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Das Heilen in der Christlichen Wissenschaft

Aus der August 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Kleinen Journal


Weil die nachstehende Zuschrift sich gegen einen bei uns erschienenen Aufsatz wendet und der Grundsatz, daß einem Angegriffenen nicht das Wort zur Verteidigung abgeschnitten werden soll, auch dann geltend bleiben muß, wenn dieser Angegriffene zufällig die „Christliche Wissenschaft” ist, so wollen wir Fräulein Käte Weber, die das deutsche Veröffentlichungsamt der Christian Science leitet, den Wunsch um Gehör nicht abschlagen. Unser eigner Standpunkt bleibt natürlich auch durch Aufnahme dieses Artikels unberührt.

Die Redaktion des „Kleinen Journal.”

Im „Kleinen Journal” stand am 2. Dezember 1915 ein Aufsatz „Hokuspokus,” der von einer Sekte im Osten Berlins handelte, die mit heilmagnetischen Kräften die Kranken gesundbetet. Diese Sekte soll Anspruch darauf machen, im großen und ganzen dieselben Tendenzen zu haben, wie die Christliche Wissenschaft. Ich kenne diese Sekte nicht, aber nach den Ausführungen in dem erwähnten Artikel zu urteilen, haben ihre Tendenzen keine Ähnlichkeit mit denen der Christlichen Wissenschaft. Die Christliche Wissenschaft ist kein Hokuspokus, trotz aller Behauptungen des Gegenteils, die in letzter Zeit laut wurden. Ich spreche hier nicht von den falschen Begriffen, die über die Christliche Wissenschaft verbreitet sind. Die kann man ruhig als Hokuspokus verurteilen, aber sie haben mit der Christlichen Wissenschaft nichts zu tun. Sie sind Trugbilder, die nur in den Köpfen derjenigen bestehen, die sie mit sich herumschleppen, und sonst nirgends.

Das wahre Leben ist bewußte geistige Tätigkeit. Die Sonne ging nie um die Erde herum, die Erde war nie flach, Geister, Hexen, Zauberer hat es nie gegeben, aber für die Menschheit waren das alles Wahrheiten, solange sie diese falschen Annahmen für Wahrheiten hielt. Sklaven und Leibeigne waren nie Notwendigkeiten, aber für Millionen von Menschen war dieser menschenunwürdige Zustand so gut wie ein Naturgesetz. Warum? Weil sie an seine Notwendigkeit glaubten. Wie Geister, Hexen, Zauberer, Götzen im Bewußtsein der Menschen existierten und sonst nirgends, so war Sklaventum und Leibeigenschaft im Bewußtsein der Menschen und mußte erst da vernichtet werden, bevor diese Zustände aus unserm Leben verschwinden konnten. So ist es in allen Dingen. Die Welt, das Leben ist so für uns, wie es sich unserm Bewußtsein darstellt. Darum leben wir alle in verschiedenen Welten.

Das Denken der Menschen ändert sich ständig, und alle menschlichen Verhältnisse ändern sich mit dem Denken. Wir leben in einer andern Welt als unsre wilden Vorfahren, weil unser Denken sich geändert hat. Das veränderte Denken ist immer die Ursache der veränderten Verhältnisse, im Großen wie im Kleinen. Alle Entdeckungen, die wir gemacht haben, sind Folgen des vorgeschrittenen Denkens. Ebenso sind wir zu größerem Rechtsgefühl, zu größerer Menschenliebe gekommen, weil unser Denken, unser Bewußtsein sich geändert hat. Die Menschheit strebt nach Wahrheit und Vollkommenheit, und Wahrheit und Vollkommenheit werden im Bewußtsein wiedergespiegelt und sind nur dann für uns wirklich, wenn wir sie erkannt haben.

Mrs. Eddy, die Begründerin der Christlichen Wissenschaft, in andern Worten, Mrs. Eddy, eine Frau, die erfaßt hat, daß Jesus geistige Gesetze erkannt und gelehrt hat, sah, daß, weil Leben Bewußtsein bedeutet, auch alle unsre Körperfunktionen von unserm Denken abhängen. Sie sah klar, daß alles, was für uns materiell in Erscheinung tritt, die Folge unsres materiellen Bewußtseins ist. Dieses materielle Bewußtsein erkannte sie als eine Geistestätigkeit, die aus falschem Denken besteht, und nannte es das sterbliche Gemüt. Sie meinte damit einen Bewußtseinszustand, der sterben, vergehen muß, weil er falsch ist. Denn alles Falsche muß einmal vergehen, vergehen aus dem menschlichen Bewußtsein — wo anders hat es nie existiert. Was aber vergehen kann, war nie wahr, nie wirklich. Materielles, falsches Denken ist keine wirkliche Geistestätigkeit, sondern höchstens ein Traumzustand.

