Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, kann oft das Gefühl aufkommen, in einer schwierigen Situation zu stecken und nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten zu haben. Und wenn wir aus vorgefassten Meinungen, Angst, Verzweiflung oder gar Wut vorgehen, wird das Ganze noch schwieriger. Doch wir können uns gelassen durch den Entscheidungsprozess führen lassen, indem wir beten und verstehen, dass solche Führung von Gott kommt.
Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, dass Gott immer bei uns ist und uns führt, wenn wir zuhören. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, sagt dazu: „Wenn der Mensch von Gott regiert wird, dem immer-gegenwärtigen Gemüt, das alle Dinge versteht, dann weiß der Mensch, dass bei Gott alle Dinge möglich sind“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 180). Mit diesem Wissen können wir erkennen, dass es für jede Situation eine gute Lösung gibt, egal wie wichtig oder unwichtig eine Entscheidung erscheint.
Als ich 13 war, verbrachte ich ein paar Wochen in einem Sommerlager, wo ich zu den ältesten Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehörte. Weil die meisten jünger waren, waren viele Aktivitäten nicht so sehr auf meine Altersgruppe abgestimmt. Aber die Betreuerinnen und Betreuer gaben mir kleine Aufgaben, die mir Spaß machten, und so wurde es mir nicht langweilig.
Doch zwei Mädchen in meinem Alter hielten sich abseits und wollten sich nicht beteiligen. Eines Abends fragten sie mich, ob ich es nicht blöd fand, dass so viele Sachen für die jüngeren Kinder organisiert wurden. Sie wollten wissen, wieso ich mich mit so einem „Babykram“ abgab.
Als ich ihnen zuhörte, merkte ich auf einmal, dass ich eine Wahl treffen musste. Ich konnte weiter mit den anderen spielen, den Betreuerinnen und Betreuern zur Hand gehen und eine herrliche Zeit verleben, oder ich konnte alles kritisch betrachten und mich fehl am Platz fühlen. Doch nun, wo die anderen Mädchen mir gesagt hatten, wie sie die Aktivitäten betrachteten, kam es mir vor, als könnte ich nicht zu der alten Unschuld des rein vergnüglichen Sommerlagers zurückkehren.
Erst zögerte ich, den Mädchen zu sagen, was ich fühlte. Was, wenn sie mich auch lächerlich oder kindisch fanden, weil es mir dort Spaß machte? Aber ich hatte ein tiefes Bedürfnis, ehrlich zu sein – mit ihnen und mit mir selber. „Ehrlichkeit ist geistige Macht“, lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit (S. 453). Also erklärte ich den beiden, dass ich meine Zeit im Sommerlager sehr genoss. Ich fühlte mich von allen ernst genommen, daher empfand ich meinen Beitrag dort nicht als Babykram, sondern als Möglichkeit, von den Betreuerinnen und Betreuern zu lernen und gleichzeitig fröhlich mit den Kindern zu spielen.
Als ich ihnen das erklärte, erkannte ich, was für eine wundervolle Rolle mir gegeben worden war, und ich sah diese Erfahrung in einem noch schöneren Licht als vorher. Auch wenn ich die beiden Mädchen nicht überzeugen konnte, war meine Zeit dort ein Gewinn.
Seit jenem Sommer musste ich solch eine Wahl – mal klein und mal groß – noch viele Male treffen. Nicht jede war so einfach, aber aus diesem ersten Erlebnis habe ich gelernt, dass ich überhaupt wählen kann! Es gibt in der Bibel sehr gute Beispiele solcher Wahlen und Entscheidungsfindungen. Eins davon ist Josua, ein Nachfolger von Mose, der die Kinder Israel ins gelobte Land führte. Er sagte zu ihnen: „Fürchtet nun den Herrn und dient ihm treu und wahrhaftig ... erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt“ (Josua 24:14, 15). Und dann nannte er die verschiedenen Götter, denen ihre Väter gedient hatten, sowie die der Amoriter. Sie alle hatten keine Macht, weil außer dem einen Gott kein anderer Gott existiert.
Natürlich war meine Entscheidung als Teenagerin, das Sommerlager zu genießen, nicht mit der Wahl zwischen Gott und irgendwelchen Abgöttern zu vergleichen. Aber in schweren Zeiten fand ich es ungeheuer hilfreich zu wissen, dass es bei Entscheidungen nicht nur eine Sichtweise gibt und dass ich nicht verzweifeln muss. Ich habe gelernt, eine Pause einzulegen und mich zu fragen, welche Wahlmöglichkeit ich habe. Und wenn ich nicht sofort eine eindeutige Wahl erkenne, kann ich Gott fragen, was ich hier wissen muss. Diese Herangehensweise half mir dabei, Entscheidungen über Leistungskurse in der Oberstufe, Studienfächer an der Uni und das Thema für meine Magisterarbeit sowie berufliche Wege, Freundschaften und viele andere Dinge zu treffen.
Ob als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, wir haben immer die Wahl zwischen Richtig und Falsch, zwischen Zuversicht und Verzweiflung, denn wir können jederzeit Gott um Führung bitten, und Er führt uns immer auf dem richtigen Weg.
