Es ist sehr zu wünschen, daß alle, die sich der Mutterkirche oder irgendeinem ihrer Zweige anschließen, genau wissen, weshalb diese Kirche gegründet worden ist. Der Zweck ist in unserm Kirchenhandbuch unter der Überschrift „Historic Sketch“ wie folgt angegeben: „Um eine Kirche zu gründen, die zur Erinnerung an die Worte und Werke unsres Meisters dienen soll und die den Zweck hat, das ursprüngliche Christentum und sein verlorenes Element des Heilens wiederherzustellen” (S. 17). Der in diesen Worten so bestimmt angegebene Zweck der Christian Science Kirche sollte den Mitgliedern der Mutterkirche und den Zweigkirchen stets vor Augen stehen. Das wahre Wesen der Kirche, wie wir es in der Christian Science kennen lernen, wird ferner von Mrs. Eddy in ihrem Werk „Science and Health“ mit folgenden Worten definiert: „Diejenige Institution, welche ihre Nützlichkeit beweist und welche zeigt, daß sie das Menschengeschlecht veredelt, das schlafende Verständnis aus den materiellen Annahmen aufrüttelt und zur Wahrnehmung geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft führt, wodurch sie Teufel oder Irrtümer austreibt und die Kranken heilt” (S. 583).
Diese kurzen Anführungen aus unserm Kirchenhandbuch und unserm Textbuch sollten genügen, um uns daran zu erinnern, daß wir als Mitglieder der Christian Science Kirche der wichtigsten religiösen Bewegung angehören, die seit Gründung des Christentums bestanden hat und daß unser Werk das herrlichste Werk ist, an dem sich ein Mensch beteiligen kann. Nachdem wir dies eingesehen haben, sollte es uns nicht am nötigen Antrieb zu beharrlicher, ernster und treuer Arbeit fehlen. Es sollte uns klar sein, daß es innerhalb der Christian Science Bewegung keinen Raum gibt für Untätigkeit, Trägheit, Gleichgültigkeit, Selbstgefälligkeit oder irgendeine andre Art der Selbstsucht, die sich gerne einschleicht und das Kommen des Reichs des Christus im Bewußtsein des Einzelnen wie auch im Bewußtsein der Menschheit im allgemeinen verhindern möchte. Wir müssen einsehen, daß die Institution, „in Bezug auf welche man gefunden hat, daß sie das Menschengeschlecht veredelt”, keinen Platz hat für Ehrgeiz, Selbstsucht, Herrschsucht noch für irgendwelchen Wunsch, die Angelegenheiten andrer zu leiten oder zu beherrschen.
„Welcher unter euch will der vornehmste werden, der soll aller Knecht sein” sagte Jesus, und wir als ausgesprochene Nachfolger des Meisters sollten ja darauf sehen, daß das ihm von seinem Vater aufgetragene Werk nicht durch Reibungen, Streit,z Haß, Neid, Eifersucht, Tadelsucht und durch falsche Beurteilung der Absichten andrer verwirrt oder verhindert werde. Wir sollten stets auf der Hut sein gegen die heimlichen Einflüsterungen des Übels, die in das „Bethaus” eindringen und es zu einer „Mördergrube” machen möchten. Wir sollten treu und wachsam sein und uns vor den schlangenähnlichen Sünden schützen, die sich unvermerkt in unser Bewußtsein zu schleichen suchen, um uns mit ihrem betäubenden Gift zu schädigen. Selbst den bösen Schein sollten wir meiden. Wenn wir wachsam sind, können wir „das schlafende Verständnis aus den materiellen Annahmen aufrütteln” und andre „zur Wahrnehmung geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft führen”, wodurch wir beweisen, daß wir nicht nur dem Namen nach, sondern in der Tat und Wahrheit Christian Scientisten sind.
Die Christian Science Kirchen haben eine einfache Organisation und eine äußerst demokratische Verwaltung. Da die Leser, welche die Gottesdienste leiten, sowie der Verwaltungsrat und der Vorstand, denen die geistigen und zeitlichen Angelegenheiten dieser Kirchen anvertraut sind, zu bestimmten Zeiten durch die Stimmen der Mitglieder erwählt werden, so ist es für das Wohl der Kirche von der größten Wichtigkeit, daß deren Mitglieder sowohl an den Geschäftsversammlungen, in denen diese Beamten erwählt werden, als auch an den außerordentlichen Versammlungen regen Anteil nehmen. Sind Beamte zu erwählen, so sollten die Mitglieder für diejenigen stimmen, die in metaphysischer, moralischer und geistiger Hinsicht sowie in Bezug auf ihre Erziehung und Erfahrung die Fähigkeiten für dieses Amt besitzen. Ferner sollten sich die Mitglieder in ihrer Wahl nicht durch persönliche Rücksichten beeinflussen lassen. Keine menschlichen Ansichten sollten in ungebührlicher Weise ihr Verfahren bestimmen. Sie sollten sich bei der Beamtenwahl nicht auf die Schüler eines einzelnen Lehrers beschränken, sondern sollten für diejenigen stimmen, die der Sache am besten dienen können, und wären es selbst solche, die keine Klasse durchgemacht haben. Sie sollten ganz unbeeinflußt zur Wahl gehen, der Führung der göttlichen Liebe sich anvertrauen und wissen, daß sie nicht falsch beeinflußt werden können, daß weder Feindseligkeit noch „bloße persönliche Anhänglichkeit” für sie maßgebend sein kann (Kirchenhandbuch, S. 40).
Derjenige, der durch ernste mentale Arbeit diese Gedankenfreiheit erreicht hat, wird sich nicht so leicht an Gerüchte, Klatschereien und Verleumdungen kehren. Weil er sich bewußt ist, daß ihn der Geist Gottes leitet, wird er die Weisheit haben, um zu wissen, was er tun soll, wann er es tun soll und wie er es tun soll. Wenn jedes Mitglied in dieser Weise sich leiten läßt, so müssen offenbar die Beschlüsse der Kirche richtig, so muß das Resultat harmonisch sein. Nachdem die Beamten erwählt sind, ist es die Pflicht der Mitglieder, sie in allen richtigen Handlungen zu unterstützen. Beamte, die einen solchen Halt haben, können der Kirche besser dienen, als wenn sie dem Tadel und der Opposition ausgesetzt sind. Sie sollen die Verwaltung der Angelegenheiten ihrer Kirche als ein heiliges Amt ansehen. Wenn sie sich des in sie gesetzten Vertrauens würdig erweisen, so können sie mit Recht die bereitwillige Unterstützung der Mitglieder erwarten; sind sie aber untauglich, so sollten sie ihres Amtes enthoben werden. Falls sie Fehler machen, sollte man sie mit Nachsicht behandeln, denn sie halten sich nicht für vollkommen und haben in den meisten Fällen ihr Amt nicht gesucht. Beamte, die unter dem richtigen Einfluß erwählt worden sind, werden stets die göttliche Leitung suchen; sie werden denjenigen, von denen sie erwählt worden sind, in Demut und mit Umsicht dienen. Sie werden nicht eigenmächtig und gebieterisch handeln; jedoch wird es ihr Streben sein, ihr Amt mit Anstand und Würde zu verwalten.
Zwischen Mitgliedern und Beamten sollte also ein liebevolles Einverständnis bestehen und ein freundschaftliches Zusammenwirken stattfinden; beide Teile sollten nur auf das Wohl der Kirche und das Gedeihen der Sache bedacht sein. In dieser Weise wird die Christus-Idee in unsern Kirchen erhöhet werden und wird dann alle Menschen zu sich ziehen.
