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Die Christliche Wissenschaft: Die Wissenschaft des allmächtigen Gemüts

Aus der Mai 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt nur einen Gott, den Gott der Liebe, der Seinen Kindern lauter gute Gaben gibt, der niemand heimsucht, der nicht der Urheber des Bösen ist. Wird Gott richtig erkannt, so erhebt sich das menschliche Denken zum Bewußtsein eines Friedens, der nicht von den Wechselfällen der Zeit und der Sterblichkeit gestört wird. Wenn unsere Füße auf dem ewigen Felsen der steten Gegenwart Gottes ruhen, können wir die mancherlei Erfahrungen des sterblichen Daseins in aller Seelenruhe betrachten, weil wir wissen, daß Gott allein Macht hat und daß das Böse nur eine Scheinbarkeit ist, welche denen nichts anhaben kann, die „unter dem Schatten des Allmächtigen“ bleiben.

Die meisten Christen stimmen darin überein, daß Gott das allmächtige Gute ist daß Er allwissend und allgegenwärtig ist. In der Theorie haben die Menschen diese unvergänglichen Eigenschaften Gottes anerkannt, haben sie aber nicht verstanden und ihr Leben nicht nach denselben eingerichtet. Wer Gott für das allmächtige Gute hält und sich dann wegen Armut, Gefahr oder Krankheit Sorgen macht, oder wer habsüchtig ist oder seinen Nächsten haßt, ist sehr inkonsequent; er leugnet in der Praxis, was er in der Theorie anerkennt, nämlich die Allmacht Gottes.

Indem wir uns nun der Christlichen Wissenschaft zuwenden, finden wir, daß sie durchaus logisch verfährt. Sie bekennt sich zu dem einen allmächtigen Gott, den die Bibel lehrt, und sie steht vollständig mit der Bibel in Einklang. Die Christliche Wissenschaft gibt nicht nur die Allmacht Gottes zu, sondern sie erkennt auch die demonstrierbare Tatsache an, daß die Allmacht des Guten all unseren Bedürfnissen abhilft. Wenn Gott alle Macht hat, so gibt es selbstverständlich keine andere Macht, die sich mit Ihm in Sein Reich teilen könnte. Die Allmacht Gottes ist ewig. Gott somit der höchste Herrscher, „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit,“ denn, wie die Heilige Schrift erklärt, „der Herr, unser Gott, der Allmächtige regieret“ (Zürcher Bibel).

Welche Beweise haben wir nun, daß uns die Kraft Gottes zu Gebote steht? In der Bibel finden wir von Anfang bis zu Ende, Patriarchen, Propheten und Jünger, göttlich inspirierte Männer und Frauen, befähigt waren, Disharmonie aller Art, Haß, Sünde, Krankheit und selbst den Tod zu überwinden. In unserem Jahrhundert wird seitens der Christlichen Wissenschafter eine Masse solcher Beweise dargeboten. Seit Mrs. Eddy der Welt ihre Lehre gegeben hat, in welcher sie die Wahrheit betont, daß Gott die alleinige Macht ist, haben Hunderte und Tausende unter uns ähnliche Erfahrungen gemacht wie die Menschen, von denen wir in der Bibel lesen. Auch sie haben geistige Visionen und Inspirationen gehabt, auch sie haben sich über das Zeugnis der körperlichen Sinne zu dem Bewußtsein erhoben, daß Gott die alleinige Macht ist, daß der Mensch, Sein Bild und Gleichnis, vollkommen und unsterblich ist, und daß Gottes Kinder nicht die Opfer von Sünde, Krankheit und Tod sind und sein können.

BEWEISE IM ALTEN TESTAMENT

In den alttestamentlichen Zeiten bewies Joseph, daß Gott Macht hat, die Seinen in Gefängnissen und in der Könige Paläste zu schützen. Durch die Macht Gottes befreite Moses eine Nation aus der Knechtschaft der Autokratie. Weil David auf den „Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels“ vertraute, konnte er den Goliath bewältigen und später allen Fallstricken entgehen, die ihm Neid, Bosheit und Haß legten, um ihn zu vernichten. Elias erweckte den Sohn der Witwe von den Toten, und Elisa heilte den aussätzigen Naeman, den Feldhauptmann der Heere Syriens. Die hebräischen Gefangenen, die in den feurigen Ofen geworfen wurden, bewiesen, daß Flammne und Hitze denen keinen Schaden tun können, die beharrlich an der Macht und Majestät des allumfassenden Geistes festhalten. Und so könnte man noch viele Beispiele von Gottes liebevoller Fürsorge und schützenden Macht, die Er den Seinen zuteil werden ließ, aus dem Alten Testament anführen. Daher die triumphierenden Worte Davids, des holden Sängers Israels: „Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Hort, meine Hilfe und mein Schutz, daß ich nicht fallen werde.“

DAS ZEUGNIS CHRISTI JESU

Indem wir uns nun dem Neuen Testament zuwenden, finden wir, daß der größte Vertreter der Allmacht Gottes Jesus Christus war. Wegen seiner sündlosen Geburt und seiner Gottessohnschaft kannte er den Willen Gottes und brachte er ihn zum Ausdruck. Die religiösen Systeme seiner Zeit gaben vor, die wahre Gottesverehrung zu lehren, hatten aber keine Früchte aufzuweisen, an denen man ihren göttlichen Ursprung hätte ersehen können. Jesus kannte nicht nur die Kraft Gottes, sondern er bewies sie auch durch Ergebnisse. Er tat unwiderlegbar dar, daß das, was das Zeugnis der körperlichen Sinne wirklich nennt, unwirklich, eine Illusion sein muß. Da er wußte, daß Gott unser Leben ist und daß wir „in ihm leben, weben und sind,“ widerlegte er die falsche Behauptung, daß die Materie Leben, Intelligenz und Macht habe und deshalb der Menschheit Schaden bringen oder sie segnen könne. Jesus lehrte niemals, daß Gott die Materie erschaffen habe oder daß Gott für Sünde, Krankheit und Tod verantwortlich sei. Im Gegenteil, er legte die unwirkliche Natur dieser Irrtümer bloß und vernichtete sie durch die Macht des Christus-Gemüts.

