielen sehr inspirierenden und lebensverändernden Möglichkeiten, die uns die Kirche bereitstellt, um den Bedarf der Menschheit nach Gott – nach göttlichem Leben und göttlicher Wahrheit und Liebe – zu stillen.
Ich denke oft an die Begegnung zwischen der Samariterin und Jesus am Brunnen (siehe Johannes 4:5–30). Sie war keine typische Gläubige und hatte mehrere Einwände gegen das, was Jesus ihr sagte. Doch dann war sie so von seiner geistigen Wahrnehmung ihrer komplizierten Beziehungen und ihres Bedarfs an einer klareren moralischen Richtung beeindruckt, dass sie bereit war, allen am Ort zu sagen, dass Jesus der prophezeite Christus war. Ihre klare Erkenntnis und ehrliche Dankbarkeit für den Christus segnete nicht nur andere in ihrer Stadt, sondern ihre Geschichte segnet alle, die seitdem im Johannesevangelium davon gelesen haben. Jesu Worte am Brunnen und die herzliche Bekanntmachung der Frau, dass der Christus gegenwärtig und praktikabel ist, könnten als die Erfüllung der Mission von Kirche betrachtet werden, die gute Nachricht von der Erlösung an unsere Mitmenschen weiterzugeben.
Wenn unser Herz von Gottes wundervoller Liebe aller Seiner Kinder und der geistigen Bedeutung des Christus erfüllt ist, empfinden wir unsere Hingabe zu Gott und dem Christus so deutlich, dass der Wunsch, am heilenden Engagement unserer Kirche mitzuwirken, uns ganz ausfüllt. So schätzen wir die göttlich verliehene Macht der Kirche, die gute Nachricht über wahre Gerechtigkeit, Frieden, ein reichhaltiges Leben und die Liebe allen weiterzugeben.
