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„Ein neu Gebot”

Aus der August 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus sagte: „Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebet habe, auf daß auch ihr einander liebhabet.” Mit diesen Worten legte der Meister seinen Lebenszweck klar und bündig dar, sie sind ein Ausdruck seiner unendlichen Liebe zur Menschheit. Wenn das neue Gebot in seiner ganzen Größe verstanden sein wird, dann wird es im Leben aller zum Ausdruck kommen, jeden Gedanken und jeden Beweggrund der Menschen beherrschen und jede Neigung, den Nächsten zu verdammen oder zu tadeln, beseitigen. Solches herbeizuführen ist die Aufgabe dieses Gebots.

Bei näherer Betrachtung obiger Worte finden wir, daß uns Jesus einen Maßstab geben wollte, der uns in unserm neuerwachten Bestreben, einander zu lieben, behilflich sein soll. Er sagte, wir sollten einander lieben wie er uns geliebet habe. Seine Liebe war also so vollkommener Art, daß wir sie uns zum Vorbild nehmen können, um dieses Gebot zu erfüllen; d. h. wir müssen die Erhabenheit jener selbstlosen Liebe verstehen lernen, kraft deren Jesus sogar am Kreuze sagen konnte: „Vater vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun!”

Manch großes Unglück dieses sterblichen Daseins ist durch harten Tadel oder grausames Verurteilen herbeigeführt worden. Die göttliche Liebe, die mit Recht „unendliche Rücksichtnahme” genannt worden ist, heilt sowohl den Unterdrücker wie den Unterdrückten. Des Kampfes gegen Verleumdung und falsche Anklagen müde, beten heute viele Sterbliche mit David: „Gedenke, Herr, an die Schmach deiner Knechte, die ich trage in meinem Schoß von so vielen Völkern allen, mit der, Herr, deine Feinde schmähen, mit der sie schmähen die Fußtapfen deines Gesalbeten.” Ein Denker hat die Erfahrungen derer, die geschmäht und ungerecht angeklagt worden sind, in die Worte zusammengefaßt: „Das Problem der Jahrhunderte ist, wie die Menschen miteinander auskommen sollen; und es ist kein Heiliger unter uns!”

Niemand ist je so sehr mißverstanden worden wie Jesus, und die Folge davon war, daß er beschimpft und verleumdet wurde. Er deckte die Torheit und Unaufrichtigkeit seiner Gegner auf, indem er sagte: „Johannes ist kommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist kommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle!” Wer geneigt ist, über seinen Nachbar unfreundlich zu urteilen, beachte hier die Bescheidenheit und Geduld, mit welcher Jesus sich verteidigte. Er begnügte sich mit der Erklärung: „Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern.” Die Anklage, daß Jesus ein Freund der Zöllner und Sünder sei, war eine unabsichtliche Anerkennung der Größe seines Charakters, den die Strenggläubigen seiner Zeit eben nicht verstehen konnten und den auch so manche Christen unsrer Tage nicht verstehen können.

Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft hat, wie all die Propheten und Geistiggesinnten, „die Schmach ... von so vielen Völkern” erfahren müssen, und sie verstand wohl besser als irgend jemand in unsrer Zeit die Worte des Meisters: „Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wieviel mehr werden sie seine Hausgenossen also heißen!” Mrs. Eddy nahm sich Jesus zum Vorbild, indem sie die gegen sie gerichteten öffentlichen Anklagen und Verleumdungen mit der Würde und Geduld ertrug, die der Meister bewies, als die Pharisäer seine Absicht mißdeuteten und seinen Charakter herabsetzten. Mögen diejenigen, die andre so leicht anklagen und bemängeln, auf die Worte Mrs. Eddys lauschen, die an Sanftheit den Antworten des Meisters seinen Verleumdern gegenüber nicht nachstehen: „Um ein großer Mann oder ein große Frau zu sein, um einen Namen zu haben, dessen Wohlklang die Welt erfüllt, muß man die Angriffe von Eifersucht und Haß geduldig ertragen können, derweil man diese unfruchtbaren Naturen zu einem höheren Leben zu erheben sucht. Wir sollten den flüchtigen Erfolg der Niederträchtigkeit, des zügellosen Ehrgeizes und der gemeinen Rache mit mitleidigem Auge betrachten” („Miscellaneous Writings,“ S. 228).