CHRISTUS JESUS, DER SOHN GOTTES

Christus Jesus war nicht Gott, sondern der Sohn Gottes, wie er selber erklärte. Als Mensch, von einem Weibe geboren, war er der Menschensohn. In seinen menschlichen Beziehungen wurde er, gleichwie wir, vom sterblichen Gemüt versucht. Er litt für uns und überwand die Sünden der Welt vermöge seiner Kenntnis der Kraft Gottes, und zwar wollte er uns dartun, daß dies einem jeden möglich ist, der die Wahrheit in dem Maße erkennt, wie er sie erkannte. Als ein Mensch trat er die Kelter des Weins des menschlichen Hasses, bewältigte den fleischlichen Widerstand gegen die Wahrheit und vernichtete alle Übel, die der Menschheit anhaften.

Jesus besaß die wahre Gotteserkenntnis, und das befähigte ihn, die sogenannten Geheimnisse, Spitzfindigkeiten und Vorwände des Bösen zu durchschauen und aufzudecken. Das Böse greift seinen Vernichter an; deshalb war dieser Gerechteste unter den Menschen die Zielscheibe aller Bosheit, alles Hasses und aller Rache, deren das sterbliche Gemüt fähig ist. Von diesen Übeln mesmerisiert, suchten seine Feinde sein Leben zu vernichten. Als aber das sterbliche Gemüt sein Äußerstes getan hatte, bewies er, daß der sogenannte Tod weder Jesu Leben vernichten, noch den Einfluß seiner Lehren verhindern konnte. Da dieses sterbliche Gemüt sah, daß es seinen Zweck nicht durch seinen Vernichtungsversuch auf die Person Jesu erreichte, suchte es in späteren Jahrhunderten die Lehre, die er betätigte und anderen mitteilte, zu fälschen, indem es ihn nicht als den Sohn Gottes hinstellte, sondern als Gott, den man anbeten muß. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß gleichzeitig mit dieser Irrlehre die Heilkraft in der christlichen Kirche verloren ging.

Jesus war also nicht Gott, sondern er brachte den Christus, den Gottgesalbten zum Ausdruck, und als der Christus tat er die Eigenschaften seines göttlichen Vaters kund. Deshalb sagte er: „Ich und der Vater sind eins.“ Die eigentlichen Lehren der Bibel über Christus Jesus und seine Beziehung zu Gott werden in den Lehren Mrs. Eddys klar und richtig dargelegt. Vielleicht fragt hier jemand: „Wie kann man das wissen?“ Die Antwort lautet: „Durch Tatbeweise.“ Wenn der Schüler die in der Christlichen Wissenschaft und in der Bibel gelehrte Einheit, die zwischen Jesus dem Christus und dem allgegenwärtigen Gott besteht, zu verstehen beginnt, dann ist er imstande, die Kranken vermöge der Kraft des Gebetes zu heilen; und je klarer er diese göttliche Einheit versteht, desto rascher und gründlicher sind seine Erfolge bei dieser Heiltätigkeit. Ein richtiges Verständnis von den Grundwahrheiten der Lehren des Meisters ist erforderlich, um in unserer Zeit seine wunderbaren Demonstrationen zu wiederholen. Mrs. Eddy äußert sich in Wissenschaft und Gesundheit (S. 332) wie folgt über Jesus Christus und seine Einheit mit Gott: „Jesus demonstrierte Christus; er bewies, daß Christus die göttliche Idee Gottes ist — der Heilige Geist oder Tröster, der das göttliche Prinzip, Liebe, enthüllt, und der in alle Wahrheit leitet.“

Die Heilkraft, welche Jesus demonstrierte, war nicht auf ihn beschränkt und ist nicht als Beweis einer besonderen Gottessohnschaft anzusehen. Vielmehr beruhte sie auf seiner göttlichen Erkenntnis des Vaters, einer Erkenntnis, die allen Menschen zugänglich ist. Jesus unterwies seine unmittelbaren Nachfolger, wie man die Kraft Gottes zur Heilung der Kranken und Befreiung der Sünder nutzbar machen muß. Aber das erlösende Evangelium des Christus, des Messias, kann unmöglich auf einige wenige Auserwählte, auf ein Zeitalter oder auf ein Volk beschränkt sein. Es war die Gabe Gottes an alle Seine Kinder. Sagte doch der große Arzt: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur,“ wodurch er die allgemeine Anwendbarkeit seiner Botschaft betonte. Ferner erklärte er: „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.“

In bezug auf die Allgemeinheit der göttlichen Gnade sagte Jesus: „Ehe denn Abraham ward, bin ich.“ Mit anderen Worten, der Christus ist die göttliche, stets gegenwärtige Kundwerdung Gottes, die allzeit bereit ist, zu heilen und zu erretten. Solches hat sich in der christlichen Kirche zu allen Zeiten bewiesen.

DAS ZEUGNIS DER APOSTEL

Im Neuen Testament lesen wir ferner, daß zwölf Apostel auszogen und das Heilungswerk betrieben; so auch die Siebenzig. Paulus, der anfangs kein Jünger Jesu war, heilte gleichfalls die Kranken und erweckte die Toten; und die Urchristen betrachteten drei Jahrhunderte lang das Heilen als eine Aufgabe der Kirche und übten es aus. Irenäus, der griechische Bischof von Lyon, welcher gegen Ende des zweiten Jahrhunderts lebte, berichtet uns, alle Christen seiner Zeit seien mit der Kraft des Heilens ausgerüstet gewesen, sie hätten prophezeit, die Teufel ausgetrieben, die Kranken geheilt und zuweilen Tote erweckt. Solange die Urchristen den geistigen Lehren Christi Jesu wahrhaft treu blieben, besaßen sie die lebendige Kraft, die das menschliche Gemüt erneuerte. Der erhebendste Teil der Menschengeschichte besteht in der Darlegung der erlösenden Macht des ursprünglichen Evangeliums Christi, welches die Menschen körperlich sowohl wie geistig erneuerte und umwandelte, trotz der Tiefe der Sinnlichkeit und Verderbtheit, in welche das Menschengeschlecht versunken war.

