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Die wahre Freiheit.

Aus der Oktober 1908-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christian Science ist tausenden von Männern und Frauen, die lange ernstlich um Freiheit gefleht hatten, zur Kenntnis gekommen. Dieselben lagen in der Gefangenschaft ihrer eigenen verworrenen Gedanken. Ihre Opferwilligkeit sowie ihre Tapferkeit schienen ihnen während jahrelangen Leidens und Kummers den einzigen Beistand zu bieten. Ihr Leben war ein fortwährendes Sterben. Sie beteten beständig um Erlösung und Frieden; es war jedoch ihr Flehen wie Weihrauch vom Feuer des Altars, und sie konnten sich nicht von dem Opfer trennen. Wie einst der Lieblingsjünger an des Heilands Brust lag, so hielt der sanfte Beethoven sein Ohr an den Busen der unendlichen Harmonien und gab uns eine Andeutung von der herrlichen Musik, die in der für ihn stillen Atmosphäre um ihn her pulsierte. Das Klagelied, welches durch das ganze irdische Dasein des Dichters Edgar Allan Poe klang, wies auf den friedlichen Himmel der Poesie jenseits seines stürmischen Ozeans hin. Der Menschheit sehnsüchtige Wünsche und ihre tränenvollen Gebete um Ruhe, Gesundheit und Glückseligkeit deuten gewiß darauf hin, daß diese Segnungen diesseits des Grabes zu finden sind. Wer uns auch den Weg zeigen möge, ist unser Freund. Irgend jemand, der uns lehrt, wie wir andere umsichtsvoll leiten und sie so wohl in der Freiheit als auch in der Selbstbeherrschung unterrichten können, bringt der Welt Segen.

Die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science zeigt der Menschheit den Weg zur Freiheit, und sie tut dies teilweise dadurch, daß sie auf die Notwendigkeit der Freiheitsbeschränkung hinweist. Ihre Schüler haben gelernt, daß ihnen die Freiheit von den früheren Banden eine ernste Verantwortung auferlegt. Es werden Gehorsam, Pflichttreue und Tatbeweise von ihnen verlangt. Freiheitsbeschränkung ist eine Notwendigkeit. Sie ist ein Gast, der sich für die Einladung zum Festmahle dankbar erzeigt. Unbeschränkte Freiheit ist gleichbedeutend mit Ungehorsam, Übermut, Roheit und Verwirrung. Sie gerät in Zustände hinein, aus denen sie wieder befreit werden muß. Sie drückt ein ungleichmäßiges Ganzes aus. Unbeschränkte Freiheit unterschreibt sehr bereitwillig neue Gelübde und Beschlüsse. Sie macht sich heute etwas zu eigen und gibt morgen an andere ab. Sie beweist einen übergroßen Eifer, der mehr behauptet als er beweisen kann. Sie greift des Hohenpriesters Knecht an und erhält den Verweis: „Stecke dein Schwert in die Scheide.” Unbeschränkte Freiheit zieht „fern über Land” und bringt ihr „Gut um mit Prassen.” Sie nährt sich „mit Träbern, die die Säue aßen,” und ist endlich froh, als einer der Tagelöhner zurückzukehren. Unbeschränkte Freiheit verursacht die Niederlage bei Belle-Alliance, indem sie die bewährte Garde in Gefahr und Tod hineinführt und dann erst auf St. Helena lernt, was sie bei Malmaison hätte lernen sollen. Unbeschränkte Freiheit gleicht einem Soldaten, der aus der Reihe getreten ist und ohne Befehl vorrückt.

Indem Mrs. Eddy die Menschheit wieder mit der Wahrheit, wie Jesus sie lehrte, bekannt gemacht hat, ist sie den Denkern der jetzigen Zeit so weit vorausgeeilt, daß die ihr gebührende Anerkennung nur langsam zu folgen scheint. Man wird ihr aber mit der Zeit Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ihre Dankbarkeit für die reiche Gabe, welche Gott der heutigen Menschheit verliehen hat, ist weit größer als die Dankbarkeit derjenigen, welche Mrs. Eddys Wohltaten genossen haben. Wo auch immer die Christian Science bekannt ist und ausgeübt wird, speist der Ertrag ihrer Arbeit die Hungrigen und heilt den nagenden Schmerz.

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