Auf dem Siegel einer amerikanischen Universität stehen in lateinischer Sprache die bekannten Worte des Paulus: „Was wahrhaftig ist.” Ein passenderes Motto für eine dem Wohl der Allgemeinheit geweihte Anstalt, in deren sämtlichen Abteilungen nach Wahrheit geforscht wird, ließe sich schwerlich finden. Auf die Wahl dieses Spruches sind die Studenten sowohl wie der Lehrkörper und die Freunde der Universität immer sehr stolz gewesen.
Im Bibeltext stehen diese Worte nicht allein, sie bilden keinen vollständigen Satz, sondern stehen in enger Beziehung zu den weiteren wohlbekannten Worten: „Was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!” Hier legt der Apostel die Regel fest, die dem Denken des Jüngers Christi zum Führer dienen soll. Er nennt die Dinge, auf die der Sinn, der auch in Christus Jesus war, natürlicherweise gerichtet ist; und der Christ, der stets nach dieser Gesinnung strebt, muß sich bei der Bewachung der Eingänge zu seinem Denken gewissenhaft an diese Norm halten.
Es ist, allgemein gesprochen, nicht empfehlenswert, aus einer längeren Bibelstelle einige Worte herauszunehmen; aber in diesem Fall liegt die Sache anders. Die Anfangsworte können gut allein gebraucht werden, weil sie die ganze Stelle zusammenfassen. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß der Gründer der Universität, der das „quaecumque sunt vera“ wählte, den Zusammenhang dieser Worte mit dem übrigen Text vollständig erfaßte; und dasselbe gilt wohl auch von denen, die seither auf jener Bildungsstätte gelehrt und gewirkt haben.
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