Später jedoch wurden die Urchristen schlaff in ihrer Treue gegen die Lehren ihres großen geistigen Lehrers. Sie fingen an, seine Lehren zu ändern, indem sie sie den heidnischen und materialistischen Anschauungen der damals vorherrschenden philosophischen Systeme anpaßten. Was war die Folge? Die Frische und Kraft der geistigen Erkenntnis verwelkte und das geistige Heilen, die „köstliche Perle,“ ging dem getrübten Blick der Sterblichen verloren. Das verfinsterte und verwirrte menschliche Gemüt wich nun nicht mehr der Kraft Gottes. Somit verschwand das geistige Heilen, und erst nach mehr als fünfzehn Jahrhunderten gab eine Frau aus Neu-England, Mary Baker Eddy, es der Welt wieder.

DIE ENTDECKERIN UND GRÜNDERIN

Die Christliche Wissenschaft wurde im Jahre 1866 von Mary Baker Eddy entdeckt. Ihre augenblickliche Heilung von den Folgen eines ernsten Unfalls durch das geistige Erfassen einer Stelle im Evangelium des Matthäus war der fallende Apfel, der zur Entfaltung des wissenschaftlichen Christentums führte. Das Menschengeschlecht war reif für einen neuen geistigen Fortschritt. In den vorhergehenden drei Jahrhunderten hatten die Religionssysteme große Reformen erfahren. Die steifen, unduldsamen Glaubenslehren verloren immer mehr ihren Halt, und die Menschenherzen wurden von einer klareren Erkenntnis der Vaterschaft Gottes und der Brüderschaft der Menschen erwärmt. Soeben war der amerikanische Bürgerkrieg beendet, der das Denken dieser Nation über die Sklaverei berichtigt hatte. Schon seit die ersten Puritaner ihren Fuß auf Plymouth Rock setzten und das sehnliche Verlangen nach einer Demokratie und nach Religionsfreiheit sowie die Ehrfurcht vor der Bibel als dem heiligen Wort Gottes mit sich brachten, hatte der Sauerteig der Wahrheit in dem Denken der sich immer mehr ausbreitenden Nation gewirkt, indem er es teilweise von den Irrtümern des Aberglaubens der persönlichen Beherrschung, des Dogmentums und der Sklaverei reinigte. Wohl wurde die Sklaverei erst nach einer gewaltigen Umwälzung aufgehoben, welche viel menschliches Leiden im Gefolge hatte; aber das Werk kam zustande, die Nation machte sich von diesem Irrtum los, und sehr bald darauf erschien eine neue Art der geistigen Freiheit, welche deren Entdeckerin und Gründerin Christliche Wissenschaft nannte. Über dieses wichtige Erscheinen der menschlichen sowohl wie der geistigen Freiheit schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 226): „Die Stimme Gottes zu Gunsten der afrikanischen Sklaven hallte noch in unserm Lande wieder, als die Stimme des Herolds dieses neuen Kreuzzuges den Grundton der allumfassenden Freiheit erklingen ließ, die eine vollere Anerkennung der Rechte des Menschen als des Sohnes Gottes verlangte und forderte, daß die Fesseln von Sünde, Krankheit und Tod dem menschlichen Gemüt abgenommen werden sollten, und daß es seine Freiheit nicht durch menschlichen Kampf, nicht durch Bajonett und Blut gewinnen sollte, sondern durch Christi göttliche Wissenschaft.“ Als Mrs. Eddy die großen Tatsachen erfaßt hatte, die für das ganze Menschengeschlecht von so großen Segen waren, nämlich, daß Gott das alleinige Gemüt und die alleinige Ursache ist, war es ihre Aufgabe, mit dem Geistesauge die dunkeln Wolken der menschlichen Annahme zu durchdringen, diese Wolken mit dem wiedergespiegelten Licht der geistigen Erkenntnis zu zerteilen und im menschlichen Bewußtsein die Wissenschaft des Christentums wiederaufzurichten. Diese genaue und logische, auf die Obergewalt des Geistes sich gründende Wissenschaft des Geistes befreit den, der sie erfaßt, von den bösen Folgen der sterblichen Täuschung und verleiht ihm das Bewußtsein des ewigen Einsseins mit Gott.

Wie kann man nun wissen, daß es nur ein Gemüt gibt? Da Gott der geistige Schöpfer, der Quell aller Intelligenz und Weisheit ist, so weiß Er alles, und man kann sich außerhalb des Bereichs Seiner allumfassenden Weisheit nichts denken. Es folgt daher vernunftgemäß, daß es nur ein Gemüt, nur einen Gott gibt und geben kann. Die Menschheit hat seit Jahrhunderten an das Vorhandensein vieler Gemüter geglaubt, wohingegen die Bibel und die Christliche Wissenschaft die allwissende Einheit des göttlichen Gemüts und die Unmöglichkeit vieler Gemüter klar darlegt. Der Mensch hat kein Gemüt außer seinem Schöpfer. Er spiegelt das Gemüt seines Schöpfers wieder. Wer diese große Tatsache erfaßt, beginnt die Heiligkeit, Gesundheit, Reinheit und Weisheit des göttlichen Gemüts wiederzuspiegeln, und er erlangt Heilung von Krankheit, Sünde, Kummer und Schmerz, den Folgen der Vorstellung, daß es viele Gemüter gebe oder daß neben Gott ein Gemüt oder eine Macht bestehe.

