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Ein Gleichnis.

Aus der Oktober 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer Gefängniszelle lag einst ein Mann. Dunkle Mauern umschlossen ihn. Das kleine, engvergitterte Fenster ließ das Licht nur spärlich zu ihm hineindringen Die Tür war mit festen Riegeln verschlossen

Lange hatte er dort gelegen und sein hartes Geschick beweint. Die Vorübergehenden sahen ihn mitleidig an. Manche gaben ihm mit Tränen des Mitleids in den Augen ein freundliches Wort, denn er war unschuldig, war durch bloßes unglückliches Mißverständnis ins Gefängnis gekommen. Viele hatten wohl den ernsten Wunsch, ihn zu befreien, konnten aber nicht die Mittel und Wege finden. Und so sehnte er den Tod herbei.

An einem hellen Sommertag ging ein Mann an seinem Fenster vorüber, schaute gleichgültig hinein, blieb stehen und sagte: „Lieber Freund, warum weinst du?” Der Gefangene sah auf. „Habe ich denn nicht Grund zum Weinen? Schon jahrelang liege ich hier eingekerkert und habe doch nichts weiter verübt als jene bedeutungslosen Vergehen, welche sich viele geachtete Leute zuschulden kommen lassen. Ich tat mein Bestes, und dennoch liege ich in diesem dunklen Loch, kaum lebendig und leider noch nicht tot.”

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