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„Richtet nicht”

Aus der August 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Obgleich denen, die „am ersten nach dem Reich Gottes” trachten, der Friede, „welcher höher ist denn alle Vernunft,” zugesichert wird und sie ihn auch gewiß erhalten werden, so ist doch damit nicht gesagt, daß sie keine Prüfung und keine Verfolgung um ihres Glaubens willen durchzumachen haben. Jesus machte seinen Nachfolgern gegenüber kein Hehl aus der Tatsache, daß hier auf Erden Trübsal ihr Teil sein werde, gab ihnen aber zugleich die trostreiche Zusicherung: „Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolget werden; denn das Himmelreich ist ihr.” Mrs. Eddys Lehre steht hiermit im Einklang. Auf Seite 97 von Wissenschaft und Gesundheit sagt sie: „Die Erde hat keinen Entgelt für die Verfolgungen, die einen neuen Schritt im Christentum begleiten; aber der geistige Lohn der Verfolgten ist durch die Erhebung des Daseins über die sterbliche Disharmonie und durch die Gabe der göttlichen Liebe gesichert.”

Es ist somit sehr notwendig, beim Beurteilen des Mitmenschen äußerst vorsichtig zu sein und stets den Geist der Liebe walten zu lassen. Die oberflächliche Voraussetzung, daß es einem Christlichen Wissenschafter, der mancherlei schwierige Probleme auszuarbeiten hat, an geistiger Erkenntnis fehlen müsse, kommt der Übertretung des Gebotes „Richtet nicht” verzweifelt nahe. Und in Fällen, wo es offenbar ist, daß ein Mitmensch nicht die höchste Norm erreicht hat, denke man an jene dramatische Szene, wo die Ankläger des Weibes, das vor Jesus gebracht wurde, sich einer nach dem andern hinausschlichen, als mit folgenden Worten der Scheinwerfer der Wahrheit auf sie gerichtet wurde: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.” Warum auch einen Mitmenschen tadeln, der sich im Feuer der Trübsal befindet, oder ihn gar verdammen! Wieviel mehr hilft man doch ihm sowohl wie sich selber, wenn man sich die Wahrheit vergegenwärtigt, daß das Kind Gottes ein vollkommenes Verständnis hat, weil es die Wiederspiegelung des einen Gemüts ist, und daß dieser Bruder oder diese Schwester „um Gerechtigkeit willen verfolget” wird — also nicht weil es am Verständnis fehlt, sondern weil der Irrtum des Neids den offenen Kanal für die Wahrheit zu versperren sucht.

Mrs. Eddy stellt in den folgenden Worten eine sehr zweckmäßige Frage: „Habt ihr teil an dem Blut des neuen Bundes, an den Verfolgungen, die ein neues und höheres Verständnis von Gott begleiten?” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 33). Der Irrtum war geschäftiger denn je zuvor, als er sich den Werken Jesu gegenüber sah, des größten Auslegers der Wahrheit, den die Welt je gekannt hat. Als die gegen ihn gerichtete Verfolgung in der Kreuzigung gipfelte, fragten sich selbst seine Getreuen, ob sein Verständnis von der Allmacht und Allgegenwart Gottes denn auch wirklich richtig gewesen sei, da er ja doch eine solch schmachvolle Erfahrung durchzumachen habe. Und unsre Führerin ging den gleichen dornigen Pfad zum Reich Gottes. Sie, deren klares Verständnis von Gott und Seinem Gesetz sie zu dem Rüstzeug machte, das der Welt aufs neue die Wahrheit offenbaren sollte, wußte zur Genüge, was es heißt, um der Gerechtigkeit willen verfolgt zu werden. Sie opferte alles, worauf weltliches Streben gerichtet ist, damit sie der Welt ihre Entdeckung des Prinzips des Christus-Heilens in voller Reinheit zu geben vermöchte. Dabei machte sie Prüfungen durch, wie sie so schwer wohl noch wenig Menschen erfahren haben. Aber gerade durch diese Prüfungen gelangte sie zu den Höhen, die ihre Tadler mit ihrem begrenzten Blick nicht erreichen konnten. Sie war „fröhlich und getrost,” denn es war ihr vergönnt, an dem Kelch des Leidens teilzunehmen, den alle trinken müssen, die des Reichs Gottes würdig sind.

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