DAS SUCHEN NACH DEM PRINZIP DES GEMÜTSHEILENS

Mrs. Eddy besaß in hohem Maße die Fähigkeit zu dem Werk, die Welt über die Allmacht des einen Gemüts aufzuklären. Sie war von puritanischer Abstammung und wuchs in der Atmosphäre eines christlichen Heims heran. Von Kindheit an zeichnete sie sich durch einen tiefreligiösen Sinn aus. Sie forschte eifrig in der Bibel und dachte täglich und stündlich über deren Wahrheiten nach. Außerdem hatte sie eine hinreichende Kenntnis vom Griechischen und Hebräischen, um ihr einen Einblick in den ursprünglichen Text zu gewähren. Indem sich ihre Gedanken voll Verlangen auf Gott richteten, kam sie naturgemäß mit menschlichen Systemen in Berührung und später in Widerstreit, Systemen, die Gott zu erklären vorgaben oder sich Seine Macht als Heiler unserer Leiden zuschrieben. Zuerst hatte sie Kämpfe mit der schulmäßigen Theologie zu bestehen, die sie gründlich durchforscht und als unzulänglich erfunden hatte, der menschlichen Not abzuhelfen, und zwar hat diese Unzulänglichkeit ihren Grund darin, daß die Theologie Gott von einem körperlichen Standpunkt aus zu erklären sucht. So ging sie der heilenden Kraft verlustig. Im Einklang mit der Ermahnung der Bibel: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet,“ prüfte Mrs. Eddy die materiellen Heilmittel, die scheinbare Wirkung der Medizinen, die allopathische und homöopathische Schule, sowie auch den Spiritismus, den Hypnotismus und andere mentale Theorien. Sie fand, daß alle diese Verfahrungsarten der Salbung des göttlichen Geistes entbehrten und weder Heilung noch geistige Erleuchtung bewirkten. Zuletzt wandte sie sich rückhaltlos an die Bibel, das Wort Gottes, und als Ergebnis ihres Studiums und Gebetes ging ihrem erleuchteten Sinn die geistige Erkenntnis auf, gerade wie sich die Strahlen der Morgensonne auf eine erwachende Welt ergießen. Über diese merkwürdige Erfahrung schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 109): „Nach meiner Entdeckung suchte ich drei Jahre lang nach der Lösung dieses Problems des Gemüts-Heilens, forschte in der Heiligen Schrift, las wenig andres, hielt mich von der Gesellschaft fern und widmete Zeit und Energie der Entdeckung einer positiven Regel. Das Forschen war lieblich, ruhevoll und von Hoffnung getragen, weder selbstisch noch niederdrückend. Ich wußte, daß das Prinzip aller harmonischen Gemüts-Tätigkeit Gott ist, und daß in der ersten Zeit des christlichen Heilens durch heiligen, erhebenden Glauben Heilungen bewirkt wurden; aber ich mußte die Wissenschaft dieses Heilens ergründen, und durch göttliche Offenbarung, Vernunft und Demonstration fand ich meinen Weg zu absoluten Schlüssen.“

Als Ergebnis gab Mrs. Eddy der Welt im Jahre 1875—neun Jahre nach ihrer Heilung — das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ ein Buch, das mehr dazu beigetragen hat, die Anschauungen der Menschen über die Wahrheiten der Bibel umzugestalten, als irgendein anderes Buch, das je geschrieben worden ist. Dieses Lehrbuch beruht gänzlich auf der Bibel, und seine Voraussetzungen und Schlüsse stützen sich auf Gott als die einzige Macht, die einzige Ursache, den einzigen Schöpfer.

DER WIDERSTAND GEGEN IHRE ENTDECKUNG

Es war jedoch Mrs. Eddy nicht vergönnt, der Welt ihre Entdeckung ohne Widerstand mitzuteilen. Aus der Geschichte ist zu ersehen, daß noch jeder Reformer, der „den Weg zu besseren Welten“ gewiesen hat, Verfolgung zu erdulden hatte. Paulus schreibt: „Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht.“ Jesus lernte das volle Maß des Hasses des sterblichen Gemüts kennen. Das war der Kelch, den er bis auf die Hefe leerte, und er sagte, alle seine Nachfolger müßten von diesem Kelch trinken. Es ist somit nicht zu verwundern, daß die große Reform, welche Mrs. Eddy herbeiführte, Widerstand, Haß und Verfolgung hervorrief. Mehr als ein Vierteljahrhundert stand sie den Angriffen der Welt gegenüber allein da, nur gestützt von ihrem unerschütterlichen Vertrauen auf die Allmacht Gottes und ihrem Bewußtsein der Gerechtigkeit ihrer Sache. Aber die Wahrheit ist unüberwindlich, wenn man sie versteht, und deshalb tobten die Wellen des Vorurteils und des Hasses umsonst gegen den Felsen der Allmacht des göttlichen Gemüts, auf welchen ihr Werk gegründet war.

O Freiheit, wer denn könnte dich verleugnen,
Der sich an deiner Flamme hat erwärmt?
Vermögen Mauern, Tore, Eisengitter dich zu halten?
Vermögen Geißeln diesen tapfern Geist zu zähmen?

Diese Worte drücken die Gedanken in der Nationalhymne Frankreichs aus. So vermochten auch Verachtung, Spott und Haß den tapferen Geist dieser Frau nicht zu zähmen und ihre Erkenntnis des stets gegenwärtigen Geistes nicht zu trüben, eine Erkenntnis, die die Völker von ihren zahllosen Leiden befreien wird.

