Es gibt für den Christlichen Wissenschafter wohl keine sicherere Verfahrungsart, sich seines Standes in der Christlichen Wissenschaft zu vergewissern, als sich ernstlich zu fragen, ob er auf der Seite der Geber oder auf der Seite der Empfänger stehe. Weshalb sind wir Christliche Wissenschafter: um zu geben oder um so viel als möglich zu nehmen? Bringen wir andern den Segen, der uns zuteil worden ist? Geben wir der von Mrs. Eddy gegründeten Mutterkirche und ihren Zweigen unser Interesse, unser Gebet, unsre Unterstützung? Tragen wir nach Kräften bei zur Verbreitung unsrer Sache und zum Aufbau des Reiches Gottes in den Herzen der Menschen? Oder sind wir andrerseits untätige Empfänger dieser Wohltaten, indem wir sie als den uns gebührenden Anteil ansehen und sonnt dem Christus bloß der Brote und Fische wegen nachfolgen?
Wiederholt und wiederholt wies der Meister seine Nachfolger darauf hin, daß man als fein Jünger sich nicht einem Leben der behaglichen Ruhe und Selbstzufriedenheit hingeben darf, sondern den Mitmenschen dienen muß. Ihre „himmlische Berufung Gottes” gab ihnen das Vorrecht, dem Meister in seiner Mission zu helfen —„zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen”. Sie sollten reichlich geben. „Gebt”, sagte Jesus, „so wird euch gegeben”. Sie sollten geben, wie Petrus gab, als er zu dem Lahmen an der Tür des Tempels sagte: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandele!”
Dankbarkeit für erhaltene Wohltaten hat gewiß sehr zu dem großen Wachstum der Christlichen Wissenschaft beigetragen. Die meisten Menschen, die sich wegen Heilung der Christlichen Wissenschaft zugewandt haben, sind für die erhaltene Hilfe unendlich dankbar, und ihr ganzes Trachten steht danach, die gute Botschaft zu verbreiten, daß in Wirklichkeit bei Gott kein Ding unmöglich ist. Sie suchen die Kranken und Bekümmerten zu bewegen, an dem Quell des lebendigen Wassers Heilung zu erlangen. Auf diese Weise hat sich das gute Werk immer mehr ausgedehnt. Es gibt jedoch auch solche, die, nachdem sie geheilt worden sind, gedankenlos und ohne ein Gefühl der Dankbarkeit ihres Weges gehen, wie die neun Aussätzigen, die wohl in ihrer Not den großen Arzt um Hilfe anriefen, Gott aber nicht die Ehre gaben, als ihre Bitte erhört worden war. Sie konnten nicht über die derzeitige körperliche Heilung hinaussehen, hatten kein Herz für das Leiden ihrer Mitmenschen. Wer eine solche Stellung einnimmt, geht der geistigen Erhebung verlustig, die in der Christlichen Wissenschaft die natürliche Begleiterscheinung des körperlichen Heilens ist.
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