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Fortschritt

Aus der Oktober 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Menschen, die Furcht empfinden, machen Halt und zögern, und im Zögern liegt große Gefahr. An dem Ort, wo sie sein sollten, haben sie nichts zu fürchten; wenn sie aber da stehen bleiben, wo sie nicht hingehören, machen sie sich den Schutz nicht zu eigen, der ihrer harrt. Als die Israeliten das Land der Knechtschaft verließen, lagerten sie sich am Ufer des Roten Meeres. Auf der andern Seite zog sich eine unpassierbare Gebirgskette hin. Sie hielten sich daher für völlig hilflos, als die Nachricht kam, daß Pharao mit seinen Wagen und Reitern von der Wüste her ihnen nacheilte, um sie in dieser Sackgasse zu fangen. Ratlos und untätig stand das Volk da, ein leichtes Ziel für die Bogen und Speere der Krieger. Ihre Politiker fingen an zu klagen und zu schimpfen und taten dar, wie schlecht alles gehandhabt worden sei. Moses hingegen suchte das Volk zu beruhigen und versicherte ihnen, die bösen Prophezeiungen würden nicht in Erfüllung gehen. Das Volk hatte nämlich gesagt, es wäre für sie viel besser gewesen, den Ägyptern fortgesetzt zu dienen, als so in der Wüste zu sterben.

Alsdann erging das Wort des Herrn an Moses: „Was schreiest du zu mir? Sage den Kindern Israel, daß sie ziehen.” Das Heer der Ägypter war hinter ihnen, die Bergmauer neben ihnen, das Meer vor ihnen; und dennoch führte der einzige Ausweg aus der Gefahr, der einzige Weg ins gelobte Land direkt in die Wogen hinein. Dieses Land der Verheißung mit seinem üppigen Weideland und seiner honigreichen Flora, dieses Land, von welchem gesagt war, es fließe darinnen Milch und Honig, wurde für sie nur dadurch erreichbar, daß sie vorwärts gingen.

So ist überhaupt im Leben alles, was die Mühe lohnt, nur für diejenigen vorhanden, die wachen und arbeiten. Das zurückgebliebene Kind ist einfach eines, das nicht vorwärts gekommen ist. Wer sich beklagt und sich um Mitleid bewirbt, ist nur deshalb zu bemitleiden, weil er nicht vorangegangen ist und die seiner wartenden Segnungen in Empfang genommen hat. Der Kranke redet von Symptomen und Gefühlen und verhält sich dabei völlig widerstandslos, anstatt den Mut zu haben, der Wahrheit zu gehorchen, welche da sagt: „Stehe auf und wandle.” Der verlorene Sohn will noch eine Zeitlang die Schweine hüten; er hat nicht genug Tatkraft, sich von der mit Trebern bestreuten Erde zu erheben und die Reise nach seines Vaters Haus anzutreten. Der Politiker verwirrt sich mit schwülstigen Reden und heftigen Worten, so daß man wohl Tätigkeit bemerkt, aber keinen Fortschritt, wohl Hammerschläge hört, aber keinen Bau sieht. Und dabei lassen Leben und Freiheit, Hoffnung und Inspiration, Menschentum und Göttlichkeit den Ruf zum Fortschritt fortwährend an einen jeden von uns ergehen.

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