Mit der Zeit begann das Ergebnis ihres klaren Schauens und ihrer Erkenntnis der Tiefen der Gottheit offenbar zu werden. Durch ihr Wirken wurden die Kranken geheilt, die Fesseln der Sünde wurden dem Sünder abgenommen, und verfinsterte Gemüter wurden durch ihre Lehren mit geistiger Erleuchtung erfüllt. Mrs. Eddy veranschaulichte in ihrem Leben die Worte Jesu: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Unter ihrer weisen Führerschaft wuchs die Bewegung der Christlichen Wissenschaft sehr rasch. Da die bestehenden Kirchen ihre Botschaft verwarfen, war sie genötigt, eine eigene Kirche zu gründen. Die Mutter-Kirche wurde im April des Jahres 1879 ins Dasein gerufen, und seitdem haben sich eine große Anzahl von Zweig-Kirchen gebildet, die über die ganze zivilisierte Welt zerstreut sind. Das Christian Science Journal erschien im Jahre 1883; diesem folgte der Christian Science Sentinel, hierauf Der Herold der Christian Science, unsere deutsche Zeitschrift. Eine ähnliche Zeitschrift in der französischen Sprache wurde im Jahre 1918 unter dem Namen Le Héraut de Christian Science gegründet. Mrs. Eddys letzte Gabe an die Menschheit war der Christian Science Monitor, eine internationale tägliche Zeitung, die die Aufgabe hat, die Wahrheit furchtlos zu verkünden, ganz gleich, wie groß die Art des Bösen sein mag, die bloßgestellt und vernichtet werden muß. Lesezimmer und Leihbibliotheken wurden von Kirchen und Vereinigungen gegründet und unterhalten; in Städten und Dörfern begannen Praktiker der Christlichen Wissenschaft ihr Werk, indem sie durch das Gebet, das auf der Erkenntnis der Allmacht Gottes beruht, die Kranken heilten und die Sünder auf den rechten Weg führten. Heute weiß die ganze Welt von Mrs. Eddys Werk. Sie hat ihr Vollbringen noch nicht in vollem Maße erfaßt, fängt aber an, den hohen Wert ihrer Lehren beim Werk der Erlösung des Menschengeschlechts zu verstehen.

DIE WAHRHEIT, WELCHE FREIMACHT

Die Wissenschaft des allmächtigen Gemüts, welche Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit lehrt, ist die Wissenschaft, von der Jesus sprach, als er die Worte äußerte: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Welcher Art nun ist die Wahrheit, die erkannt werden soll? Offenbar ist die Wahrheit, die da frei macht, die Wahrheit über Gott und den Menschen. Die Christliche Wissenschaft lehrt ebenso wie die Bibel, daß Gott Geist, Gemüt ist; daß Sein Weltall ein geistiges, mentales Weltall ist, und daß der Mensch ein geistiges Wesen ist, welches seinen göttlichen Schöpfer wiederspiegelt. Die Christliche Wissenschaft zieht eine scharfe Unterscheidungslinie zwischen dem Weltall Gottes, des vollkommenen Gemüts, und der Welt der Sinnenerscheinungen, dem sterblichen, fleischlichen Begriff vom Dasein, den die Sterblichen durch die physischen Sinne erlangen und der Sünde, Krankheit und Tod umfaßt. Da das geistige Sein das einzig wahre Sein ist, so bezeichnet die Christliche Wissenschaft die Welt der Sinnenerscheinungen als unwirklich, falsch, und daher als eine Illusion.

Wie wissen wir, daß das Geistige wahr und das Sinnliche falsch ist? Wir können dies durch Demonstration feststellen. In dem Maße, wie die Vollkommenheit Gottes, Seine Heiligkeit, Schönheit, Weisheit und Macht dem erleuchteten Denken offenbar wird, erlangen wir die göttliche Zusicherung, daß diese Eigenschaften wirklich sind, wohingegen das vergängliche und trügerische Wesen der Sinnenerscheinungen immer mehr zutage tritt und aus dem Bewußtsein verschwindet. Je mehr wir ferner die Dinge des Geistes erfassen, desto gewisser und gründlicher können wir Krankheit heilen, Sünde überwinden und die Bande des Bösen sprengen. „Gott ist Liebe,“ sagte der geliebte Jünger. „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus“— wie sie denn überhaupt alles austreibt, was der Liebe nicht gleicht, so daß Friede und Harmonie die unbestrittene Herrschaft haben.

Da nun allein die Wahrheit den Menschen befreien kann, so entsteht die Frage: Wie eignet man sich die Wahrheit an? Jesus sagte, sie werde durch das Wissen, durch das Bewußtsein erlangt. Wenn wir die Wahrheit nur durch die Denktätigkeit erlangen können, dann muß sie im allwissenden Gemüt ihren Ursprung haben. Die Heilige Schrift verlangt von uns, daß wir Gott erkennen, Ihn lieben und Ihm gehorchen. Wie können wir anders dieser Aufforderung nachkommen als durch das Gemüt, das Bewußtsein? Die Bibel lehrt, daß der Mensch von Gott geboren und das ganze Weltall von Gott erschaffen ist. Wie könnte der Mensch und das Weltall auch anders bestehen denn als der Ausfluß des allwaltenden, unendlichen Gemüts?

Von dem einen Gemüt kommt alles Gesetz, alle Ordnung, alle Fortdauer, alle Wissenschaft; und das Wesen Gottes wird durch das geistige Gesetz offenbar. Websters „International Dictionary“ definiert Wissenschaft als die ordnungsmäßige und systematische Einteilung von Ideen, wie diese „bei der Arbeit, im Leben oder beim Forschen nach Wahrheit nutzbar gemacht werden.“ Somit war es durchaus richtig, das Wort Wissenschaft mit dem Christentum in Verbindung zu bringen, wie Mrs. Eddy es in dem Ausdruck „Christliche Wissenschaft“ getan hat. „Ordnung,“ sagte Pope, „ist das vornehmste Gesetz des Himmels.“ Gott bekundet sich den Menschen durch Ordnung, durch Gesetze, durch Wissenschaft. Es würde gewiß einen sehr niedrigen Begriff von Gott bedeuten, wenn wir glaubten, Er, der bis in alle Ewigkeit das Weltall durch Seine Weisheit aufrechterhält, könne sich nicht ordnungsmäßig und in wissenschaftlicher und vollkommener Weise offenbaren. Aber gerade in solcher Weise offenbart Er sich. Mrs. Eddy entdeckte dies und gab dann diese Entdeckung, die Wissenschaft des allmächtigen Gemüts, der Welt in ihrem herrlichen Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.“

