In dem Vorwort zu „Miscellaneous Writings“ von Mrs. Eddy, lesen wir folgendes (S. ix): „Auf der Staffelei der Zeit sind Bilder, die einst fragmentarisch und nur schwach angedeutet waren, jetzt aber durch die Berührung der rechten Hand Gottes erneuert worden sind.“ Von einem solchen erneuerten Bilde soll folgendes Zeugnis berichten. In unserer Familie, die aus sechs Mitgliedern besteht, nahmen wir das strahlende Licht der Wahrheit zum ersten Male im Jahre 1907 wahr. Wohl wissen wir heute, daß dieses Licht durch all die Jahrhunderte geleuchtet hat, aber bis zu jenem Jahre war es für uns das Licht, das „in der Finsternis“ scheint, und das die Finsternis nicht begreift.
Unser Familienleben war sehr unglücklich. Viele Tränen wurden vergossen, Heftigkeit, Unzufriedenheit, Widerspenstigkeit und Verbitterung waren an der Tagesordnung. Mein Mann und ich kamen aus Pastorenfamilien und waren „wohl erzogen.“ Daher verbargen wir all unseren Kummer vor Außenstehenden, waren beliebt und bei anderen gut angeschrieben, lebten aber zu Hause wie in einer Einöde oder Wüste. Es fehlte uns sehr an Geldmitteln, und unsere physischen Leiden waren so zahlreich, daß wir sie fast als etwas Unabänderliches betrachteten und unseren Kummer auf die drei schlimmsten Fälle auf der langen Liste konzentrierten.
Zwei Zustände hatten die Ärzte für unheilbar erklärt. Eine Tochter wurde seit sieben Jahren beständig von Augenärzten behandelt, und ihre Augen waren dreimal operiert worden. Danach hatte man uns gesagt, sie würde wohl in zwei Jahren soweit erblinden, daß sie bestenfalls nur Licht und Dunkelheit unterscheiden könnte. Ich wurde von Jahr zu Jahr schwerhöriger, und der bekannte Ohrenspezialist, der mich behandelte, erklärte, das Leiden rühre von einem angeborenen krankhaften Zustand des Trommelfells her, der sich beständig verschlimmere, und ich müsse mich darauf gefaßt machen, ganz taub zu werden. Da ich mich an meinen Vater nur noch als einen sehr tauben Mann erinnern konnte, so glaubte ich dies natürlich um so eher. Außer der Schwerhörigkeit litt ich noch an einem beständigen Sausen im Kopf, was mich zu Zeiten fast wahnsinnig machte.
Das dritte große Übel war Rückgratverkrümmung, woran eine andere Tochter litt. Zwei Ärzte hatten sie fünf Jahre behandelt, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhüten. Als wir hierauf einen dritten Arzt konsultierten, sagte man uns, wir müßten das Kind sofort mit einer gewissen Behandlung anfangen lassen, um sie auf eine Operation und einen Gipsverband vorzubereiten. Von dieser Operation versprachen wir uns aber nicht sehr viel, da die drei Operationen, die man an der anderen Tochter vorgenommen hatte, dieser nicht geholfen hatten. Wir schienen überall nichts als Sorgen zu sehen, und ich fiel der äußersten Schwermut zum Opfer. Ich hatte mich von Kindheit an mit Selbstmordgedanken getragen, und diese nahmen jetzt so überhand, daß ich drei Wochen lang beständig darauf bedacht war, mir das Leben zu nehmen. Eine christlich-wissenschaftliche Freundin, die bei uns im Hause war, sowie auch mein Mann erzeigten mir die größte Geduld und Liebe. Mein Mann mußte mich öfters halten, um mich an meinem Vorhaben zu verhindern, und dabei wurde er kein einziges Mal böse oder ungeduldig.
