Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Kriegs-Fürsorgearbeit

Aus der Mai 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In unseren Tagen nimmt fast ein jeder an irgendeiner Art Fürsorgearbeit teil. Unter denen, die die mentale Natur des christlich-wissenschaftlichen Heilverfahrens kennen, gibt es manche, die sich wundern, warum die Christlichen Wissenschafter bei solcher Arbeit materielle Hilfe leisten. Der Pastor einer evangelischen Kirche sprach vor kurzem in einer Predigt seine Genugtuung darüber aus, daß die Christlichen Wissenschafter, wenn es auf die Probe ankomme, außerstande seien, für ihre Lehre, daß das Leiden unwirklich sei, Stellung zu nehmen, und daß sie daher ebenso eifrig wie die Anhänger anderer Konfessionen bemüht seien, die Leiden der Welt zu lindern.

Nun sind aber die Christlichen Wissenschafter keinesfalls von ihrer Norm abgewichen. Es hat seit der Gründung ihrer Bewegung noch nie eine Zeit gegeben, in der sie nicht in jeder Hinsicht an Werken der Wohltat tätig gewesen wären. Ihre Liebeswerke sind nur deshalb so wenig bekannt, weil sie außer ihren eigenen Mitgliedern niemand um Beiträge angehen. Auf Seite 442 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mrs. Eddy: „Christus, Wahrheit, gibt den Sterblichen zeitliche Nahrung und Kleidung, bis das Materielle durch das Ideale verwandelt ist und verschwindet, und der Mensch geistig gekleidet und genährt wird.“ Daher erscheint es durchaus folgerichtig, wenn die Christlichen Wissenschafter bis zu jener Umwandlung den Christus-Geist dadurch wiederspiegeln, daß sie in materieller Weise helfen. Dies ist jedoch nur der Schatten ihres wahren Gebens.

Zweifellos scheint die Fürsorgearbeit der christlich-wissenschaftlichen Komitees dem oberflächlichen Beobachter in bezug auf Zweck und Resultat gleichbedeutend zu sein mit dem Wirken anderer Organisationen. Er sieht in beiden Fällen die Linderung menschlicher Not, und weiter nichts. Die Christliche Wissenschaft bietet jedoch weit mehr als nur vorübergehende Befreiung aus traurigen materiellen Zuständen, wodurch das materialistische Denken des Empfängers unberichtigt bleibt. Ihr Wirken ist radikal, denn es heilt den falschen mentalen Zustand, der das Empfinden von Mangel, Elend, Trennung und Verheerung zur Folge hat, Erscheinungen, welche Phasen der falschen Vorstellung sind, daß der Mensch materiell sei und daß die Materie Leben habe. Infolgedessen braucht derjenige, der die Heilkraft der Christlichen Wissenschaft erfahren hat, nie wieder in eine solche scheinbar verzweifelte Lage zu geraten.

Man könnte das Versorgen der Kinder Israel mit Wachteln und Manna in der Wüste, sowie das Speisen der Menge mit Broten und Fischen an dem entlegenen Orte auch als Fürsorgearbeit bezeichnen. Niemand würde jedoch bestreiten, daß diesen Werken der Barmherzigkeit eine tiefere Bedeutung zugrunde lag als nur das Stillen des leiblichen Hungers. In beiden Fällen wurde das Volk auf Gott als den Quell aller Versorgung hingewiesen. So demonstriert auch die Wohlfahrtsund Fürsorgearbeit der Christlichen Wissenschaft die göttliche Liebe als die unendliche Versorgung, als den Alles-in-allem. Nur dann ist unser Wirken im wahren Sinne christlich-wissenschaftliche Fürsorgearbeit, wenn es uns gelingt, die Gedanken von der Materie abzulenken und sie auf Gott, Geist, zu richten — nur, wenn durch dieses Wirken alles aus dem menschlichen Bewußtsein entfernt wird, was das Offenbarwerden von irgend etwas Gott Unähnlichem bewirkt. Wenn das Werk der Christlichen Wissenschafter nichts anderes zur Folge hätte als das Verbessern und Verlängern eines materiellen Begriffs vom Dasein, dann würde es sich in nichts von anderen trefflichen Wohltätigkeitseinrichtungen unterscheiden, und die Christlichen Wissenschafter hätten keine eigenen Komitees nötig. Da jedoch der Zweck und die Erfolge der christlich-wissenschaftlichen Arbeit vor allen Dingen metaphysisch sind und mit dem Reiche des Wirklichen in Bezug stehen, so ist es durchaus notwendig, daß die Fürsorgearbeit der Christlichen Wissenschafter größtenteils, wenn nicht gar ausschließlich, durch ihre eigenen Organisationen getan werde. Der Becher, den ihre Fürsorge- und Wohlfahrtskomitees der Welt in unseren Tagen reichen, enthält denselben lebendigen Trunk, von dem der Meister sprach, als er sagte: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten.“ Sollten wir somit nicht diese unschätzbare Gabe reichlich und freudig mit einer Welt teilen, die in der Wüste des Materialismus danach dürstet? Wer kann so reichlich und in solch wahrem Sinne geben wie die Christlichen Wissenschafter? Es ist nur begreiflich, daß sie es vorziehen, ihre Arbeit in der Weise zu tun, die ihnen am wirkungsvollsten und weitreichendsten erscheint.

