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Ein Schiff, das nach Tharsis fährt

Aus der Oktober 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einer der Apostel bezeichnet sich als „Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi,” und er schloß seinen Brief, in welchem diese Worte vorkommen, mit der Ermahnung: „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi.” Eine Dame erklärte einst: „Ich lese gerne über Petrus in der Bibel, weil er so ganz menschlich war.” Es wirkt ermutigend, wenn man bedenkt, wie auch Petrus versucht wurde, Buße tat und wieder zu Gnaden kam — wie nichts, was er durchmachte, seinen Stand als Apostel beeinträchtigte, und zwar deshalb, weil seine Erfahrungen ihn nur zum Wachstum in der Gnade nötigten, wozu er ja andre ermahnt hatte. Die Kämpfe, die er durchmachte, erkennen wir in uns selber, und wir dürfen wohl Mut fassen, wenn wir sehen, wie er über Furcht und Erregbarkeit siegte und durch sein auf der rechten Grundlage beruhendes Verständnis zu einem Felsen wurde.

Auch den Jona lieben manche Menschen deshalb, „weil er so ganz menschlich war.” Als er sich einer ungeheuren Aufgabe gegenübersah, suchte er ihr auszuweichen. Kennen wir nicht alle die Versuchung, wie er vor dem Herrn nach Tharsis zu fliehen? Glücklicherweise lehrt uns die Erfahrung des Propheten, daß uns das Schiff keinen Schutz gewährt, ja nicht einmal eine sichere Reise von unsrer Pflicht hinweg, wenn unsre Pflicht von uns fordert, nach Ninive zu gehen. Einst wurde ein Herr gelobt, weil er eine schwierige Arbeit mutig und mit scheinbarer Leichtigkeit ausgeführt hatte. „Meinen Sie wirklich, es sei mir so leicht geworden?” erwiderte er; „seien Sie versichert, daß mir alle paar Minuten das Herz in die Kehle stieg.” Dieser Mann gehört zu denen, die direkt nach Ninive gehen, koste es was es wolle. Zuerst hatte er aber wachsen müssen; und dieses Wachstum an Mut ist ein Gegenstand, der für einen jeden von Interesse ist.

Unsre Neigungen widerstreben fortwährend dem Rufe Gottes. Das spielende Kind, das zur Erfüllung einer Pflicht ermahnt wird, will nicht unkindlich und ungehorsam sein; aber es denkt, es sei doch gar nicht schön von der Mutter oder vom Vater, es bei seinem Spiel zu stören. Ebenso geht es dem Erwachsenen, der sich seinen Plan fürs Leben gemacht hat. Er sagt: „In diese Stadt will ich gehen und kaufen und verkaufen, mich daselbst niederlassen und meinen Erfolg genießen.” Alsdann ergeht der Ruf an ihn, seine bequeme und geregelte Lebensweise aufzugeben, durch trockene Ebenen und über frostige Berge zu reisen, Hunger und Durst zu erdulden und sich dem Haß und der Undankbarkeit der Leute auszusetzen, so daß dann das, was schwach ist, das, was wir das Fleisch nennen, sich bitter beklagt. In solchen Fällen müssen wir uns den Verheißungen Gottes zuwenden. Wir erklären: „Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Heil.” Wir finden, daß Gott das Herz nur dann tröstet, wenn man sich an die Erfüllung seiner Pflicht macht.

So mancher Praktiker der Christlichen Wissenschaft kennt die Versuchung, die an Jona herantrat. Er möchte gerne mit einem Luftschiff durch das Fenster nach Tharsis fliegen, wenn Ninive in der Form eines robusten Sünders, welcher der Ermahnung und Zurechtweisung bedarf, auf sein Empfangszimmer kommt. Genügt es nun nicht, hinsichtlich der eigentlichen Stadt Ninive zu wissen, daß der Prophet weder von dem König, von den Beamten noch von den Bürgern etwas zu fürchten hatte? Und warum nicht? Weil er nichts aus eigner Kraft tun sollte. Die Botschaft Gottes bewirkte das, was geschah. Der arme Jona hätte selber nichts tun können. Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift (S. 459): „Ein jeder Versuch, die Sterblichen durch das irrende sterbliche Gemüt zu heilen, anstatt sich auf die Allmacht des göttlichen Gemüts zu gründen, muß sich als vergeblich erweisen.” Die Botschaft Gottes ist nie vergeblich. Hinsichtlich des Wortes, das das Gemüt spricht, lautet die Zusicherung: „Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.”

Anstatt zu der großen Aufgabe berufen zu werden, der Riesenstadt Ninive zu predigen, wird uns zuweilen eine scheinbar geringe Aufgabe zuerteilt. So tritt beispielsweise an den Vater die Pflicht heran, seinen Sohn wegen eines Fehlers zurechtzuweisen. Unterläßt er es, weil er zeitweilige Entfremdung fürchtet, so zieht er sich weit größere Unannehmlichkeiten zu als wenn er durch die Berichtigung des Irrtums wahres Wohlwollen bewiesen hätte.

Die Führerin unsrer großen Bewegung hat uns ein glänzendes Beispiel des Mutes gegenüber einer Welt des Irrtums gegeben. Sie sagt in Miscellaneous Writings auf Seite 222: „Ich werde nicht vergessen, was es gekostet hat, zum Heil unsrer Zeit die Methoden und die Macht des Irrtums zu erforschen.” Sie erzählt mit folgenden Worten, wie sie gegenüber der Aufgabe zögerte, das Geheimnis der Bosheit zu ergründen und deren heimliche Versuche, der Menschheit zu schaden, aufzudecken: „Ich sagte mir fortwährend: ‚Dringe nicht in dieses Geheimnis ein;‘ aber zuletzt nahm ich auf Gottes Geheiß die Erforschung in Angriff.” Mrs. Eddy verkündete der Welt die Wahrheit; und wie in Ninive, so sind auch in der heutigen Welt Anzeichen der Reue und des geistigen Verlangens vorhanden. Möge man bald von der Menschheit unsrer Tage sagen können: „Gott sah ihre Werke, daß sie sich bekehreten von ihrem bösen Wege.”

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