WISSENSCHAFTLICHE KENNTNIS IST NÖTIG

Diese Wissenschaft des allmächtigen, göttlichen Gemüts müssen wir erlangen, wenn wir die Herrschaft über das Fleisch und alles, was fleischlich ist, erringen wollen. Der Lohn ist gewiß der Anstrengung wert. „Ich kämpfe also,“ sagt Paulus, „daß ich nicht Streiche in die Luft führe“ (Zürcher Bibel). So führen auch Christliche Wissenschafter keine Streiche in die Luft, sondern sie werden durch ihre Erkenntnis befähigt, um die geistige Herrschaft über die bösen Annahmen des fleischlichen Gemüts, der Quelle alles Kummers und Leidens, zu kämpfen und den Sieg davonzutragen. Ist es z. B. nicht der Mühe wert, zu beweisen, daß Gesundheit nicht verloren gehen kann, sondern daß sie eine geistige, unvergängliche und vollkommene Eigenschaft ist, die Reinheit, Heiligkeit und Harmonie bedeutet? Tausende haben ihr ganzes irdisches Gut darangegeben, um Gesundheit zu erlangen, habe sie an den Enden der Erde gesucht, ohne sie zu finden; und zwar wurden sie deshalb enttäuscht, weil sie sich nicht an Gott wandten. Gesundheit ist die Gabe Gottes, sie ist so frei wie die Luft, sie ist für einen jeden erreichbar, der danach trachtet, so „gesinnet“ zu sein, „wie Jesus Christus auch war,“ um mit Paulus zu reden.

Die Christlichen Wissenschafter freuen sich dieser Wissenschaft des Erkennens der Wahrheit, die da freimacht. Sie haben die Berührung der heilenden Hand der Allmacht verspürt. Ihre Krankheiten werden geheilt, ihre Furcht, ihre Entmutigung und ihre Leidenschaften werden ausgetrieben, und sie erlangen den Frieden Gottes, „welcher höher ist denn alle Vernunft.“

WIE HEILT DIE CHRISTLICHE WISSENSCHAFT?

Angenommen, ein Patient wendet sich um Hilfe an einen Christlichen Wissenschafter — was tut dann der Praktiker der Christlichen Wissenschaft? Er weiß, daß Krankheit ein falscher mentaler Zustand ist, der durch wahres Denken, wie es in der Wissenschaft des allmächtigen Gemüts offenbar wird, geheilt werden muß. Er erhebt seine Gedanken im Gebet zu Gott und vernichtet die Furcht des Patienten, denn er weiß, „die völlige Liebe treibt die Furcht aus.“ Er weigert sich, das falsche physische Zeugnis, daß der Mensch krank sei, als wahr anzuerkennen. Er verneint die menschliche Annahme der erblichen Übertragung, indem es ihm offenbar ist, daß das Kind Gottes nur das Gute, das von Gott kommt, erben kann. Es ist ihm klar, daß der Mensch, der Ausdruck seines Schöpfers, nicht abzehren kann, denn der Mensch ist unzerstörbar und ewig. Sodann verneint er alle ungünstigen Symptome, indem er weiß, daß sie nicht von Gott kommen, sondern falsche mentale Bilder sind, die der Körper wiedergibt. Ist nun der Praktiker mit göttlichen Gedanken erfüllt, und ist sein Herz von göttlicher Liebe entzündet, so wird der Patient geheilt. Zuweilen mag es geschehen, daß die Heilung nur langsam stattfindet, weil es eben Zeit erfordert, bis der Patient gelernt hat, von einer geistigen statt einer materiellen Basis aus zu denken und zu leben. Aber auch in einem solchen Fall sollte der Patient an seinem Gottvertrauen festhalten und nicht der Mutlosigkeit Raum geben. Der wahre Praktiker wird fortfahren, einem solchen den Weg zum Leben zu weisen; er wird ihn dazu ermutigen, auszuharren, bis seine Gedanken erwachen und das Licht erscheint.

DIE SCHÖPFUNG IST GEISTIG UND VOLLKOMMEN

In der Wissenschaft des allmächtigen Gemüts, der Christlichen Wissenschaft, lernt der Mensch, von der Basis des unendlichen, vollkommenen Geistes aus folgern. Der vollkommene Geist kann nur vollkommene geistige Wesen erschaffen, und diese Wesen bekunden die Eigenschaften des Geistes. Im ersten Kapitel des ersten Buchs Mose, wo die geistige Schöpfung so eingehend beschrieben wird, lesen wir: „Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ Und im letzten Vers dieses Kapitels lesen wir „Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Der Mensch ist daher geistig und vollkommen. Er bekundet die Heiligkeit, Vollkommenheit, Unsterblichkeit und Güte Gottes. Das zweite Kapitel dieses Buches beschreibt die Schöpfung eines anderen Menschen, des Adam-Menschen, der aus Erde geschaffen wurde. Offenbar können diese Darlegungen nicht beide wahr sein; denn ist der Mensch geistig erschaffen, so kann er nicht aus Erde erschaffen sein.

Nun erklärt die Christliche Wissenschaft oder die Wissenschaft des allmächtigen Gemüts deutlich, das zwischen dem Menschen, der das Bild und Gleichnis Gottes ist, und dem sterblichen, menschlichen Begriff, welcher Mensch genannt wird, ein gewaltiger Unterschied besteht. Die Christliche Wissenschaft bekennt sich zu der Tatsache, daß nur der geistige Mensch der wirkliche Mensch sein kann, und daß die Behauptung, der Mensch sei aus Erde geschaffen und falle dem Alter, dem Tod und der Verwesung anheim, ebensowenig bewiesen werden kann wie die Behauptung, die Sonne gehe im Osten auf. Das Gewebe der materiellen Folgerungen in bezug auf den sterblichen Menschen beruht gänzlich auf dem Zeugnis der physischen Sinne, und von diesem Zeugnis wissen wir, daß es irreführend und falsch ist. Da nun der Christliche Wissenschafter weiß, daß alle menschlichen Leiden dem Adam-Traum entspringen, als sei der Mensch sterblich, aus Erde geschaffen, so erhebt er sich über dieses Sinnenzeugnis und wird sich bewußt, daß Gott die Liebe ist, wie der Apostel erklärt; daß Er das allmächtige Gute ist; daß Sein Weltall harmonisch, vollkommen und ewig ist, daß der Mensch nicht in falschen Zuständen gefangen gehalten werden kann, sondern auf immer frei, aufrichtig und stark ist und in dem Bewußtsein der Freiheit lebt, zu der ihn seine Gottessohnschaft berechtigt.