Unsere Führerin sagt, die Liebe binde den „widerspenstigen Willen“ (Poems, S. 14). Das war bei mir der Fall. Die Liebe, die ich wiedergespiegelt sah, erweckte in mir ein Gefühl des Mitleids für die anderen Mitglieder der Familie, die ebenso verzagt waren wie ich; und als ich eines Morgens nach einer langen, qualvollen Nacht über den Frühstückstisch blickte und bemerkte, wie mein Mann, wiewohl er selbst erschöpft und müde aussah, meinen flüchtigsten Blick mit Augen voll zärtlicher Liebe erwiderte, bedauerte ich ihn ebensosehr wie mich selber, und ich fragte ihn sodann, ob es ihm Recht sei, wenn ich einen Versuch mit der Christlichen Wissenschaft machte. Noch denselben Tag ging ich zu einer Praktikerin. Sie war eine von dennen, auf die die Worte unserer Führerin Bezug haben: „Der Schüler, welcher heilt, indem er lehrt, und lehrt, indem er heilt, wird mit göttlichen Auszeichnungen graduieren“ (Miscellaneous Writings, S. 358). Auf diese Weise arbeitete sie mit mir, und es war sicher zu meinem Besten, daß sie darauf bestand, mich nur dann behandeln zu wollen, wenn ich bereit sei, jeden Tag dem Studium der Bibel und des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs etwas Zeit zu widmen.
Einige Heilungen in unserer Familie erfolgten rasch, andere sehr langsam. Aber heute hat die eine Tochter einen geraden, gesunden und kräftigen Körper, und die Sehkraft der anderen ist normal, so daß sie keine Gläser trägt, ja sie seit neum Jahren nicht mehr nötig gehabt hat. Ich habe kein Sausen im Kopf mehr, und mein Gehör ist seit sieben Jahren normal gewesen. Gleichzeitig mit diesen Irrtümern verschwanden bei den verschiedenen Familienmitgliedern andere Leiden, so z. B. Unterleibsstörungen, Magenbeschwerden, Hämorrhoiden, Nierensteine, Kopfschmerzen, Ohnmachtsanfälle, eine Hautkrankheit, ein Herzleiden, häufige Erkältungen und Halsentzündungen. Wir haben Heilungen von Verrenkungen und Ausrenkungen erfahren, gebrochene Knochen sind wieder eingerichtet und geheilt, Diphtheritis und klimatische Fieber sind durch die Kraft der Wahrheit überwunden worden.
Vor allen Dingen aber ist unser Familienleben glücklich und harmonisch geworden und wird es seit Jahren immer mehr. Wir finden die Wahrheit täglich bestätigt, daß der Herr unser Hirte ist und daß jeder Notdurft, wenn auch der Weg noch so öde erscheint, durch die stets gegenwärtige göttliche Liebe abgeholfen wird. Tränen, Heftigkeit, Widerspenstigkeit, Unzufriedenheit, Verbitterung und Furcht sind verschwunden; und statt dessen sind Vertrauen, Friede, Liebe und Freude eingezogen, die, wie wir wissen, von Gott kommen. Wissenschaft und Gesundheit hat sich uns in der Tat als Schlüssel zur Heiligen Schrift erwiesen, und infolgedessen hat die Bibel den ihr gebührenden Platz in unserem Hause gefunden. Wir wissen, diese Veränderungen deuten nur äußerlich an, daß die Finsternis des Materialismus dem stets hell erleuchtenden Lichte der geistigen Wahrheit weicht. Die Christliche Wissenschaft hat sich als Wahrheit erwiesen, denn sie hat bei uns und in uns große Dinge vollbracht, Dinge, die uns wahrlich wie Wunder vorkommen.
Unser Herz ist voll Dank gegen Gott sowie gegen Jesus Christus, der auf Erden kam, um das Licht der Menschheit zu werden, indem er Gottes Allheit lehrte und demonstrierte. Auch unserer Führerin, Mrs. Eddy, sind wir dankbar, denn sie hat in unserem Zeitalter Zeugnis von dem Licht abgelegt und uns hierdurch die Augen geöffnet, so daß wir nun sehen können.
Detroit, Mich., V.S.A.
Zu obigem Zeugnis möchte ich meinen persönlichen Dank hinzufügen für all die Segnungen, die wir nicht nur in unserem Familienkreis, sondern auch bei unseren Freunden und Geschäftskollegen wahrgenommen haben, infolge unserer wachsenden Erkenntnis jener Liebe, die höher ist denn alle menschliche Vernunft.