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„Nun aber ist Christus auferstanden”

Aus der Juli 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Immer und immer wieder wird den ersten Suchern nach Wahrheit die Frage vorgelegt: „Wenn es keinen Tod gibt, wie die Christliche Wissenschaft lehrt, warum wird dann ein solches Ereignis den Anhängern dieser Lehre zur Erfahrung?” Nun ist der Fragende entweder einer, der an der Christlichen Wissenschaft etwas auszusetzen sucht, oder aber einer, dessen neuerwachter Glaube an einen Gott der Liebe durch den Umstand, daß ein Christlicher Wissenschafter die Probe nicht bestanden hat, sehr wankend geworden ist. Die Sache erklärt sich dadurch, daß der materielle Sinn bei weitem das Übergewicht hat über die geistige Erkenntnis. Mit andern Worten, verhältnismäßig wenige Menschen haben sich über den Glauben erhoben, daß der Tod eine Notwendigkeit sei. Die Vernunftgemäßheit dieser Erklärung wird ersichtlich, wenn man bedenkt, wie die Menschheit im allgemeinen seit Jahrtausenden Tod und Verwesung als einen unvermeidlichen Abschluß des materiellen Daseins angesehen und sich auf dieses Ereignis vorbereitet hat. In Anbetracht dieser Tatsache grenzt der bereits gemachte Fortschritt ans Wunderbare, wenn auch die Lehre, daß nur das Leben wirklich und der Tod eine Täuschung ist, in dem halben Jahrhundert, seit Mrs. Eddy diese Wahrheit zuerst verkündigte, nicht vollkommen demonstriert worden ist.

Die Tragik der menschlichen Erfahrung (und das ist der Tod ja in Wirklichkeit) erscheint umso unerklärlicher, wenn sie in einem Heim einkehrt, dessen Mitglieder ernstlich danach trachten, die Christus-Wahrheit zu demonstrieren; und der sterbliche Sinn weist dann wohl höhnisch auf den scheinbaren Fehlschlag hin und sagt: „Andern hat er geholfen, und kann ihm selber nicht helfen.” Die vielen Beweise, daß die Wahrheit mächtig ist zu heilen und zu retten, werden überschattet und vergessen, und wenn dann ein Fall aus Vorurteil oder Unwissenheit vor Gericht gezogen wird, wie zuweilen geschieht, so ist die Lage des Christlichen Wissenschafters in der Tat schwierig. Er selber weiß, daß Mrs. Eddys Lehren der Wahrheit entsprechen; nicht so leicht aber wird es ihm, Leuten, die in materiellen Anschauungen befangen sind, klar zu machen, daß das Geschehnis weder der Christlichen Wissenschaft noch der Fahrlässigkeit des Praktikers, des Patienten oder seiner Familie zuzuschreiben ist, sondern dem Vorherrschen der sterblichen Annahme, daß der Tod unvermeidlich sei und daß man sich ihm eben unterwerfen müsse. Besonders trifft dies zu in Orten, wo die Christliche Wissenschaft bislang wenig bekannt ist, oder in Fällen, wo die Familie und die Freunde des Kranken der Christlichen Wissenschaft abgeneigt sind und man also von vornherein mit einer abfälligen Kritik und mit Prophezeiungen von Mißerfolg zu rechnen hat. In solchen Zeiten fragt sich wohl der Christliche Wissenschafter zuweilen, warum das so sein müsse und worin er denn gefehlt habe.

Eins steht fest: die Wahrheit macht nie einen Fehler; aber ihren Vertretern gelingt es nicht immer, ihre Macht zur Verwirklichung zu bringen, und zwar oft deshalb, weil der Glaube des Christlichen Wissenschafters, sei er auch noch so stark, zurzeit von der Gesamtsumme-menschlicher Annahmen überwogen wird. Ist dies ein Grund zur Mutlosigkeit? Keineswegs. Die Christlichen Wissenschafter sagen nicht, daß ein völliger Sieg über den Tod zur jetzigen Zeit möglich sei, denn damit würden sie „etwas behaupten, was wir nicht beweisen können,” wie Mrs. Eddy auf Seite 40 von „Unity of Good“ erklärt. Wohl aber lehrt die Christliche Wissenschaft und glauben ihre Anhänger, daß jede Überwindung des Bösen, sei es Sünde oder Krankheit, ein Schritt ist in der Richtung des völligen Sieges über diesen alten Feind der Menschheit, und daß Widerwärtigkeiten den Zweck haben, das Vertrauen auf die Allmacht der Wahrheit zu stärken. Gott ist allmächtig, und dies wird dann völlig bewiesen, wenn die ganze Menschheit Seine Allmacht anerkennt, statt die Macht des Bösen anzuerkennen, wie bis jetzt bei der großen Mehrzahl geschieht.

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