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Das Beherbergen von Engeln

Aus der Dezember 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor Jahrhunderten erklärte ein rechtschaffener und gottesfürchtiger israelitischer König: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten und hilft ihnen aus.” Solange wir uns Engel als persönliche himmlische Wesen denken, die von Gott abgesondert und vom Menschen getrennt sind, erwächst uns aus einer solchen Vorstellung, von ihrem poetischen Werte und der etwaigen Kräftigung des religiösen Gefühls abgesehen, nur ein geringer Vorteil. Wenn wir aber in der Christlichen Wissenschaft lernen, daß Engel „Gottes Gedanken” sind, „die zum Menschen kommen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 581), dann werden wir uns des geistigen Gesetzes bewußt, das auf Erlösung Bezug hat. Beim Lesen im Alten sowohl wie im Neuen Testament finden wir, daß die heiligen Männer in alten Zeiten durch Engel aus großen Gefahren errettet wurden. Unter den Christen nun ist die Anschauung vorherrschend gewesen, daß es sich hierbei um persönliche Heimsuchungen handle, die einer vergangenen Zeit angehörten, und daß derartiges uns heute nicht mehr begegnen könne. Es ergibt sich daher für uns die Notwendigkeit, an den Verheißungen der Schrift, die durch die Christliche Wissenschaft so wunderbar erleuchtet werden, mit erneutem Vertrauen festzuhalten, damit wir an uns erfahren mögen, daß „Gottes Gedanken” in der Tat allen denen Erlösung bringen, die ihre Hoffnung auf Ihn setzen.

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß Gott göttliches Gemüt ist. Dieses Gemüt ist unendlich, überall gegenwärtig; es ist völlig gut und kennt nichts Böses. Gemüt ist die einzige Macht. Der Mensch, der geistige, ewige, wirkliche Mensch, das Urbild, welches das sterbliche Gemüt durch einen fleischlichen Menschen nachzuahmen vorgibt, existiert als Idee im göttlichen Gemüt und hat als solche keine Beziehung zu der materiellen Annahme, die fälschlicherweise Mensch genannt wird; er kennt in Wahrheit nur geistige Dinge. Das göttliche Gemüt verleiht seinen Ideen seine eignen Eigenschaften — völlig gute, geistige Gedanken, geistiges Verständnis. Der wahre Mensch, das wahre Bewußtsein, ist das geistige Verständnis von Gott, dem Menschen und dem Weltall, während Sterblichkeit mit ihren Vorstellungen van Materie, Sünde, Krankheit und Tod der falsche Sinn von Gott, vom Menschen und vom Weltall ist. So oft also jemand einer falschen Annahme von Existenz sich entledigt und geistiges Verständnis in sein Denken aufnimmt, kommt ein Engel direkt von Gott zu ihm, eine geistige Idee erleuchtet seinen Gedankenkreis, vertreibt mentale und moralische Finsternis und bringt Heilung und Kraft mit sich.

Ein personifizierter Begriff von „Engel” hat etwas Unbestimmtes und Unbestimmbares; er deutet auf ein Wesen hin, das bei dem einen Glauben, bei dem andern Unglauben erweckt, keineswegs aber auf ein Wesen, mit dem man in innigen Verkehr treten kann. Der Engel des rechten Denkens ist etwas, was in unser eignes mentales Bereich tritt und bei uns verweilt. Wir können das Denken für die göttliche Idee empfänglich machen durch ein aufrichtiges Verlangen nach dem Guten, sowie dadurch, daß wir uns vom Bösen abwenden, sobald wir es als Böses erkannt haben. Wenn wir diesen Zustand mentaler Empfänglichkeit wahren, dann beten wir in Wahrheit; und diese Empfänglichkeit ist die offene Tür, durch welche die Engel eintreten. Wenn dann diese von Gott kommenden klaren Gedanken rechtschaffenes Wesen mehren, so wird auch der reiner werdenden Gesinnung der nötige Schutz zuteil; die um uns lagernden Engel des Herrn erlösen uns von dem Übel.

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