Im zwölften Kapitel der Apostelgeschichte finden wir ein treffliches Beispiel von dem Gegensatz zwischen der Erkenntnis der Kraft der absoluten Wahrheit und der Unkenntnis derselben. Herodes hatte Petrus ins Gefängnis geworfen und in Ketten legen lassen, aber in der Nacht kam ein Engel und befreite ihn. Mrs. Eddy sagt of Seite 581 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ Engel seien „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“ Gottes Gedanken sind wahre Gedanken, und Jesus sagte: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so ... werdet [ihr] die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Petrus erkannte die Wahrheit so deutlich, daß die sterbliche Annahme, die in Gefängnismauern und klirrenden Ketten zum Ausdruck kam, dem geistigen Begriff vom Sein wich, bis der Apostel schließlich frei war. Es wird uns erzählt, daß die Ketten von Petri Händen fielen, die Türen sich öffneten und er frei hinausging. Ferner lesen wir, daß der Apostel, sobald er zu sich gekommen war, bestimmt wußte, daß Gott ihm Seinen Engel gesandt hatte, um ihn aus den Händen des Herodes zu befreien. Die Erkenntnis der absoluten Wahrheit, die Erkenntnis Gottes schließt auch die Erfahrung in sich, welche Seine Allmacht beweist. Wer den Buchstaben kennt, ihn aber niemals anwendet, um die falsche Auffassung zu vernichten, ist wie einer, der weiß, daß zweimal zwei vier ist, sich diese Kenntnis aber niemals durch die Lösung eines Problems nutzbar macht.
Wir lesen ferner, daß Petrus zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes ging. Rhode kam an die Tür, and als sie Petri Stimme hörte, eilte sie zu ihren Freunden und sagten ihnen, Petrus stehe draußen. Die kleine Schar hatte die ganze Nacht gebetet, und es war gewiß eine Gebetserhörung, daß Petrus an Marias Pforte klopfte; dennoch aber konnten sie es nicht glauben. Sie meinten Rhode sei von Sinnen, und als sie Petrus sahen, waren sie sehr erstaunt. Welch ein Unterschied zwischen der sterblichen Auffassung jener kleinen Schar und Petri geistigem Sinn! Wie verschieden in bezug auf Trost und Kraft! Der sterbliche Sinn seiner Freunde äußerte sich in Furcht, Zweifel und Entmutigung. Petri geistiger Gedanke öffnete die Tore des Gefängnisses und löste die Ketten, so daß er selbst im Fleische die Freiheit der Seele verwirklichte. Wie ganz anders wäre die Nacht gewesen, wenn sich die kleine Schar bewußt gewesen wäre, daß Gott Seinen Engel gesandt hatte, ihn vom Bösen zu befreien, daß Gottes Gedanken die einzige Kraft sind, und daß ihnen allen in jener Nacht Seine Kraft offenbart werden sollte. Dann wäre es eine Nacht der Freude und des Jubels gewesen.
Vor kurzem arbeitete eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft ein Problem aus. Eines Dienstag abends fühlte sie, daß die Demonstration noch nicht zustande gekommen war. Sie nahm an, ihr Verständnis von der Wissenschaft sei so beschränkt, daß es ihr nicht gelungen sei, den betreffenden Irrtum zu überwinden. Auch sie hat sich zu der Schar in Marias Haus gesellt. Als sie am darauffolgenden Freitag hörte, daß das Problem weit besser gelöst worden war, als sie je zu hoffen gewagt hatte, war sie, gleich jener Schar, erstaunt. Dann fragte sie sich: „Warum konnte ich die Kundwerdung der Wahrheit nicht am Dienstag sehen? Sie war doch am Dienstag genau so wahr wie jetzt.“ Und ihre weitere Frage lautete: „Warum erkenne ich nicht immer die Wahrheit betreffs eines Problems, trotz der Kundwerdung des Irrtums?“ Als ihr Gebet nicht in der Weise erhört wurde, wie sie erwartet hatte, fing sie an zu zweifeln und verlor den Mut. Wie unglücklich war sie vom Dienstag bis zum Freitag, wo sie sich doch hätte freuen und in dem tröstlichen Gedanken Ruhe finden sollen, daß Gott über Seine Kinder wacht.
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