Meine Mutter hat antike Uhren gesammelt. Jedes Zimmer unseres Hauses war von Ticken erfüllt, und mein Vater zog sonntagnachmittags sämtliche Uhren auf. Sie tickten und schlugen die Stunde an, und jedes Pendel ging unablässig hin und her. Pendel gehörten zur Kulisse meiner Kindheit.
Jede Uhr hatte eine faszinierende Mechanik und ein wunderschönes Gehäuse, doch Uhrwerke können sich weder auf andere auswirken noch Menschen Vorschriften machen. Ich habe darüber nachgedacht, dass das Hin und Her eines Pendels eine imaginäre „Pendelkraft“ symbolisieren könnte. Heute lerne ich, dass ich von keiner schwingenden Einheit und keinem Pendel regiert werde, denn alle wahre Kraft liegt bei Gott, dem einen unendlichen Gemüt. Die allmächtige Handlung des Gemüts ist gleichbleibend und immer gut; sie schwingt nicht zwischen Disharmonie und Harmonie hin und her. Sie ist kein Schwanken zwischen Auf und Ab, kein Spektrum von Gut bis Böse, sondern verdeutlicht die ewige Vollkommenheit, Vollständigkeit und friedvolle Tätigkeit des Gemüts. Und ich bin der Ausdruck von dessen vollkommener Tätigkeit.
Mary Baker Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 246, 304): „Der Mensch ist kein Pendel, das zwischen Böse und Gut, Freude und Leid, Krankheit und Gesundheit, Leben und Tod hin und her schwingt“, sowie „... Freude kann nicht in Leid verwandelt werden, denn Leid ist nicht der Herr über Freude ...“
Jetzt achte ich viel mehr darauf, jegliche Pendel-Mentalität zu erkennen und abzulegen. Beispielsweise haben mich Angst und Wut durch den jüngsten Wahlkampf meines Landes und die Zeit unmittelbar danach begleitet. Doch ich konnte diesen Emotionen immer wieder Einhalt gebieten, indem ich verstand, dass ein Sich-Entfernen von der Überzeugung der Allgegenwart, Allmacht und Allheit Gottes, des Guten, nicht meinem Denken entspricht. Gottes Regierung ist die einzig wahre Regierung. Sie ist gefestigt und wird nicht von einem politischen Pendel beeinträchtigt, das von links nach rechts und zurück schwingt. „Gott ist zugleich der Mittelpunkt und der Umkreis des Seins“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 203–204). Dieser Mittelpunkt und Umkreis sind vom göttlichen Prinzip – Liebe und Wahrheit – erfüllt, das alle beständig regiert.
In Situationen, in denen ich aufgebracht über die Worte oder Taten anderer in verschiedenen Situationen war (ob in der Familie, der örtlichen Gemeinschaft oder in Politik und Kirche), wurde mein Frust verringert, wenn ich mich an das gehalten habe, was geistig wahr war, und an dem festhielt, was Gott weiß – dass wir Gottes Kinder sind und im Himmelreich leben. Dann kann ich Demut, Gelassenheit und sogar Dankbarkeit besser zum Ausdruck bringen, wodurch das Hin und Her menschlicher Eindrücke und Meinungen zum Stillstand gebracht wird.
Das gilt nicht nur für Gefühle bei aufreibenden, großen Angelegenheiten. Wenn ich versuche, etwas Neues zu lernen, ob spanische Konversation oder technische Neuerungen, oder mich an etwas Bestimmtes erinnern will, können pendelartige Suggestionen solcher Art auftreten: „Ich kann das nicht“ oder „Ich werde alt und vergesslich“ oder „Ich kann mir Dinge nicht mehr so gut merken wie früher.“ Doch dann wehre ich mich gegen diese falschen Vorstellungen über mich und meine Fähigkeiten.
Kein Pendel zu sein bedeutet, dass Augenblicke von „Ich begreife und kann das“ nicht in „Ich begreife das nicht und kann mich nicht erinnern“ umschwingen. Gottes Ausdruck, der Mensch, kann nicht zwischen „begreifen“ und „nicht begreifen“ hin und her pendeln. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 302): „Es ist unmöglich, dass der Mensch irgendetwas verlieren könnte, was wirklich ist, wenn Gott alles ist und ewig sein Gott bleibt.“ Und an anderer Stelle (S. 407): „Keine Fähigkeit des Gemüts geht verloren. In der Wissenschaft ist alles Sein ewig, geistig, vollkommen und in jeder Tätigkeit harmonisch.“ Und ich liebe dieses Bibelzitat (Psalm 71:1, nach der King James Bibel): „Herr, ich vertraue auf dich; lass mich niemals in Verwirrung geraten.“ Wenn wir darauf vertrauen, dass das göttliche Gemüt unser Denken informiert und lenkt, werden wir befähigt, das zu tun und zu wissen, was gebraucht wird und richtig ist.
Wenn ich heute die Suggestion eines Pendels erkenne, kann ich sie besser zurückweisen, indem ich diese geistige Anweisung Gottes in der Bibel (Psalm 46:11) befolge: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Still zu sein und auf das zu lauschen, was Gott ist und weiß, bringt Klarheit und Lösungen.
Da wir jeweils die Idee des Gemüts sind, spiegeln wir immer vollständig die Eigenschaften des Gemüts wider, die nie unstet hin und her pendeln können.
Es ist beispielsweise unser Recht, die geistige Tatsache zu begreifen und zu erleben, dass Intelligenz nicht kommt und geht, sondern eine dauerhafte Eigenschaft ist, die jede Idee Gottes widerspiegelt. Wenn wir die Pendelbewegung in unserem Denken anhalten, können wir die Stetigkeit und Herrschaft fühlen, die ein Dasein unter der Kontrolle des göttlichen Gemüts mit sich bringt.
Ich lerne außerdem, dass das Gefühl, in entgegengesetzte Richtungen gezerrt zu werden, eine Versuchung ist, nämlich, zu glauben, dass es mehr als einen Gott gibt, mehr als ein Gemüt, das mich und andere lenkt, beeinflusst und steuert. Gottes Macht und Gegenwart unterliegen keiner Fluktuation und können nicht unterminiert werden. Allmacht und Allgegenwart können nicht verloren gehen, geschwächt oder aus dem Gleichgewicht gebracht werden, da Gott – Gemüt, Geist, Seele – Prinzip, Alles, ist.
Geistige Eigenschaften wie Weisheit, Integrität, Klarheit, Energie, Stärke, Flexibilität, Freude und Frieden können nicht verlorengehen, da sie gottgegeben sind. Gebieten wir also der Pendelbewegung Einhalt! Wir können unser Bewusstsein in der Widerspruchsfreiheit und Beständigkeit Gottes verankern.
