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Unabhängige Arbeit

Aus der Dezember 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Ermahnung des Apostels Paulus: „Schaffet daß ihr selig werdet” ist der Wahlspruch der ernsten Wahrheitssucher auf ihrem Wege des geistigen Fortschritts. Damit ist aber nicht gemeint, daß man mit jeder Aufgabe allein fertig werden müsse, ohne jemand, der schon höher gestiegen ist, um Rat und Hilfe zu bitten. Hunderte von Christlichen Wissenschaftern weihen ihr Leben dem Heilen von Kranken, Sündern und Mühseligen. Sie lassen ihre Hilfe denen angedeihen, die in ihrem Verständnis noch nicht so weit fortgeschritten sind, um sich selber helfen zu können. Nun entsteht die Frage: Wenn wir das Recht haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie können wir wissen, wann wir dies tun sollen?

Das Verhältnis zwischen dem Anfänger in der Christlichen Wissenschaft und dem ausübenden Vertreter ist in manchen Fällen dem Verhältnis zwischen Mutter und Kind vergleichbar. In der frühen Jugend verläßt sich das Kind instinktiv auf seine Mutter. Eine weise Mutter aber wünscht, daß ihr Kind stark und selbständig werde. Sie ermutigt daher beizeiten des Kindes Versuche, sich selbst zu helfen. Geduldig überwacht sie seine Entwicklung, zuerst helfend, später nur ermutigend. Ihr Tun ist von Liebe durchdrungen und ist zunächst nur Beispiel, später mehr Unterweisung. Einer Mutter gleich, müssen die reifen Schüler der Christlichen Wissenschaft geduldig das Erwachen des Verständnisses derjenigen erwarten, die in der Christlichen Wissenschaft Kinder sind, bevor sie ihnen den „Buchstaben der Unterweisung” aufdrängen. Wenn die Anfänger dann wirklich bereit sind, so werden sie gleich allen andern Kindern begierig wissen wollen, warum und wie die Vorgerückteren das Werk haben vollbringen können, und sie hören dann mit gespannter Aufmerksamkeit zu und machen sich die Unterweisung zu eigen. Haben sie einmal die Grundlehren der Christlichen Wissenschaft erfaßt, so fangen sie an, selber deren Beweise für sich auszuarbeiten. Sie steigen dadurch höher in der geistigen Erkenntnis.

Nun erhebt sich die Frage: Inwieweit ist dieser Aufstieg allein zu machen, und inwieweit ist es weise, Hilfe zu suchen oder zu leisten. Wenn ein Schüler furchtlos an eine Aufgabe herantritt und Ausdauer im Wachen, Beten und Arbeiten beweist, wird er gewöhnlich finden, daß sein Verständnis dem Bedürfnis gewachsen ist, ob er auch meint, er verstehe wenig. Denn in dem Maße wie wir in der Christlichen Wissenschaft weiter arbeiten, lernen wir, daß von uns nichts verlangt wird, wozu es uns an Kraft gebricht. Zudem bedeutet jede gelöste Aufgabe einen Schritt vorwärts, und der wachsame Arbeiter gleitet nicht zurück. Es mag jedoch Zeiten geben, wo es uns scheint, eine Aufgabe sei für uns allem zu schwer, ein Schritt zu gewagt. Unser Zaudern beschwört dann Furcht herauf, und Vertrauen und Verständnis scheinen unzulänglich. In solchem Fall sollte der Anfänger Beistand suchen und erhalten. Kein Gefühl von Stolz, Ehrgeiz oder Scham darüber, daß man da strauchelt, wo ein andrer höher gestiegen ist, darf einen davon abhalten, um Beistand zu bitten, wo es nötig ist. Wer Hilfe sucht, wenn ihm die Furcht zuseht, dem bringt der Beistand neuen Mut, und die Erfahrung zeitigt in ihm den Wunsch, sich immer mehr auf das Prinzip zu verlassen. Wer sich aber bei jedem Schritt nach Hilfe umsieht, fühlt sich im Aufstieg nicht stärker werden. Er ist so von andern abhängig, daß er fortwährend wartet, bis jemand vorausgegangen ist, der ihm helfen kann. So ist denn sein Fortschritt langsam und unsicher. Sobald die helfende Hand zurückgezogen wird, lebt er in Angst vor einem Rückfall. Wer rasch und sicher höhersteigen will, muß so weit als möglich seinen Aufstieg mit Gott allein machen. Jeder Schritt macht ihn dann stärker und mutiger für den nächsten. Wo er Beistand nötig hat, wird er darum bitten und ihn nur so lange in Anspruch nehmen, bis er sich stark genug fühlt, allein weiter zu gehen. Für jeden Schritt und jede Hilfeleistung wird er dankbar sein.

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