Gibt es in einer Atmosphäre, in der die Luft, die wir atmen, nur noch Furcht zu sein scheint – aufgrund globaler Instabilität, Uneinigkeit und Aggression –, nichts, was wir tun können? Ich habe entdeckt, dass ich Furcht überwinden kann, wenn ich mich vorbehaltlos im Gebet an Gott wende. Wenn wir lernen, dass Gott, die göttliche Liebe, überall zugegen und allmächtig ist, erkennen wir selbst, dass Furcht keine Gegenwart, kein Wirkungsfeld und keine Macht hat. Und immer, wenn wir bereit sind, furchtlos zu leben, tragen wir zur Verringerung von Furcht insgesamt bei.
Als ich vor vielen Jahren in Spanien lebte, sah es einmal so aus, als hätte ich alles verloren. Während ich Angehörige besuchte, erhielt ich einen Anruf von der Polizei, die mir sagte, mein Haus sei ausgeraubt und verwüstet worden. Erstaunlicherweise gab es ein Foto von dem Täter, einschließlich des Nummernschilds seines Autos, das ihn beim Verlassen meines Grundstücks zeigte, und die Polizei sagte, ich solle unverzüglich nach Hause kommen.
Als ich etliche Stunden später eintraf, waren Beamte draußen vor meinem Haus. Sie sagten mir, dass sie noch nie eine solch brutale Zerstörung und Verwüstung gesehen hätten. Aus ihrer Sicht war das Motiv Hass. Türen und Fenster waren verschwunden. Alles, was das Haus bewohnbar gemacht hatte, war zerstört. Alle Möbel waren weg, und das Haus war innen und außen verschandelt worden.
Als die Polizei gegangen war, wurde ich von einer Welle intensiver Furcht und Ressentiments überrollt. Es fühlte sich an, als ob meine gesamte Existenz übermannt und ihrer Würde beraubt worden war. In dem Augenblick war es mir unmöglich, das Haus zu betreten. Ich beschloss, ein paar Nahrungsmittel sowie Planen zu kaufen, um die offenen Fenster und Eingänge abzudecken.
Mein Studium und meine Praxis der in der Bibel verwurzelten Christlichen Wissenschaft hatten mich gelehrt, dass die Macht Gottes alle Arten von Schwierigkeiten heilt und harmonisiert. Ich wusste, dass ich beten musste, um die Vaterschaft und Mutterschaft der göttlichen Liebe zu fühlen, die mich umgab – in den zwanzig Jahren vor diesem Vorfall hatte ich sie schon viele Male gefühlt. Das war die einzige Möglichkeit, den Samen der Furcht zu entfernen, der drohte, in meinem Denken Wurzeln zu schlagen. Ich brauchte innere Ruhe, um Gottes Führung zu hören.
Als ich betete, fielen mir diese Worte von Jesaja in der Bibel ein: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (41:10). Mir war klar, dass niemand von dem Trost und der Hilfe dieser machtvollen Verheißungen abgeschnitten ist, selbst wenn sich das Heim oder die Heimat von Menschen mitten in einem Konfliktgebiet befindet.
Diese Worte von Christus Jesus in der Bergpredigt kamen mir mit Nachdruck in den Sinn: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf der Erde, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen“ (Matthäus 6:19, 20).
Mit diesen tröstlichen geistigen Ideen ausgerüstet, fühlte ich mich ruhiger. Ich konnte das Haus dank neuer Kraft von Geist, Gott, betreten, und mich der Situation stellen. Ich verbrachte die nächsten zwei Tage im Haus und betete Tag und Nacht. Meine Gedanken waren so mit Gottes Gegenwart erfüllt, dass die Verwüstung und Furcht mich nicht beeindrucken konnten. Ich hatte das Gefühl, das Haus erst verlassen zu dürfen, wenn ich die absolute Überzeugung erlangt hatte, dass nichts mein Heim – das ewiglich in Liebe enthalten ist – jemals berührt hatte.
