Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie, die gelegentlich im Herold, Christian Science Journal und Christian Science Sentinel erscheint. Jeder Artikel verfolgt das Ziel, ein Missverständnis über die Christliche Wissenschaft auszuräumen, das uns davon abhalten könnte, die von uns als geistigen Heilerinnen und Heilern angestrebten Ergebnisse zu erzielen.
Wenn Ihnen die Behauptung begegnet, die metaphysischen Inhalte der Christlichen Wissenschaft seien kompliziert, dann ist das nichts als eine falsche Vorstellung von der Offenbarung der göttlichen Wissenschaft und der Fähigkeit eines jeden Menschen, sie zu verstehen und anzuwenden. Die Beschäftigung mit solchen Ideen bringt Zufriedenheit mit sich, denn sie fesseln unsere Aufmerksamkeit, und durch regelmäßiges, inniges Studium und Gebet legen wir zunehmend das „besserwisserische“ menschliche Ego ab. Das versetzt uns in die Lage, mit geistigem Verständnis und Überzeugung voranzugehen, und erhöht unsere Fähigkeit, zu heilen und geheilt zu werden.
Christus Jesus, der verheißene Messias, war ein klardenkender Metaphysiker. Viele seiner Zeitgenossen waren inspiriert von seinen radikalen Ideen, und einige nahmen viele Mühen auf sich, um so viel wie möglich von dem Meister aller Heiler zu lernen. Immer wieder stellten ihm Menschen, von Religionsführern über Rechtsgelehrte bis hin zu denen, die eine Heilung anstrebten, und sogar seine eigenen Jünger Fragen über Themen wie das Wesen Gottes, die beste Art zu beten, den konfliktfreien Umgang miteinander, das Heilen anderer und ihre eigene Identität.
Die Anziehungskraft, die alle diese Menschen fühlten, war der Christus, den Jesus so lebendig zum Ausdruck brachte. Mary Baker Eddy setzte sich intensiv mit den Lehren Christi Jesu auseinander und schrieb dann in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 332): „Jesus demonstrierte Christus; er bewies, dass Christus die göttliche Idee Gottes ist – der Heilige Geist oder Tröster, der das göttliche Prinzip, Liebe, offenbart und der in alle Wahrheit führt.“
Der Christus veranlasste die Menschen, althergebrachte Konzepte zu überdenken, und er tut das auch heute noch. Die Beschäftigung mit Christus bewirkt ein grundlegendes Umdenken, das zu Heilung führt. Die Lehren Christi Jesu verlangen einen mentalen Einsatz, denn sie weichen von so vielen allgemeinen Überzeugungen über die göttliche Wirklichkeit ab. Mrs. Eddy begrüßte das Potenzial jedes Menschen, mehr zu tun, als nur über Jesu Lehren nachzudenken. Ihre Schriften vermitteln unzweideutig die Erwartung, dass sich die Menschheit dem Christus so unweigerlich zuwenden wird, wie die Denkerinnen und Denker dies zu Jesu Zeiten getan hatten. Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 102): „Es gibt nur eine wirkliche Anziehungskraft, die des Geistes.“ Der Christus veranlasst uns heute, auf diese Anziehungskraft zu reagieren, auch wenn das einen gewissen Einsatz von uns fordert.
Mrs. Eddy erkannte, dass für Jesu Heilarbeit tiefe Demut erforderlich war. Er heilte seine Mitmenschen ohne das Gefühl, eine persönliche Macht auszuüben; er tat es, indem er wusste, dass Geist, Gott, sein Vater, die einzige heilende Macht ist. Er sagte (Johannes 5:17, 30): „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch. ... Ich kann nichts von mir selber tun.“
Solch ein Konzept steht der allgemein verbreiteten Ansicht entgegen, Influencer oder Mega-Persönlichkeiten hätten Macht inne. Doch wenn wir Jesu Anweisungen hinsichtlich des Heilens befolgen wollen, müssen wir das menschliche Ego aufgeben. Vielleicht ist das Ablegen eines menschlichen Egos und das Akzeptieren einer geistigen Identität die größte Herausforderung auf unserem Weg, göttliche Metaphysik wahrhaft zu verstehen.
Jetzt und nicht erst, wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, ist die Zeit gekommen, das menschliche Ego so aufzugeben, wie Jesus dies tat. Mit Christus-gleicher Demut können wir konsequenter anerkennen, dass Gott der einzige Heiler ist. Wer versucht hat, sich der Allheit Gottes als Geist besser bewusst zu sein, weiß, wie viel Einsatz dazu erforderlich ist. Doch diese Arbeit stärkt unsere Überzeugung von beständiger geistiger Güte. Zeit damit zu verbringen, diese Überzeugung zu festigen, kräftigt unsere Demonstration der Christlichen Wissenschaft.
