Die Furcht vor Verlust ist so vorherrschend im menschlichen Bewußtsein, daß die Freude am Besitz von irgend etwas Gutem oft durch die Furcht es zu verlieren beinahe untergraben wird. Das ist zum Beispiel sehr offensichtlich in menschlichen verwandtschaftlichen Beziehungen, bis sie, in gewissem Maße, durch das geistige Verständnis von Liebe berichtigt worden sind. Diese Furcht vor Verlust, die sich in der ängstlichen Sorge einer Mutter um ihr Kind und in der Furcht um die Gesundheit, das Glück und das Wohlergehen derer die wir lieben zeigt, und auch, auf selbstsüchtigere Weise, in Eifersucht und anspruchsvollem „Besitzergreifen“ gesehen werden kann, ist einfach die unausbleibliche Folge der Annahme, daß das Gute der Materie innewohne. Da alle materiellen Dinge der Disharmonie und dem Verfall preisgegeben sind, ist es klar, daß, wenn wir etwas Materielles lieben, es nur eine Frage der Zeit ist bis wir dessen, was uns teuer ist, beraubt werden. Doch wird im allgemeinen zugegeben, daß Liebe nicht bloß eine materielle Eigenschaft ist und daß die Gesetze der Materie, wie sie genannt werden, Liebe nicht zerstören können. Das Übel aber liegt darin, daß menschliche Liebe, wie selbstlos sie auch sein mag, in den Fesseln der Furcht ist so lange als die Annahme herrscht, der Gegenstand der Liebe sei ein materielles Wesen, und nur die Lehre der Christian Science durch ihre Auslegung der Bibel kann den Beweis erbringen, daß das Leben nicht in der Materie enthalten ist.
Sobald Schöpfung als geistige Entfaltung verstanden wird und das göttliche Gemüt als der einzige Schöpfer erkannt, wird es klar, daß alles was wir von irgend etwas besitzen können unser mentaler Begriff, unser Verständnis davon ist, und daß die Wirklichkeit, die richtige Identität davon, ewig sicher in dem einen, wahren Bewußtsein ist. In Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 555 anfangend, lesen wir: „Wahrheit nährt die Idee der Wahrheit und nicht die Annahme von Illusion oder Irrtum. Was wirklich ist, wird vom Geist erhalten.“ Indem wir daher mehr geistiges Verständnis erlangen, werden unsere Begriffe von der ganzen Schöpffung Gottes wahrheitsgetreuer, und dieser Begriff ist der wirkliche „Schatz im Himmel.“ Wenn wir uns bewußt werden, daß die zärtliche, selbstlose Rücksicht, die wir für unsere Lieben hegen, unser Schatz ist, sehen wir, daß nichts uns dessen berauben kann als eigene Erniedrigung unseres Ideals. Wenn wir zufrieden sind die Nebel falscher Annahmen aufzunehmen und dadurch unsere Begriffe umwölken, verlieren wir eine Zeitlang was uns lieb ist; aber solange unsere eigenen Gedanken wahr sind kann uns nichts der Freude des Liebens berauben, selbst wenn der Gegenstand unserer Liebe gegenwärtig außer Sicht zu sein scheint.
Wenn wir darüber nachdenken, geben wir zu, daß wir nicht das materielle Ding lieben, nicht Fleisch und Bein, sondern die guten, geistigen Charakterzüge, und diese sind niemals in Gefahr, weil sie der Ausdruck des Gemütes sind. In „No and Yes“ (S. 26) sagt unsere Führerin: „Des Menschen wirkliches Ego, oder Selbstheit, ist Güte,“ und weiter unten auf derselben Seite: „Gott behält den Menschen in den ewigen Banden der Wissenschaft — in der unveränderlichen Harmonie des göttlichen Gesetzes. Der Mensch ist ein Himmlischer; und im geistigen Universum ist er ewig individuell und ewig harmonisch.“ Wenn wir wissen, daß die Wirklichkeit aller Dinge in Gottes Obhut ist, brauchen wir nur unsere eigenen Begriffe zu verbessern, und indem wir das tun werden wir die Liebe, die keine Furcht kennt, erlangen, weil sie die Erkenntnis des geistigen Seins ist. Dann können wir den Gedanken, der in einem unserer bekannten Kirchenliedern ausgedrückt ist, wiederholen:
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