DIE HERRSCHAFT ÜBER DEN KÖRPER

Hier nun wendet vielleicht jemand ein: „Ist es möglich, daß durch die Macht des allmächtigen Gemüts mein Körper beherrscht werden kann und seine Krankheiten geheilt werden können?“ Geehrte Freunde, es ist dies nicht nur möglich, sondern es ist das einzige Verfahren, nach welchem der Körper je wahre Heilung erlangt hat. Alle Krankheiten sind das Ergebnis krankhafter Gedanken. Wie töricht ist es daher, den Körper durch Arzneimittel heilen zu wollen, die leblos, gemütlos sind — als ob die gemütlose Materie die Kluft zwischen Materie und Geist überspannen und sich das Vorrecht Gottes, den Menschen von seinen Krankheiten zu befreien, aneignen könnte. Der Körper ist nichts weiter als der Ausdruck des sterblichen Denkens; er ist kein Herr, sondern ein Diener; er bekundet die Gedanken, die Herberge gefunden haben. Wenn wir an Krankheit, Alter, Hitze oder Kälte glauben oder uns vor diesen falschen Zuständen fürchten, so laufen wir Gefahr, sie am Körper zum Ausdruck zu bringen, und wir beweisen dann die Worte Salomos: „Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er“ (nach der englischen Bibelübersetzung). Das Heilmittel besteht darin, daß man sich vom Körper abwendet, sich weigert, dessen Zeugnis über Schmerz und Krankheit anzuerkennen und den Blick unverwandt auf das vollkommene Reich des göttlichen Gemüts richtet, wo sich der Mensch der unveränderlichen Gesundheit erfreut, die auf den ewigen Wahrheiten Gottes beruht. So und nur so kann der Christ die Worte Jesu beweisen: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch:“ Jeremia wies mit folgenden Worten auf die Zeit hin, wo die Menschen Gott durch das vergeistigte Bewußtsein erkennen werden: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben; und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein.“

Ein jeder weiß, wie trügerisch das Zeugnis der fünf physischen Sinne ist. Läuft doch die ganze Erziehung darauf hinaus, die Kinder zu lehren, wie sie vermöge einer höheren Erkenntnis die falschen Eindrücke der physischen Sinne berichtigen können. Ein Affe und ein Kind sehen z. B. die Zahl fünf. Das Kind sieht vermöge seiner höheren Intelligenz die Idee hinter dem Symbol; der Affe sieht das Symbol, glaubt das Sinnenzeugnis und ist so vollständig von der Idee fünf ausgeschlossen, als ob diese nie bestanden hätte. Paulus warnt uns vor dem Glauben an die Beschränkungen der physischen Sinne und fordert uns auf, zu der Erkenntins geistiger Dinge emporzustreben, die den inneren Menschen von Tag zu Tag erneuern. Seinen Worten gemäß sehen wir in unserer wahren Wesenheit „nicht ... auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“

SÜNDE, KRANKHEIT UND TOD SIND VERMEIDLICH

Die Menschen haben von alters her geglaubt, Sünde, Krankheit und Tod seien unvermeidlich. Weil sie das falsche Zeugnis der körperlichen Sinne für wahr hielten und weil obige Übel in ihrer Erfahrung und vor ihren Augen ungehindert ihr Wesen trieben, meinten sie, man könne ihnen nicht entgehen. Kein größerer Irrtum, keine grausamere Täuschung hat je bei dem Menschengeschlecht Aufnahme gefunden. Wir müssen den Mut haben, unserer Überzeugung gemäß zu handeln. Wenn wir diese Übel je überwinden wollen, müssen wir sie verneinen, und zwar von der wissenschaftlichen Basis aus. Diese Behauptungen mögen manchen phantastisch vorkommen, sind es aber keineswegs, denn die Christlichen Wissenschafter haben sie in hunderttausenden von Fällen bewiesen, indem sie die verschiedenartigsten Krankheiten geheilt haben, und zwar vermöge ihrer geistigen Erkenntnis, daß der Mensch so vollkommen ist wie sein himmlischer Vater, und daß er daher nicht sterblich und materiell sein kann. Der Umstand, daß Sünde und Krankheit durch geistige Erkenntnis vernichtet werden, überzeugt ihn von ihrer Unwirklichkeit.

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf das Leben des großen Meisters Jesus Christus hinweisen. Stimmte er dem Urteil bei, daß die Menschen sterblich seien, daß Sünde und Krankheit Macht über sie hätten? Gab er zu, daß der Tod unvermeidlich sei? Weit entfernt! Er verwarf diese menschliche Illusionen und bewies für alle Zeiten den geistigen Stand der Menschen, nämlich, daß sie die vollkommenen Kinder Gottes sind, ewig frei von sterblichen Übeln. Eine einzige Demonstration der Fähigkeit des göttlichen Gemüts, die Menschen von Krankheit zu heilen, ist ein hinreichender Beweis, daß alle Menschen Krankheiten durch geistige Erkenntnis heilen können. Eine einzige Demonstration der Macht des göttlichen Gemüts über den Tod läßt die Unwirklichkeit des letzten Feindes und die Nichtsheit der großen Furcht erkennen, die die Menschen bedrängt. Jesus vernichtete Krankheit, weckte die Toten auf, sprengte in seinem eigenen Fall die Bande des Grabes und zeigte dadurch allen Menschen den Weg zur geistigen Freiheit. Welche Last des Kummers und der Verzweiflung nahm er doch den Menschen durch seine glorreiche Wirksamkeit ab, und wie sehr ermutigen und inspirieren uns seine Worte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben“!