Die christlich-wissenschaftlichen Fürsorgearbeiter trachten stets danach, das vollkommene Vorbild, den vollkommenen Gott und den vollkommenen Menschen nicht aus dem Auge zu verlieren, sei es, daß sie sich zu Hause oder unter den Jungens im Feldlager befinden. Und so bringen sie überallhin Gedanken des Frohsinns, Gedanken der Gesundheit, der Kraft, der Ausdauer, des Friedens, der Liebe und des Sieges. Das göttliche Gemüt kennt weder Zerstörung, Grausamkeiten, Verwüstung noch Niederlage. Für das vollkommene Vorbild gibt es keine Freundlose und Heimatlose, keine Arme und Verlassene, sondern nur Söhne und Töchter Gottes, die allzeit ihre göttliche Abstammung zum Ausdruck bringen, ihr Heim in dem Bewußtsein der Liebe haben, in Gerechtigkeit gekleidet sind und durch das unsterbliche Gemüt gespeist werden. In unserem Lehrbuch heißt es auf Seite 470: „Der Mensch ist der Ausdruck vom Wesen Gottes,“ und auf Seite 247 lesen wir: „Unsterbliche Männer und Frauen sind Vorbilder des geistigen Sinnes, die das vollkommene Gemüt gezeichnet hat, und die jene höheren Begriffe von Lieblichkeit wiederspiegeln, welche allen materiellen Sinn übersteigen.“ Jesaja schildert die wahre Atmosphäre und die Wohnstätte des Menschen mit folgenden Worten: „Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Gerechtigkeit Nutzen wird ewige Stille und Sicherheit sein, daß mein Volk in Häusern des Friedens wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.. .. Wohl euch, die ihr säet allenthalben an den Wassern.“ Mit diesem Vorbild vor Augen, beschwichtigen die christlich-wissenschaftlichen Arbeiter Furcht, vernichten das Böse, vereiteln böswillige Pläne, wecken den Menschen aus seiner mesmerischen Apathie auf und stärken hierdurch den, der Recht tut, indem sie ihn Weisheit lehren und ihm Glück, Frohsinn und Heilung bringen.

Das richtige Maß der metaphysischen und der materiellen Arbeit bei der Fürsorgetätigkeiten der Christlichen Wissenschafter ist für jeden einzelnen eine Sache der Demonstration und Entfaltung. Man sollte stets der Worte des Vorstands Der Mutter-Kirche eingedenk sein, die dieser ergehen ließ, als er dem Arbeitsfelde das Fürsorge-Versandkomitee empfahl (Sentinel vom 4. Mai): „Die Christlichen Wissenschafter werden jedoch die Tatsache nicht aus dem Auge verlieren, daß die obenerwähnten Tätigkeiten die größte metaphysische Verantwortung, die ihnen aus der Mitgliedschaft in Der Kirche Christi, der Scientisten, erwächst, nur ergänzen können. Die Hoffnung der Welt beruht auf dem Beten, ohne Unterlaß,‘ auf Gebeten, die die Wahrheiten der göttlichen Wissenschaft verwirklichen und demonstrieren.“

Es ist bei dieser Arbeit vor allen Dingen wichtig, systematisches Verfahren, Ordnung und harmonische Leitung zu demonstrieren. In diesen unseren Prüfungstagen, wo alle redlichen und fortschrittlichen Bemühungen gegen die Annahme von vielen Gemütern und gegen die Anmaßung persönlicher Güte zu kämpfen haben, wie sie sich in dem Obstruktionisten, dem Streiker, dem Reaktionär, dem Bangemacher, dem Profitjäger, dem Spion, dem Verräter, dem Pazifisten und dem Unglückspropheten äußert — in diesen Tagen ist die Demonstration der Herrschaft des einen Gemüts von unschätzbarem Wert für die Welt. Wenn solche Phantome, die von dem Traumbegriff des Daseins herrühren, unbeachtet bleiben, dann schleichen sie sich überall ein und verursachen Verwirrung, Reibung und Mißerfolg; ruft man sie aber an, so haben sie nur die eine Parole: Nichtsheit. In dem Maße, wie wir die Herrschaft des einen Gemüts in unserem eigenen Leben demonstrieren, können wir aktive Mitglieder eines Fürsorgekomitees der Kirche, des Staates oder der Nation werden und dazu beitragen, das Reich Gottes auf Erden aufzurichten. Es ist unsere Pflicht, uns beständig gegen jene Suggestionen zu schützen, die, wenn wir ihnen nachgäben, uns veranlassen würden, Disharmonie und Verwirrung zu säen. Wir hindern dann, anstatt zu helfen — anstatt die harmonische Herrschaft der unendlichen Weisheit wiederzuspiegeln.

