In vergangenen Jahren war sehr viel die Rede von dem vermeintlich unversöhnbaren Widerstreit zwischen Wissenschaft und Religion. Heutigestags nun hört man weit weniger über diesen Gegenstand, und zwar deshalb, weil die Menschen anfangen einzusehen, daß Religion genau, beweisbar und wissenschaftlich sein muß, um praktischen Wert zu haben. Ferner nähert sich die öffentliche Meinung immer mehr der Erkenntnis, daß Wissenschaft, um diesen Namen zu verdienen, sich nicht mit der Untersuchung und Aufzeichnung von Wirkungen zufriedengeben darf, sondern auch das Wesen des Urgrundes erklären muß; daß nicht bloß die Phänomene in Betracht zu ziehen sind, sondern auch das Noumenon.
Die Christliche Wissenschaft besiegelt schon durch ihren Namen die Vereinigung von Wissenschaft und Religion in bereit geistigen Bedeutung. Sie lehrt die Welt, daß diese scheinbar entgegengesetzten Geistesrichtungen in Wirklichkeit dasselbe Ziel haben, dieselbe Wahrheit feststellen — die Wahrheit, von welcher Jesus zeugte und deren wissenschaftlichen Charakter er durch seine Werke bewies.
Sodann sprach man in früheren Jahren sehr viel van einem vermeintlichen Widerstreit zwischen dem Realismus und dem Idealismus, besonders in Hinsicht auf Wissenschaft und Literatur. Auch davon hören wir heute weniger, weil die Menschen immer mehr zu der Einsicht gelangen, daß der wahre Realismus in Wirklichkeit gleichbedeutend ist mit Idealismus, daß wir in einer Welt von Ideen leben, daß das göttliche Gemüt der Quell aller Kraft ist, und daß Materialität den Schatten und nicht die Substanz des Seins darstellt.
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