Das sterbliche Gemüt, das falsche Denken, erkannte Mrs. Eddy als den Urheber aller Disharmonien. Durch lange Erfahrung und Beobachtung sowie auch durch Experimente mit homöopathischen Mitteln war es ihr klar geworden, daß dieses sterbliche Gemüt alle Körperfunktionen beherrscht. Wenn innere Erregungen Veränderungen im Körper hervorrufen, dann beweist das, daß der Mensch seine Körperfunktionen durch sein Denken beherrscht, und wenn dies der Fall ist, dann beherrscht er es immer und nicht nur ab und zu. Dieses sterbliche Gemüt, dieses aus falschem Denken bestehende Bewußtsein, kann nicht die Grundlage der Existenz sein. Es muß ein Urgemüt geben, eine Urquelle alles Seins, ein Urbewußtsein. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 278): „Geist ist die einzige Substanz und das einzige Bewußtsein, das die göttliche Wissenschaft anerkennt.” Das göttliche Gemüt muß vollkommen sein, denn es ist ewig, und nur das Vollkommene ist ewig, weil nur im Vollkommenen keine Änderung ist, nur im Vollkommenen bleibt alles, wie es ist. In Wirklichkeit ist das vollkommene Bewußtsein das einzige Bewußtsein, das es gibt, denn alles falsche Denken ist im Grunde nichts, es beruht nicht auf Wahrheit oder Wirklichkeit und vergeht, sobald die Wahrheit erkannt ist.

Die Mißerfolge der Medizin, ihre schwankenden und sich widersprechenden Theorien, sowie die Aussprüche vieler großer Ärzte, das alles kann einen denkenden Menschen schon auf den Gedanken bringen, daß vielleicht die Medizin doch nicht der Weg ist, auf dem die Menschheit zu absoluter und permanenter Gesundheit gelangen wird. Zeit zu absoluter Erkenntnis zu kommen, hat die Medizin gehabt. Wenn die Christliche Wissenschaft darin recht hat, daß alles vom Denken abhängt, dann lassen sich das Unsichere und die Mißerfolge in der Medizin sehr gut erklären. Die Medizin beruht auf Materialismus, sie behandelt den materiellen Menschen als ein Wesen, das von der Materie abhängt, und stößt daher fortwährend auf Widersprüche und Rätsel. Sie versucht die verschiedenen Wirkungen, die die medizinischen Heilverfahren auf verschiedene Menschen haben, durch die verschiedenen Konstitutionen der Menschen zu erklären. Diese verschiedenen Konstitutionen sind wohl die größten Hindernisse, die sich dem Arzt entgegenstellen. Wenn sie aber als Folge des verschiedenen Denkens der Menschen betrachtet werden, dann wird vieles klar, was jetzt so dunkel erscheint. Das Heilen, wie Jesus es ausgeübt und angeordnet hat, wäre nicht möglich, wenn die menschlichen Körper verschieden geartete Maschinen wären, in denen menschliche Seelen wohnen. Aber es ist sofort verständlich, wenn wir Leben als geistiges Bewußtsein erkennen. Das Heilen der Christlichen Wissenschaft beruht auf der Erkenntnis, daß Gott das einzig wahre, vollkommene Bewußtsein ist, und daß der Mensch Seine Idee ist. Gott ist unveränderlich, darum muß Seine Schöpfung vollkommen und unveränderlich sein. Die Erkenntnis der Gesetze Gottes ist es, die den Menschen heilt, wie es die Furcht vor gefährlichen materiellen Gesetzen ist, die den Menschen krank macht.

Die Bibel lehrt das Denken der Vollkommenheit, lehrt einen allmächtigen Gott, ein einziges vollkommenes Bewußtsein, von dem der Mensch in Wirklichkeit nie getrennt werden kann, denn dieser existiert überhaupt nur, weil Gott, das Urbewußtsein, existiert. „Ohne Ursache keine Wirkung.” Alle Trennung von Gott ist nur eine Trennung im Bewußtsein, ist nur falsches Denken, und falsches Denken hat keine Wirklichkeit, es ist nicht ewig, sondern vergeht mit allen seinen Folgen, sobald die Wahrheit erkannt ist.

Niemand wird bestreiten, daß die Menschheit noch viele Phasen des Denkens durchmachen wird. Was ist dieses sich ständig ändernde Denken andres als das Bestreben, zur Wahrheit zu kommen, zur Erkenntnis der Gesetze, die zu ewiger Harmonie führen, zu der Befriedigung, nach der wir uns alle sehnen, weil sie uns natürlich ist? In der Materie werden wir sie nicht finden. Über kurz oder lang durchschauen wir alle das Unbefriedigende des materiellen Lebens, des materiellen Genießens. Was zu Leiden führt, führt nicht zur Befriedigung. Das materielle Denken trägt den Vernichtungskeim in sich, weil es zu Leiden führt. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Denken, das zu Leiden führt, muß ersetzt werden durch rechtes Denken, das zu Befriedigung führt. Je mehr wir erkennen, daß Leiden zum falschen Denken steht wie die Wirkung zur Ursache, um so mehr werden wir uns fortwenden von falschen Wünschen und falschen Freuden, um so mehr werden wir Verlangen haben, richtig und gut denken zu lernen. Mrs. Eddy sagt in ihrem Lehrbuch: „Die harten Erfahrungen der Annahme von dem angeblichen Leben der Materie, wie auch unsre Enttäuschungen und unser unaufhörliches Weh, treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 322).

Dahin wird jeder Mensch einmal kommen, früher oder später. Aber erst wenn wir einsehen, daß die Materie selbst kein Bewußtsein hat, sondern nur die Folge des materiellen Denkens ist, haben wir die Wahrheit erfaßt, von der Jesus sagt, daß sie uns frei machen wird. Wäre der Mensch ein materielles Wesen, das materiellen Gesetzen unterworfen ist, dann könnte er nie zur Freiheit und Befriedigung gelangen, und das Leben wäre eine Natureinrichtung, von der man nicht sagen könnte, was sie mehr ist, absurd oder grausam. „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen,” sagte der große Nazarener. Was anders würde uns auch frei machen können! Die Unwahrheit wird immer Fesseln bringen.

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