Ist je einem Menschen, sei er auch noch so sittenhaft, ehrlich und friedliebend, unverdienter Vorwurf von Freund und Feind erspart geblieben? Die allgemeine Vorstellung, daß es Feinde gebe, muß von jedem Jünger Christi überwunden werden. Jesus überwand die Verdammung der Welt, und er sagte deutlich, diejenigen, die ihm folgen wollen, müßten den von ihm gewiesenen Weg gehen und so überwinden, wie er überwand, nämlich durch jene gottgleiche Liebe, die den Haß der ganzen Welt unwirksam macht, und durch ein rücksichtsvolles Benehmen gegen den Mitmenschen. Wer Vorwürfen und Anklagen ausgesetzt ist, muß vor allem lernen, daß Haß in Wirklichkeit keine Macht hat. Mrs. Eddy nennt uns mit folgenden ermutigenden Worten die Schutzwaffe: „Das Gemüt ist allerhaben; Liebe ist Meister über den Haß; die Wahrheit ist Sieger über eine Lüge” („Miscellaneous Writings,“ S. 336).

Die Worte Jesu: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen,” haben in unsern Tagen vielen neue Anregung gegeben, sich ernstlich zu bemühen, jede Neigung zur abfälligen Kritik zu überwinden. Wer Sanftmut, Barmherzigkeit und Selbstlosigkeit übt, ist geschützt gegen die „verleumderischen Zungen.” die, wie ein Dichter sagt, selbst „die Wahrheit vergiften können.” Angeber und Schwätzer haben im Reich Gottes keinen Platz, und die Wahrheit kann ihrer lebenspendenden Wirkung nicht beraubt werden.

Der Wunsch vieler Sterblichen, der Benennung „Sohn Gottes” würdig zu sein, macht sie dankbar für die Wahrheit über das Wesen des wahren Menschen, die der Welt erst durch Jesus und nun in unsrer Zeit durch die Christliche Wissenschaft geoffenbart wurde. Sie sind dankbar, weil sie von den entmutigenden Vorstellungen, unter denen sie so lange gelitten haben, erlöst werden — von den bösen Einflüsterungen, die von einer Welt herrühren, welche umnachtet ist und, wie Johannes sagt, Gottes Kinder nicht kennt, weil sie den Vater nicht kennt.

Der Mensch ist der Sohn Gottes, er ist der Erbe alles Guten. Es ist ihm die Fähigkeit verliehen, recht zu denken und recht zu leben. Der wirkliche Mensch spiegelt das göttliche Wesen wieder. Er erbt nicht die Schwachheiten und Fehler sterblicher Vorfahren, kann sie also nicht zum Ausdruck bringen. Wie könnte das Ebenbild der Liebe sich etwas andern als der Liebe bewußt sein? Tadelsucht bedeutet Haß, denn sie ist das Gegenteil von Liebe, und was nicht Liebe ist, ist Haß. Auf Seite 106 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ sagt Mrs. Eddy: „Ich ermahne die Christlichen Wissenschafter entweder in liebevoller Weise von Menschen zu reden, oder stillzuschweigen; denn die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung, und ohne diesen Beweis der Liebe wäre mentale Praxis nutzlos.” Die Neigung, andre zu bemängeln, kann nur Schaden anrichten. Die Christliche Wissenschaft enthüllt uns den wahren Menschen, und dadurch nimmt sie uns nichts Wirkliches. Sie lehrt uns, daß jeder Antrieb, der im wahren Menschen als Tätigkeit zum Ausdruck kommt, seinen Ursprung in Gott, der göttlichen Liebe, hat. Wie könnte also der Mensch, der doch Gottes Ebenbild ist, irgendeinen unlauteren Beweggrund haben oder eine Absicht hegen, die dem allwissenden und allgegenwärtigen Guten fernliegt? Der wahre Mensch beweist in allen seinen Beziehungen, daß Liebe „unendliche Rücksichtnahme” ist.

Die Botschaft der Christlichen Wissenschaft ist der Welt gegeben worden, um jene Liebe hervorzuheben und wachzuhalten, die die Neigung zur Tadelsucht heilt. Sie wandelt die Gemüter um, lehrt sie liebevolle Vergebung, vertreibt Haß und Neid und heilt den Hang, das Böse zur Wirklichkeit zu machen. Sie erhebt die menschliche Natur auf die Stufe der Hoheit, welche uns Jesus geoffenbart hat. Die Christliche Wissenschaft leistet der Welt einen Dienst, welcher nur von dem Metaphysiker verstanden wird, weil dieser die Wichtigkeit mentaler Tätigkeit auf geistiger Basis zu schätzen weiß. Der wohltuende Einfluß dieser Lehre wird schließlich dauernden Frieden zwischen Menschen und Völkern herstellen und uns dem Millenium, der Offenbarung des Immanuel oder „Gott mit uns,” zuführen.


Wohl ist es wahr, ohne Anfechtung gehet es nicht ab; wenn es uns geht wie Petrus, daß wir auch eine Nacht vergebens arbeiten, da bekümmern wir uns und murren bald darum, werden ungeduldig und gedenken, alles stehen und liegen zu lassen und davon zu gehen.— Aber solchen Anfechtungen soll man nicht Raum geben, sondern im Beruf bleiben, einen Tag wie den andern, und Gott sorgen lassen.—

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