Im Jahre 1906 wurde unsere vierjährige Tochter von einer Halskrankheit befallen. Der Anfall war so heftig, daß wir das Kind auf Anraten der Ärzte, die wir konsultierten, noch an demselben Abend nach dem Krankenhause brachten. Es war gegen zehn Uhr, als wir dort ankamen, und wegen der großen Lebensgefahr wurde sofort eine Operation vorgenommen. Als wir das Krankenhaus erreichten, war unser Kind auch wirklich mehr tot wie lebendig. Noch jetzt fühlen wir uns dem damals anwesenden Arzt für seine bereitwillige Hilfe von ganzem Herzen zu Dank verpflichtet. Um elf Uhr wurden wir nach erfolgter Operation ins Zimmer gerufen, um unser Kind zu sehen. Die Atemnot war beseitigt, und im großen und ganzen schien der Fall während der nächsten zwei Tage einen günstigen Verlauf zu nehmen. Am dritten Tage jedoch erhielten wir die telephonische Nachricht, daß es dem Kinde nicht gut ginge, und ein jeder wird sich wohl denken können, mit welchem Gefühl wir nach dem Krankenhause gefahren sind. Man war sehr liebenswürdig gegen uns und erlaubte uns, mit unserem Kinde allein zu sein, da es nach der Ansicht der Doktoren nur noch einige Stunden zu leben hatte. Unsere Frage, ob denn wirklich nichts mehr getan werden könnte, wurde verneint. Da kam mir mit einem Mal der Gedanke, daß hier nur Gott Helfen könne, und meine Frau und ich kamen überein, für das Kind Beistand im Sinne der Christian Science zu erbitten. Ich nahm Abschied von meiner Frau und unserem Töchterchen und eilte zu einer ausübenden Vertreterin dieser Lehre. Glücklicherweise traf ich dieselbe auch an und erhielt das Versprechen, daß sie dem Kinde sofort Beistand erteilen würde. Schon nach dem ersten Beistand änderte sich das Befinden. Die Krankenschwester hielt den Wechsel für bedenklich, meine Frau war jedoch entgegengesetzter Meinung, überzeugt, daß der Erfolg dem Wirken der Wahrheit zuzuschreiben sei. Ich erkundigte mich im Laufe des Tages mehrere Male telephonisch nach dem Befinden des Kindes, da es mir erst gegen Abend wieder möglich war hinzufahren. Nach den Angaben meiner Frau und der Schwester war die Krisis nachmittags sehr schwer und mehrere Male schien es, als sei der Tod bereits eingetreten. Als ich am Abend hinkam, konnte ich meiner Frau den vor einigen Stunden durchgemachten Kampf noch ansehen, doch das Kind fand ich ruhig atmend und sein Zustand war ein ganz anderer als am Vormittag. Meine Frau und ich sagten zu einander, „Lieschen wird wieder gesund”, und das ist sie auch geworden. Der Kampf war ein sehr heftiger, doch ganz plötzlich hatte sich das Kind aufgerichtet und nach seiner Mutter verlangt, die an ihrem Bett saß. Als die Krankenschwester wieder ins Zimmer kam, war sie sprachlos vor Staunen. Mit festem Vertrauen auf Gott in unserem Herzen, daß die Gefahr vorüber sei, priesen wir voller Dankbarkeit die Allmacht Gottes. Von dieser Stunde an schritt die Besserung rasch vorwärts.
Es war der Tag vor dem Pfingstfest und wir verließen das Krankenhaus mit dem frohen Bewußtsein, daß unser Kind durch Gottes Hilfe gerettet war, und daß wir dem wundervollen Pfingstfeste mit freudigem Herzen entgegensehen könnten. Die Ärzte und Krankenschwestern haben mehrere Male geäußert, daß sie es kaum glauben könnten, wie das Kind die Krankheit überstanden hätte, und meinten es geschähen noch immer Wunder. Die Ärzte zweifelten jedoch noch an einer vollständigen Genesung, da sie meinten, das Herz wäre durch den schweren Kampf angegriffen worden; doch das Kind ist jetzt sieben Jahre alt und ein gesundes, munteres Mädchen. Worte reichen nicht aus, um diesen großen Erfolg, der durch Gott und Seine herrliche Wissenschaft eintrat, wiederzugeben.
Ricklingen-Hannover, Deutschland.
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