Ein Vortrag von am 23. April 1908.
gehalten in der Ersten Kirche Christi, des Scientisten, in Boston, Mass.,Ehe wir weiter gehen, wollen wir erst in aller Kürze eine historische Tatsache in Erwägung ziehen. Woher kommt die in der Christenheit so weitverbreitete Ansicht, daß Sünde, Krankheit, Leiden und dergl. unerklärliche Heimsuchungen der göttlichen Vorsehung seien? Wir finden, daß einige Jahrhunderte nach der Kreuzigung eine große Anzahl Griechen und Römer sich zum Christentum bekehrten. Diese Leute waren in der Abgötterei erzogen worden und glaubten, ihre vermeintlichen Götter seien zum Teil gute und zum Teil böse Götter. Man hatte sie gelehrt, daß die bösen Götter an all dem Elend, das der Menschheit anhaftet, schuld seien, wie z. B. Pestilenz, Hungersnot, Krieg, Sünde, Krankheit, Leiden, Tod und was noch alles zu der traurigen Liste gehört. Als sie nun Christen wurden und den Glauben an nur einen Gott, den wahren Gott, annahmen, brachten sie leider viele heidnische Dinge mit in die Theologie des Christentums herein; so z.B. verschiedene Zeremonien, an welche heute noch gewisse Bräuche in manchen christlichen Kirchen erinnern. Noch weit schlimmer war es jedoch, daß sie an ihrem heidnischen Glauben an den göttlichen Ursprung des Übels festhielten. Sie fügten ihrem Glauben an den wahren Gott der Christen die mythologischen Ansichten ihrer heidnischen Religion bei, nämlich, daß Sünde, Krankheit, Leiden, Tod usw. ihren Ursprung in Gott haben und von Ihm erschaffen sind. Leider haben sich diese alten heidnischen Ideen bis auf den heutigen Tag erhalten und zwar im Widerspruch zu den Lehren und Werken Jesu, im Widerspruch zu dem, was seine Worte und seine irdische Laufbahn klar und deutlich lehrten.
In dem Leben Doktor Martin Luthers und anderer großer und guter Männer in den verschiedenen Jahrhunderten der christlichen Kirche finden wir eine weitere historische Tatsache, nämlich die, daß diese Männer ernstlich darnach trachteten, die Segnungen der christlichen Heilung zu entdecken und der Menschheit zurückzuerstatten — der Heilung, welche unser galiläischer Wegweiser lehrte, durch seine Taten erläuterte und seinen Nachfolgern aller Zeiten und in allen Ländern anempfahl. Aus irgend einem Grunde erkannten jedoch diese großen und guten Männer den Unterschied nicht zwischen den Lehren Jesu, daß Gott in allen seinen Beziehungen zur Menschheit die Liebe ist, und dem aus der heidnischen Theologie herstammenden Glauben, daß die Erscheinungen des Übels von Gott kommen oder daß er sie wenigstens zuläßt. Erst Mrs. Eddy erkannte die diesbezügliche Wahrheit. Warum kam diese Erkenntnis nicht bälder? Ich weiß es nicht. Warum wurde die Drahtlose Telegraphie erst in der neueren Zeit entdeckt? Die Menschheit schreitet auf den Stufen der Vergangenheit vorwärts und aufwärts und erreicht so allmählich eine höhere Erkenntnis der Wahrheit.
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