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„Geben ist seliger denn nehmen”

Aus der März 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt für den Christlichen Wissenschafter wohl keine sicherere Verfahrungsart, sich seines Standes in der Christlichen Wissenschaft zu vergewissern, als sich ernstlich zu fragen, ob er auf der Seite der Geber oder auf der Seite der Empfänger stehe. Weshalb sind wir Christliche Wissenschafter: um zu geben oder um so viel als möglich zu nehmen? Bringen wir andern den Segen, der uns zuteil worden ist? Geben wir der von Mrs. Eddy gegründeten Mutterkirche und ihren Zweigen unser Interesse, unser Gebet, unsre Unterstützung? Tragen wir nach Kräften bei zur Verbreitung unsrer Sache und zum Aufbau des Reiches Gottes in den Herzen der Menschen? Oder sind wir andrerseits untätige Empfänger dieser Wohltaten, indem wir sie als den uns gebührenden Anteil ansehen und sonnt dem Christus bloß der Brote und Fische wegen nachfolgen?

Wiederholt und wiederholt wies der Meister seine Nachfolger darauf hin, daß man als fein Jünger sich nicht einem Leben der behaglichen Ruhe und Selbstzufriedenheit hingeben darf, sondern den Mitmenschen dienen muß. Ihre „himmlische Berufung Gottes” gab ihnen das Vorrecht, dem Meister in seiner Mission zu helfen —„zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen”. Sie sollten reichlich geben. „Gebt”, sagte Jesus, „so wird euch gegeben”. Sie sollten geben, wie Petrus gab, als er zu dem Lahmen an der Tür des Tempels sagte: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandele!”

Dankbarkeit für erhaltene Wohltaten hat gewiß sehr zu dem großen Wachstum der Christlichen Wissenschaft beigetragen. Die meisten Menschen, die sich wegen Heilung der Christlichen Wissenschaft zugewandt haben, sind für die erhaltene Hilfe unendlich dankbar, und ihr ganzes Trachten steht danach, die gute Botschaft zu verbreiten, daß in Wirklichkeit bei Gott kein Ding unmöglich ist. Sie suchen die Kranken und Bekümmerten zu bewegen, an dem Quell des lebendigen Wassers Heilung zu erlangen. Auf diese Weise hat sich das gute Werk immer mehr ausgedehnt. Es gibt jedoch auch solche, die, nachdem sie geheilt worden sind, gedankenlos und ohne ein Gefühl der Dankbarkeit ihres Weges gehen, wie die neun Aussätzigen, die wohl in ihrer Not den großen Arzt um Hilfe anriefen, Gott aber nicht die Ehre gaben, als ihre Bitte erhört worden war. Sie konnten nicht über die derzeitige körperliche Heilung hinaussehen, hatten kein Herz für das Leiden ihrer Mitmenschen. Wer eine solche Stellung einnimmt, geht der geistigen Erhebung verlustig, die in der Christlichen Wissenschaft die natürliche Begleiterscheinung des körperlichen Heilens ist.

Als Christliche Wissenschafter sind wir erklärte Nachfolger dessen, der „nicht kommen” war, „daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene, und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.” In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit zum Wohl der Kranken und Sünder wies er durch Lehre und Beispiel beständig darauf hin, daß „geben ... seliger” ist „denn nehmen”; und als er die Zwölfe aussandte und ihnen gebot, die Kranken zu heilen, sagte er in seiner Anweisung: „Reichlich habt ihr empfangen, reichlich gebt” (nach der englischen Bibelübersetzung). Unsre verehrte Führerin, durch deren hingebende Arbeit der Menschheit das Christus-Heilen wiederum zugänglich geworden ist, machte es sich zur Lebensaufgabe, die heilende Wahrheit zu entdecken und zu verbreiten. Sie, die durch ernste Vorbereitung der Kanal dieser unschätzbaren Offenbarung geworden war und dadurch so reichlich empfangen hatte, gab immerwährend, wie der Meister. Sie bewies in der eignen Erfahrung, was sie in einer ihrer Botschaften an die Mutterkirche äußerte: „Um zu lieben und geliebt zu werden, muß man andern Gutes tun. Wir können nur dann Segen empfangen, wenn wir andern Segen bringen” („Miscellaneous Writings“, S. 127).

Liebevoller Dienst — geben vielmehr als nehmen — bildet also den Schrittstein zu himmlischen Ehren, den goldenen Schlüssel, der uns die Schätze des Himmelreichs erschließt, den ersten Schritt zur Erlangung des Segens: „Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude.” Hat die Welt uns etwas Besseres zu bieten? Wir müssen jedoch unsre Auszeichnung verdienen, ehe wir sie empfangen können. Wir müssen wie unsre Führerin reichlich geben, eingedenk ihrer Worte: „Gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigne Gute in dem des andern sucht” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 518).

Seit vielen Jahren haben wir reichlich empfangen, dank Mrs. Eddys aufopfernder Liebe zur Menschheit. Ein jeder von uns sollte sich ernstlich fragen, ob er auch reichlich gegeben hat. Sind wir unsrer Pflicht treu, wenn wir immer nur nehmen und nie geben — wenn wir uns die Krone anzueignen suchen, ohne als Vorbereitung das Kreuz getragen zu haben? Beweisen wir Dankbarkeit für die Segnungen, die wir bereits empfangen haben, wenn wir keine Schritte tun, sie mit andern zu teilen? Es wird nichts weiter von uns verlangt, als von dem zu geben, was wir haben. Wir können sicher sein, daß kein Liebesdienst, kein Becher kalten Wassers in des Meisters Namen unbelohnt bleibt. Nur insoweit wir Treue im Kleinen beweisen, werden wir die größeren Werke tun können.

„Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld”, sagte der Meister, „denn es ist schon weiß zur Ernte.” Die folgenden Worte aus Wissenschaft und Gesundheit (S. 570) passen in gleichem Maße auf unsre Zeit und auf die Zeit Jesu: „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung”. Unsre Führerin fordert uns nun auf, diesen Bedürftigen „einen Becher kalten Wassers in Christi Namen” zu geben. Wer nicht willens ist, das Beste, was er hat, in den Dienst des Meisters zu stellen, und wer seine selbstsüchtigen Wünsche dem Interesse des Reichs Gottes voranstellt, beraubt sich der erziehlichen Erfahrungen, die allein ihn tüchtig machen, seinen „Schatz im Himmel”, sein „unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe, das behalten wird im Himmel”, in Empfang zu nehmen. Dieses Erbe hat der Vater denen bereitet, die Seine Gebote halten.

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