Mrs. Eddy stellt in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes die Kraft eines fest verankerten geistigen Seelenfriedens durch folgenden Vergleich dar (S. 121): „Diese Kraft ist wie das Meer, das Flotten zu tragen vermag und doch dem Druck eines Fingers nachgibt.“
Diese Stelle begleitete mich im vergangenen Jahr mehrere Tage lang. Ich wollte mein Verständnis geistiger Ideen vertiefen, die in der Bibel und den Schriften Mary Baker Eddys enthalten sind – grundlegender verstehen, dass sie die Menschheit weltweit umfassen. Die geistigen Wahrheitsgedanken, mit denen ich mich befasste, können ebenso mühelos die Welt aufrechterhalten, wie sie Menschen befähigen, sich aus einem Krankenbett zu erheben, und zwar überall. Die göttliche Intelligenz ist immer bei uns und hat immer Macht.
Meine Überzeugung dieser ewigen Wahrheit nahm stetig zu. Und der von Mrs. Eddy aufgestellte Vergleich half mir zu wissen, dass die Menschheit hier und jetzt eine geistige Idee nutzen konnte, um geistiges Heilen zu inspirieren, ob es um eine kleine oder eine große Sache ging. Das göttliche Gesetz war von allem unabhängig in Kraft, und ich konnte dies erleben und mir dieser Tatsache bewusst sein, wo auch immer ich danach Ausschau hielt. Das Wirken des göttlichen Gesetzes unterlag weder zeitlichen noch räumlichen Begrenzungen; es hielt alles aufrecht, was gut und harmonisch ist. Ich ließ die Kraft von Gottes Gegenwart mein Denken wortlos und konsequent vereinnahmen.
Dann aß ich einmal mit Angehörigen in einem gut gefüllten Restaurant zu Abend. Es war ein fröhlicher Anlass mit Familienmitgliedern, die von außerhalb gekommen waren, und ich beschloss, mit meinem Handy ein Foto zu machen. Es dauerte etwas, bis ich es in meiner Handtasche gefunden hatte, und zog es schließlich heraus. In dem Moment klingelte es, und ich konnte den Anruf entgegennehmen. (Wenn ich das Handy nicht in diesem Augenblick in der Hand gehalten hätte, wäre mir der Anruf im lauten Restaurant vielleicht entgangen, da es in der Handtasche geklingelt hätte.)
Der Anrufer befand sich in einem anderen Land und einer anderen Zeitzone, und es wäre schwierig gewesen, zurückzurufen, wenn ich den Anruf verpasst hätte. Als ich dem Mann zuhörte, spürte ich, dass die Liebe der göttlichen Intelligenz uns über Zeit und Raum zusammengeführt hatte. Der Anrufer erklärte, dass sein erwachsener Sohn eine Gehirnerschütterung erlitten und das Bewusstsein verloren hatte, und bat mich für ihn selbst als besorgten Vater zu beten. Ich sagte zu und bat ihn, mich auf dem Laufenden zu halten.
Nach dem Anruf musste ich an den Vergleich von dem Meer und seiner Kraft denken. Wie das Meer konnte die absolute geistige Macht Gottes, die überall durch Christus, Wahrheit, zum Ausdruck gebracht wird, das Bewusstsein dieses jungen Mannes aufrechterhalten und seinen Vater beruhigen, auch wenn sie beide von mir aus gesehen auf der anderen Seite der Erde waren. Ich war tief davon überzeugt, dass Gott bei jedem von uns ohne Unterbrechung zugegen war.
Ein fühlbarer Beweis von Gottes Immer-Gegenwart zeigte sich sehr schnell. Ich erhielt die Mitteilung, dass der junge Mann das Bewusstsein kurz nach meinem Telefonat mit dem Vater zurückerlangt hatte, und im Verlauf der nächsten Tage wurde mir berichtet, dass er keine weiteren Probleme hatte. Der Vater war sehr erleichtert. Tiefe, durch Christus erlangte Überzeugung von der Macht und Gegenwart Gottes überall hatte sich in meinem Denken als lebendige Wahrheit festgesetzt, lange bevor ich dieses Telefonat erhalten hatte. Und als der Anruf einging, wusste ich, dass der heilende Christus präsent war.
Wenn wir uns mit den metaphysischen Ideen auseinandersetzen, die die Christliche Wissenschaft lehrt, dringen wir unter deren Oberfläche vor. Dieses tiefe Engagement ist zutiefst stärkend und befriedigend, selbst wenn großer Einsatz bei unserem Studium erforderlich ist. Ist das, was wir daraus erlangen, den Einsatz wert? Selbstverständlich!