Ist es angesichts all des Leidens der vergangenen Jahrhunderte nicht höchste Zeit, daß wir der verführerischen Stimme der materiellen Sinne das Ohr verschließen, wenn sie uns beharrlich von dem Vorhandensein und der Wirklichkeit des Bösen zu überzeugen sucht? Sollten wir nicht auf die Christliche Wissenschaft horchen, die uns lehrt, wie Christus Jesus Sünde, Krankheit und Tod vernichtet und wie auch wir sie vernichten können, wenn wir getreulich auf dem Pfad wandeln, den uns Jesus gezeigt hat?

DIE FREUDE DER GEISTIGEN LEBENSFÜHRUNG

Der normale Zustand des Christen ist ein glücklicher und harmonischer. „Gott ist Liebe,“ und Seine Herrschaft ist erbarmungsvoll, liebevoll und mildtätig. Die Christen üben somit nur ihr Geburtsrecht aus, wenn sie froh, liebevoll, barmherzig und erbarmungsvoll sind. Leider ist die Religion zum großen Teil von Frohsinn und Glück echter Art getrennt worden, weil ihre Anhänger Furcht, Entmutigung und Krankheit nicht überwinden konnten.

Wenn wir Gott, das allmächtige, allwissende Gemüt, als den sicheren Hort vor den Nöten des sterblichen Daseins erkennen, dann wird es uns nicht schwer, Gott und unsere Mitmenschen zu lieben und „fröhlich und getrost“ zu sein, wie der Meister lehrte. Eine genaue Prüfung unserer Gedanken läßt uns erkennen, daß wir den Frohsinn, den die Bibel beschreibt, deshalb nicht erlangt haben, weil wir nicht zwischen richtigen Gedanken und falschen Gedanken zu unterscheiden wußten, und deshalb sehr oft letzteren zum Opfer fielen, selbst wenn wir bemüht waren, die ersteren zu beherbergen; denn, wie Paulus sagt, „fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ Wenn der Schüler seine Gedanken durch das Forschen in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit, dem wahren „Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ erhoben und geläutert hat, wird er den Unterschied wahrnehmen zwischen richtigen Gedanken und falschen Gedanken, zwischen geistigen Ideen und sinnlichen Begriffen, gerade so wie der Musiker vermöge seiner Kenntnis der Gesetze der Harmonie den Unterschied zwischen richtigen und falschen Tönen erkennt. Wer die falschen Suggestionen des sterblichen Gemüts aus seinem Denken fernhält und nur den himmlischen Begriffen Einlaß gewährt, ist sich nur seines Einsseins mit der göttlichen Liebe bewußt, und Disharmonie, Furcht und Krankheit können nicht in sein Bewußtsein eindringen. Dann und nur dann kann er als Christ mit dem Psalmisten sagen: „Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn preisen.“

Die Christlichen Wissenschafter sind glückliche Menschen. Sie sind deshalb glücklich, weil sie den „Schirm des Höchsten“ gefunden haben — einen ungetrübten, erhabenen Zustand des Bewußtseins, frei von den Eingriffen des Bösen, einen Zustand des Bewußtseins, in dem sich die Wirklichkeiten des allmächtigen Gemüts, der allmächtigen Wahrheit, der allmächtigen Liebe entfalten. Dieser erhabene Gedankenzustand ist keine besondere Gabe an einige Günstlinge oder an eine bevorzugte Konfession. Ein liebender Gott bietet sie allen Menschen unentgeltlich. Den Christlichen Wissenschaftern ist es nicht darum zu tun, ihrer Kirche so viele Mitglieder wie möglich zuzuführen, sondern es ist ihre Sorge, daß alle Menschen Gott richtig erkennen möchten; denn nur so können Übel und Kummer aller Art vernichtet werden, nur so können die Menschen „das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabfahren“ sehen. Wir raten Ihnen daher, werte Anwesende, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mary Baker Eddy, zu studieren. Lesen Sie dieses Buch in Verbindung mit der Bibel aufmerksam, aufrichtig und andachtsvoll. Sie werden finden, daß es die Blätter jenes Buchs der Bücher erleuchtet und Ihnen dessen Wahrheiten, die jahrhundertelang unter Glaubensbekenntnissen und Lehrmeinungen begraben lagen, zugänglich macht. Die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit werden Ihnen eine lebendige, klare Erkenntnis von der Kraft Gottes bringen, eine Erkenntnis, die hier und jetzt Ihren täglichen Bedürfnissen abhelfen wird. Und falls Sie nach dem Frieden und den Heilungen der christlich-wissenschaftlichen Kirchen verlangt, so stehen Ihnen ihre Türen offen und Sie sind willkommen. Ihre Lesezimmer und Leihbibliotheken versehen gerne alle, die aufrichtig die geistige Freiheit suchen, mit unseren Schriften.

Die christlich-wissenschaftliche Bewegung ist kein Experiment mehr. Sie umfaßt jetzt die ganze Erde. In den entlegensten Gegenden finden sich lebendige Zeugen der erneuernden Kraft der Wissenschaft des allmächtigen Gemüts. Hunderttausende haben durch die Christliche Wissenschaft ihre Freiheit erlangt. Die Botschaft der Christlichen Wissenschaft ist für einen jeden bestimmt. Auf die geistige Freiheit, die Freiheit, welche man erlangt, wenn man die Kraft des göttlichen Gemüts beweist, haben alle Menschen ein Anrecht, alle können und werden sich den Besitz dieser Freiheit wirklich machen. Erscheinen Ihre Lasten schwer und befinden Sie sich in schwierigen Zuständen, so fassen Sie Mut. Denken Sie an die Worte Jesu, des Wegweisers: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater.“ Das allwissende, allmächtige, alliebende göttliche Gemüt ist stets bereit, Sie aus der Finsternis Ägyptens in das verheißene Land der geistigen Freiheit zu führen. Sie haben bloß auf dem Weg zu wandeln, den uns Christus Jesus gezeigt hat und auf den uns in unserem Zeitalter die Christliche Wissenschaft führt.

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