In diesen beiden Tagen wurde ich durch Gebet von dem Gefühl absoluter Verwüstung zu unbeschreiblicher Freude geführt. Als ich verstand, dass richtige Ideen von Gott meine wirkliche, geistige Identität tragen, erkannte ich, dass sich nichts wirklich verändert hatte. Meine geistige Identität als Gottes Widerspiegelung war mein dauerhaftes Zuhause – unzerstörbar, intakt und unangetastet. Das bewirkte nicht nur tiefen Frieden, sondern befähigte mich, die ganze Menschheit mit echter Anteilnahme und voll Herzenswärme zu betrachten.
Am dritten Tag konnte ich wie gewünscht zur Polizei zurückkehren – diesmal ohne Wut oder jegliches Gefühl der Überwältigung. Man sagte mir, dass diese Einbrecher als höchst gefährlich galten. Da ich früher selbst Polizist war, erhielt ich die Erlaubnis, mich an der Suche nach den Tätern zu beteiligen, solange ich mit dem Ermittlungsleiter in Verbindung blieb, wozu ich mich bereiterklärte.
Die Polizei zeigte mir das Foto des Mannes, der auf meinem Grundstück gesehen worden war. Er wurde verdächtigt, der Kopf dieser Gruppe zu sein. Ich betete um Führung und konnte nach einer kurzen Suche erfahren, wo der Mann wohnte. Ich ging zu seinem Haus und traf ihn in seinem Auto an. Ich wusste, dass das Gesetz der Liebe alle Falschheit aufdeckte. Als ich direkt auf sein Auto zuging, mich vorstellte und die Gegenwart der göttlichen Liebe fühlte, konnte ich klar erkennen, dass dieser Mann ebenfalls nicht von Liebe getrennt werden konnte. Diese allumfassende geistige Liebe ließ keinen Platz für Furcht übrig.
Ich sagte ihm, dass ich der Besitzer eines Hauses sei, das er unlängst ausgeraubt hatte. Ich redete ein paar Minuten mit ihm und empfand viel Anteilnahme und Herzenswärme für ihn. Er fing an zu weinen und sagte, er wisse, dass das, was er getan hatte, falsch war. Ich sprach freundlich mit ihm und sagte, dass er nur ein nützliches und erfolgreiches Leben führen könne, wenn er sein falsches Verhalten berichtigte.
Das war meine Art, das Gebet des Herrn zu leben, das Christus Jesus seinen Jüngern gegeben hat. Darin heißt es unter anderem: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben“ (Matthäus 6:12). Ich fühlte die Macht und praktische Anwendbarkeit dieses heilenden Gebets und wusste, dass es das liebevolle und berichtigende Gesetz Gottes ist, dem zu gehorchen für uns als Ausdruck Gottes ganz natürlich ist. Es bewirkt immer Furchtlosigkeit und Wiederherstellung.
Wir fuhren gemeinsam in meinem Auto zur Polizeiwache, wo der Mann verhaftet wurde. Nach einem Gerichtsverfahren wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Obwohl ich nichts von dem weiteren Werdegang des Mannes weiß, ist mir klar, dass er durch den Christus – die Botschaft der göttlichen Liebe, die zum menschlichen Bewusstsein spricht – ebenso berührt worden sein muss, wie ich. Einige Monate später rief mich der Ermittlungsleiter an und sagte mir, dass die Zahl der Einbrüche in meiner Stadt und Umgebung deutlich gesunken sei. Er sagte, er sei sehr dankbar für meinen Mut und das, was ich hatte bewirken können. Die Schäden am Haus wurden später repariert, und ich kaufte neue Möbel, sodass ich wieder in dem Haus wohnen konnte.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass wir alle zärtlich vom göttlichen Gesetz regiert werden. Dieses Gesetz besagt, dass es weder einen bösen Ursprung noch einen bösen Einfluss gibt – nichts, was den wahren Zweck eines Menschen, ein Segen zu sein, umkehren kann. Hier gibt es keine bösen Absichten, denn die Gegenwart von Gottes unendlicher Güte zerstört jede Form des Bösen.
Die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, begründet die Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘, vernichtet heidnische und christliche Abgötterei – alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte“ (S. 340).
Furcht ist nicht unumgänglich, und das Böse ist nicht der normale Status des Menschen. Dies wird sich in unserer individuellen und kollektiven Erfahrung deutlicher zeigen, wenn wir zulassen, dass Gottes Liebe jeden Aspekt unseres Lebens segnet und leitet.
