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Wie man lesen soll

Aus der August 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Beim Studium der Christian Science ist es besonders weise, wenn man den Rat Bacons befolgt: “Leset, nicht um widersprechen oder widerlegen zu wollen, noch um das Gelesene zu glauben oder als wahr anzunehmen, noch um Rede- und Unterhaltungsstoff zu finden, sondern um es abzuwägen und darüber nachzudenken.” Wenn ein Studierender an seinen vorgefaßten Meinungen und Vorurteilen festhält, während er denkt er erforsche eine Sache, wird er weniger rasch vorwärtskommen als wenn er der dargebotenen Wahrheit wirklich intelligente Aufmerksamkeit schenkt. Mrs. Eddys Werke flüchtig durchzulesen, ohne viel darüber nachzudenken, wird ihm höchstenfalls nur einen oberflächlichen Sinn der Befriedigung geben. Wie Mrs. Eddy auf Seite 147 von Wissenschaft und Gesundheit sagt: „Obwohl dieses Buch die vollständige Wissenschaft des Gemüt-Heilens enthält, glaube niemals, daß du die ganze Bedeutung der Wissenschaft durch ein einfaches Durchlesen dieses Buchs in dich aufnehmen kannst. Das Buch muß studiert werden, und die Demonstration der Regeln des wissenschaftlichen Heilens wird dich fest auf das geistige Fundament der Christlichen Wissenschaft gründen.“ Die Christian Science ist kein Steckenpferd, das man zur Zerstreuung reitet oder um ein leichtes Thema für leichtes Gesellschaftsgespräch zu finden; um sie in der Betätigung zu beweisen, muß das Studium gründlich und hingebend sein.

Doch ist wahrhaft hingebendes Lesen der Christian Science Literatur weder ein intensiver noch ein langweiliger, mühsamer Vorgang. Der Schüler lernt durch seine Fortschritte einigermaßen was die wirkliche Anregung des Lebens ist; sein Lesen wird ein wichtiger Teil seines Daseins, das mit dem göttlichen Leben übereinstimmt, und er findet gerade in den Schlußfolgerungen über die metaphysische Natur Gottes und den geistigen Menschen eine immer neue und interessante Bildung. Wenn man der sich durch die Christian Science entfaltenden Wahrheit eifrige Aufmerksamkeit schenkt, erfährt man die höchste Freude, die man sich denken kann, so wohl wie die gesuchte Heilung. Das richtige Studium ist eine tätige und keine passive Erfahrung, insofern da es nicht nur Empfänglichkeit verlangt, sondern auch, daß man sein Denken energisch dem Thema hingibt. Ein jeder der mit der wirklichen geistigen Energie des Verlangens liest, wird über Ermessen gesegnet.

Am Anfang seines neuen Werkes über „Moderne Demokratien“ bemerkt Lord Bryce, daß „in unseren Tagen das Lesen an Stelle des Denkens getreten ist“ und in einem darauffolgenden Abschnitt sagt er, daß „das Lesen einfach eine Tür ist, die in das Feld des Wissens führt. Oder man mag es ein Werkzeug nennen, welches die Hand für Böses oder Gutes gebrauchen oder auch ungebraucht lassen kann.“ Worte, Sätze, Abschnitte oder Artikel, die wir in der Christian Science Literatur lesen, müssen uns zu richtigem Schlußfolgern anregen wenn wir dadurch gesegnet werden sollen. In dem bloßen Durchlesen der Artikel, in der Hoffnung man könne dadurch unbewußt irgendeinen unbekannten Balsam in sich aufnehmen, liegt keine besondere Tugend. Das eigentliche segenbringende Studium ist eine gründliche, bewußte Tätigkeit, welche die ganze Tatkraft unserer intelligentesten Bestrebungen in sich schließt. Jedesmal, wenn durch die effektive Ausdrucksweise, in welcher die Christian Science dargestellt wird, Heilung erfolgt, ist das nur die Folge der frischen geistigen Auffassung auf Seite des Suchers. Verständnis und Anwendung der wesentlichen Bedeutung ist der ganze Zweck des Lesens.

