Während der Influenzaepidemie, als alle öffentlichen Versammlungsräume, einschließlich der Kirchen, infolge der besonderen Auslegung eines Staatsgesetzes geschlossen wurden, kam mir der unschätzbare Wert unserer Lektions-Predigten klarer denn je zu Bewußtsein. Früh an einem Sonntagmorgen fiel mir zu meiner Enttäuschung ein, daß wir nicht zur Kirche gehen könnten; aber gleich darauf wurde ich mir voller Freude bewußt, daß es uns ja freistand, unsere Lektions-Predigt zu studieren; daß wir, wiewohl die Kirchen geschlossen waren, nicht der Wahrheit verlustig gehen konnten, die uns in derselben geboten wird. Ich empfand aufrichtige Dankbarkeit für das Werk unserer Führerin und für ihre große Weisheit, die sich darin äußerte, daß sie den Kirchen der Christlichen Wissenschaft in der ganzen Welt die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft als „Prediger“ gab. Ich erkannte, wie viele Vorteile und Freuden mir daraus erwachsen sind, daß ich eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft bin, und ich mußte an die Bedrängnis so vieler Menschen um mich her denken, die der Furcht vor drohender Gefahr anheimgefallen waren.
Folgende Worte auf Seite 116 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany,“ von Mrs. Eddy, fielen mir ein, und ich studierte sie von neuem: „Wenn ansteckende Krankheiten grassieren, trachten die Christlichen Wissenschafter danach, ihr Bewußtsein zu der wahren Auffassung von der Allmacht des Lebens, der Wahrheit und der Liebe zu erheben, und die Erkenntnis dieser großen Tatsache im Sinne der Christlichen Wissenschaft beseitigt die Ansteckungsgefahr.“ Diese Worte sind gleichzeitig eine Ermahnung und ein Versprechen; sie zeigen uns deutlich unsere Pflicht gegen uns selbst und gegen die ganze Menschheit. Wie dankbar war ich doch, daß ich bis zu einem gewissen Grade die Wahrheit dieser Behauptung erkennen konnte, und wie geborgen fühlte ich mich in Gottes schützender Fürsorge! Mochten alle anderen Menschen in der Stadt annehmen, daß sie an dieser sogenannten Krankheit leiden müßten, ich brauchte nicht daran zu glauben. Eine Lüge bleibt eine Lüge, selbst, wenn man sie zehntausendmal wiederholt; sie kann niemals die Wahrheit sein. Haben wir nicht die Verheißungen des herrlichen einundneunzigsten Psalms: „Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. ... Denn der Herr ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen“?
Nachdem ich einige Zeit damit verbracht hatte, die unharmonischen Zustände „wegzusehen“ und die Unwirklichkeit aller sterblichen Annahmen zu erkennen, studierte ich eifrig und andächtig die Lektions-Predigt. Das Thema lautete: „Wirklichkeit,“ und die Wahrheit des Seins war darin so deutlich ausgedrückt, daß mein Bewußtsein mit Gedanken der Liebe, der Gesundheit und des Friedens erfüllt wurde, und zwar nicht nur für mich selbst, sondern für alle Kinder Gottes. Es kam mir vor, als sei jedes Zitat aus der Bibel mit den entsprechenden Stellen aus „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ zu dem Zweck geschrieben und ausgesucht worden, der gegenwärtigen Notlage abzuhelfen. Eine Stelle schien ganz besonders wie ein Leuchtfeuer zu glänzen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 318): „Wir müssen diese Lüge des materiellen Sinnes durch die Wahrheit des geistigen Sinnes zum Schweigen bringen. Wir müssen den Irrtum, der die Annahme von Sünde und Tod gebracht hat und den reinen Begriff von der Allmacht hat auslöschen wollen, veranlassen aufzuhören.“ Ich empfand tiefe Dankbarkeit gegen die treuen Arbeiter an der Zentrale, deren Pflicht es ist, die Zitate auszusuchen und zusammenzustellen, aus denen die Lektions-Predigt besteht. Wiederholt ist es mir in Zeiten scheinbarer Bedrängnis vorgekommen, als sei die Lektions-Predigt der betreffenden Woche ganz besonders zur Abhilfe der zeitweiligen Notlage geplant worden, wiewohl jene Stellen natürlich mehrere Monate vorher gewählt worden waren. Während der Wochen, wo Quarantäne gehalten werden mußte, kam mir jede Lektions-Predigt wie ein starker Hort vor, und meine Gedanken erhoben sich in dem Maße, wie diese Predigten ihre Wahrheiten und Verheißungen entfalteten. Gewiß ist es nicht dem Zufall zuzuschreiben, daß die Themen für jene Wochen „Wirklichkeit,“ „Unwirklichkeit“ und „Sind Sünde, Krankheit und Tod wirklich?“ lauteten. Sie bewiesen die Fürsorge der göttlichen Liebe für die Seinen.
Daß die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch ein Gegenmittel gegen jeden falschen und unharmonischen Zustand sind, und daß die Wahrheiten, die sie erläutern, nicht nur für vergangene Jahrhunderte, sondern auch für unser Zeitalter, ja für alle Zeiten bestimmt sind, wurde mir ganz besonders klar, als ich in der Woche, wo die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland abgebrochen wurden, die Mittwochabend-Versammlung in einer unserer New Yorker Kirchen besuchte. Das Land war in einer Aufregung wie wohl nie zuvor, und alle Gesichter schienen Spuren der Besorgnis zu zeigen, so sehr war das menschliche Gemüt mit Furcht erfüllt. Ich und Hunderte mit mir, die in dem großen Zuhörerraum versammelt waren, werden niemals die wunderbare Bedeutung der Stellen vergessen, die der großen Gemeinde aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit vorgelesen wurden. Wären die Worte gerade in jener Woche für die Krisis geschrieben worden, in der sich unser Land befand, sie hätten nicht mehr Hoffnung und Mut enthalten — man hätte sie nicht besser auswählen können, um Grauen und Schrecken zu verbannen und die Gedanken der Menschen mit ruhigem, klarem Gottvertrauen zu erfüllen.
Die Stellen, die aus den beiden wertvollsten Bücher, die die Welt je gekannt hat, ausgewählt worden waren, standen in so enger Beziehung zu einander und wiesen so deutlich auf die große Umwälzung aller Materialität hin, die stattfinden muß, ehe „alle Disharmonie in geistiger Wahrheit verschlungen sein wird,“ um Mrs. Eddys Worte auf Seite 96 von Wissenschaft und Gesundheit anzuführen, daß alle Furcht verscheucht wurde und die Anwesenden fühlen konnten, wie sie wahrhaft mit dem Brote des Himmels gespeist wurden.
Ich spreche hiermit meinen Dank aus für die Sendung unserer inspirierten Führerin, Mrs. Eddy, für alle ihre Schriften, für ihr Leben der Aufopferung, ihre liebevolle und treue Unterweisung in der Wahrheit und für ihre große Weisheit, die sie dadurch bekundete, daß sie uns nicht nur unsere Lektions-Predigten, sondern auch alle unsere Zeitschriften gab, die wahre Schatzkammern geistiger Nahrung sind. Wir sollten stets dankbar sein für alles, was dazu beiträgt, die Kanäle offen zu halten, durch die das heilende Wirken der Wahrheit alle diejenigen erreicht, die ihre Hilfe bei Gott suchen.