Im ersten Buch Mose lesen wir: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.“ Da die Christlichen Wissenschafter die Tätigkeit des vollkommenen Gemüts wiederspiegeln, können sie sich kein niedrigeres Ziel stecken als Vollkommenheit. Die Erzeugnisse der Fürsorge-Versandkomitees sollten in nichts der Vollkommenheit nachstehen, die all die anderen Tätigkeiten der christlich-wissenschaftlichen Bewegung kennzeichnet. Wer da meint, das Unvollkommene sei gut genug, oder irgend etwas genüge, oder die Leute müßten dankbar sein, so lange sie nur etwas bekämen, hat gewiß eine falsche Auffassung von dieser Tätigkeit. Die Exemplare unseres Lehrbuchs, die wir unseren Jungens schenken, sind musterhaft gedruckt und gebunden. Man kann sie als Beispiele der christlich-wissenschaftlichen Norm ansehen. Daher sollten auch die Fürsorge-Versandkomitees darauf sehen, daß jeder Gegenstand, den sie verschicken, von vortrefflicher Güte sei, damit derselbe auf die Bewegung, die sie vertreten, ein gutes Licht werfe.

Mit welch liebevollem Geist unsere Komitees sowie diejenigen anderer Organisationen diese Fürsorgearbeit tun, ist z. B. daraus zu ersehen, daß sie die Kleidungsstücke für die verschiedenen Länder zum Teil nach den Mustern anfertigen, die in jenen Ländern bräuchlich sind. Das normiert nicht nur die Arbeit, sondern, was noch wichtiger ist, es verleiht unseren Gaben an diese unglücklichen Menschen, von denen viele in fremder Umgebung, fern von ihrem Heim und getrennt von Familie und Freunden sind, etwas Vertrautes und Heimisches im Aussehen. Die Liebe, ja nur die Liebe heilt.

Beim Ausführen dieser Arbeit verläßt sich der Christliche Wissenschafter auf Gott als auf den Quell aller Versorgung. Er weiß, daß nicht er kämpft, sondern Gott. Er sieht in der gegenwärtigen Weltumwälzung das in der Offenbarung vorausgesagte Harmagedon, „den Streit auf jenen großen Tag Gottes, des Allmächtigen,“ zu dem sich die Legionen des Irrtums versammelt haben, wo sie zu ihrer eigenen Vernichtung gegen die unbesiegbaren Mächte der Wahrheit anstürmen. Diese Mächte, das weiß er, werden von dem unendlichen Gemüt und von nichts anderem mobilisiert, versorgt und geleitet. Alle Versorgungsmittel, alle Hilfsquellen sind diesem Gemüt zur Benutzung und Verteilung verfügbar. Der Irrtum ist bankerott, sein Geld ist wertlos, er hat keinen Kredit, keine Hilfsquellen, keine Versorgungsmittel. Der Christliche Wissenschafter gibt ohne Furcht, denn er kennt den Unterschied zwischen Geben und Weggeben, zwischen Benutzen und Aufbrauchen. Er weiß, daß er sich von nichts Gutem trennt, wenn er gibt, sondern daß er vielmehr die unendliche Fülle seines Vater-Mutter Gottes wiederspiegelt, und daß er keineswegs Substanz aufbraucht, wenn er das Vorhandene benutzt, sondern sich einfach die unbegrenzten Hilfsquellen des einen Schöpfers nutzbar macht.

Die christlich-wissenschaftliche Fürsorgearbeit reflektiert die göttliche Mutterschaft durch das Walten der Liebe, durch Sorgfalt, Erbarmen und Schutz, und ergänzt dadurch die göttliche Vaterschaft, die von dem Heer des Herrn als Mut, Stärke, Ausdauer, Weisheit und Kraft wiedergespiegelt wird. Der christlich-wissenschaftliche Soldat, der die Vollkommenheit seines Vater-Mutter Gottes wiederspiegelt, wird stark, zuvorkommend, rücksichtsvoll und liebevoll; der Fürsorgearbeiter wird mutig, furchtlos, unbesiegbar, und beide sitzen rein und arglos wie kleine Kinder zu den Füßen der Liebe.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1919

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.