Sollte einem Schüler der Christian Science eine Erklärung unrichtig oder unklar erscheinen, so kann eine weitere Betrachtung derselben, in dem Lichte seines eigenen Verständnisses des Prinzips, ihm immer mehr von der unendlichen Bedeutung des göttlichen Gemütes offenbaren. Das, was das göttliche Gemüt weiß und denkt, ist von Bedeutung, nicht das, was irgendeine menschliche Person denkt oder sagen möchte. Ein jedes richtig angewandte Wort muß entweder ein Ausdruck für eine wahre Ursache oder eine wahre Wirkung sein. Tut es keine dieser beiden kund, so bezeichnet es einfach die Nichtsheit des sterblichen Gemütes und seiner Annahmen, welche durch die offenbarte Wahrheit ersetzt werden muß. Es ist darum das Vorrecht des Schülers, über alles, auf das seine Aufmerksamkeit gelenkt wird, für sich selbst die Wahrheit zu wissen. Indem er das tut wird ihm sein Lesen nicht nur mehr bieten, sondern er wird auch helfen allgemein die Tatsache zu beweisen, daß die göttliche Intelligenz das einzige ist, was sich wirklich selbst ausdrücken kann.

Beide, Schreiber und Leser, müssen einfach miteinander Gott, dem göttlichen Gemüt, ihre Gaben darbringen und sich für das unbegrenzte Begreifen auf die unendliche Intelligenz verlassen. Der Schreiber bietet seine intelligente Tätigkeit dar; das, was er in Studium und Betätigung ausgearbeitet hat, und der Leser muß dasselbe tun, wenn auch scheinbar auf einem anderen Wege. Des Lesers eigenes Studium der Christian Science wird durch die Wiederholung bereichert, da alles, was er bis anhin wirklich verstanden hat, ihm jetzt mehr echte Entfaltung zeigt. Dies wissend wendet er sich, eben durch sein Lesen, mit der demütigen Gabe seines Verständnisses an Gott, gerade wie es der Schreiber auch getan hat. Dadurch, daß man sich so miteinander an das göttliche Gemüt wendet für Inspiration, folgt die Heilung durch das Lesen der Christian Science Literatur. Lesen und Schreiben, vom Standpunkt des Prinzips aus, müssen darum kooperative sein, d. h. des Menschen Verständnis muß mit der Weisheit Gottes zusammenwirken.

Auf Seite 238 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ sagt Mrs. Eddy: „Um die Heilige Schrift richtig lesen und verstehen zu können, muß ihr geistiger Sinn wahrgenommen, verstanden und demonstriert werden. Da Gott Geist ist, ist Seine Sprache und ihre Bedeutung ganz geistig. Das uninspirierte Verständnis der Übersetzungen der Heiligen Schrift hat wenig Macht verliehen das Wort zu betätigen. Darum wurde die Offenbarung, die Entdeckung und die Darlegung der Christian Science — der Wissenschaft Christi oder der ‚neuen Zunge‘ die von St. Markus geweissagt wurde — notwendig in der göttlichen Ordnung.” Auf der folgenden Seite fährt sie weiter: „Die Wissenschaft der Heiligen Schrift besteht zugleich mit Gott; und ‚Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ verweist das Christentum an seine ursprünglichen Beweise, wo Vernunft, Offenbarung, das göttliche Prinzip, die Regeln und die Betätigung des Christentums den Schüler mit Gott bekannt machen.“ Das segensreichste Lesen oder Studium ist dasjenige welches sich am meisten auf göttliche Inspiration verläßt, auf das Schlußfolgern, das mit dem Prinzip im Einklang ist; ein Lesen das sich auf die Tatsache gründet, daß das Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung die einzige gegenwärtige Wirklichkeit ist. In dem gleichen Verhältnis, wie man diese grundliegende Wahrheit versteht und anwendet, lernt man wie man lesen soll.


Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen! Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!— Ps. 27:1, 14.

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