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Das Überwinden des Schmerzes

Aus der März 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine neuere Schriftstellerin, die sich durch ein ungewöhnliches Maß gläubiger Erkenntnis auszeichnet, weist auf die Schwierigkeit hin, die der freien Aussprache des tief innerlich Empfundenen entgegenstehe, während doch gerade das tiefste Gefühl am meisten nach Ausdruck ringe und zur Äußerung nötige. Eine der Fragen, die dieser Verfasserin besonders am Herzen liegen, ist der Wert des Leidens in religiöser Hinsicht. Obgleich sie über die Lehre der Christlichen Wissenschaft in freundlichem Tone und mit großer Achtung schreibt, so stellt sich ihr dieselbe doch als im Widerspruch mit der Wahrheit stehend dar. Ihre Ausführungen beginnen mit der Behauptung, daß einerseits die Anschauung des Christlichen Wissenschafters, und andrerseits die des modernen Ungläubigen, der behauptet, da Schmerz eine unleugbare Tatsache sei, könne der Gott des christlichen Glaubens kein Dasein haben —, daß diese beiden Anschauungen ein und derselben Wurzel entsprungen seien, nämlich „dem Postulat, daß es kein Leiden geben sollte”.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Schmerz nur als eine Erscheinung der irrigen menschlichen Annahme besteht. Von diesem Standpunkt ausgehend, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit: „Die göttliche Wissenschaft zeigt die Notwendigkeit hinreichenden Leidens an, um die Liebe zur Sünde auszulöschen”; und weiter: „Die Wissenschaft hebt die Strafe dadurch auf, daß sie erst die Sünde beseitigt, welche die Strafe hervorruft” (SS. 36, 40). Dies sind nur zwei aus vielen Stellen, die als Belege für die hierauf bezügliche Lehre der Christlichen Wissenschaft angeführt werden könnten. Mrs. Eddy legt in allen ihren Schriften in konsequenter Weise dar, daß in der menschlichen Erfahrung Leiden die unvermeidliche Folge von Sünde und falschen Anschauungen von Gott und dem Menschen ist. Niemand betont nachdrücklicher als sie, daß nur der Sünder der Sünde Sold zahlen kann. Sie zeigt, daß die Wahrheit Sünde sowie irrtümliche Begriffe vernichtet, und daß mit dem Erscheinen des rechten Sinnes Schmerz und Leiden verschwinden müssen. Wer da glaubt, der Weg werde den Christlichen Wissenschaftern zu leicht gemacht, der sei auf folgende Stelle verwiesen: „Ein Mensch wird im Verhältnis zu seinem geistigen Fortschritt von des Meisters Kelch trinken und mit seiner Taufe getauft, durch Feuer geläutert werden — durch das Feuer des Leidens; dann hat er Teil an dem Einssein mit Liebe, denn ‚welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er‘. Dann wird er auch mit ihm herrschen: er wird sich zu der Erkenntnis erheben, daß es keine Sünde gibt, daß es kein Leiden gibt, da alles, was wirklich ist, recht ist” („Miscellaneous Writings“, S. 124).

Die Kritiker auf religiösem Gebiete verwerfen sowohl die Anschauungen der Ungläubigen, wie die vermeintlichen Anschauungen der Christlichen Wissenschafter, und sie behaupten, die rechte Art Leiden zu ertragen sei die, Mut zu bewahren, sich in Geduld zu üben, nach Selbstbeherrschung zu streben, sich über eignes Leid zu erheben und sich in Zeiten der Trübsal zu freuen, indem im Leid Segen verborgen liege. Der ganze Wert des Leidens, so meinen sie, liegt in der Wirkung, die das richtige Ertragen desselben auf den Betreffenden hat. Das Leiden verliert nun aber durchaus nicht an erzieherischem Wert für den Christlichen Wissenschafter, der eine Zurechtweisung nötig hat. Er braucht ebenfalls Mut und Standhaftigkeit, um dem Leiden in der rechten Weise zu begegnen. Unter Schmerzen sich zu vergegenwärtigen, daß Schmerz unwirklich und kein Teil der göttlichen Verordnung ist, und dies so klar zu erkennen, daß der Schmerz schwindet — der Versuchung, sich selbst zu bemitleiden oder von andern Mitleid zu erwarten mutig zu widerstehen: dies heißt sicherlich Selbstbeherrschung beweisen.

In Zeiten der Not fröhlich zu sein, weil Leiden Gelegenheiten zur Demonstration der Macht der Wahrheit, anstatt Hindernisse für den Fortschritt sind, wird dem Schüler der Christlichen Wissenschaft beizeiten eingeschärft. Seine Freudigkeit muß aber derart sein, daß sie Leiden durch die Erkenntnis ihrer Unwirklichkeit beseitigt. Gelingt ihm dies anfänglich nicht, so muß er geduldig und ausdauernd weiterarbeiten und in Demut den Mißerfolg seiner eignen mangelnden Erkenntnis zuschreiben. Nun könnte ein Kritiker vielleicht einwenden, das ideale christlich-wissenschaftliche Verfahren wäre die augenblickliche Vernichtung alles Leidens, wodurch ein Ertragen desselben sich erübrigen würde. Dadurch beweist er aber, daß er nicht versteht, wie der Christliche Wissenschafter gegen das Leiden zu Werke geht. Er vernichtet es durch Beseitigung der falschen Annahmen, die es hervorbringen, ja durch die Erneuerung des Sinnes. Erträgt man Leiden nicht am besten, indem man das Gefühl der Ungeduld ausschließt, solange der das Leiden hervorbringende Irrtum nicht berichtigt ist? Und wird die Zeitdauer des Leidens durch diese Art des Ertragens nicht am ehesten verkürzt?

Was fördert uns mehr bei unserm Bestreben, uns über das Leiden zu erheben: der Glaube an einen unbekannten Gott, der aus unerforschlichen Gründen unser Leiden wünscht, oder das Sichvergegenwärtigen eines liebenden Gottes, dem Disharmonie unbekannt ist? Ihn erkennen bedeutet, wie Jesus erklärte, ewiges Leben; im Sichentfernen von Ihm aber liegt die Ursache alles Leidens. Johannes hörte „eine große Stimme von dem Stuhl”, die verkündete, daß Gott mit den Menschen wohnen und alle Tränen von ihren Augen abwischen werde, und weder „Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das erste ist vergangen”. Die Christliche Wissenschaft weist die Gedanken fortwährend auf diese göttliche, tiefbedeutungsvolle Botschaft hin.

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