Im siebzehnten Kapitel des Matthäus-Evangeliums lesen wir über einen Fall von Mondsucht, welchen die Jünger Jesu nicht heilen konnten, und erfahren durch die Erklärung unseres Meisters, die er seinen Jüngern in bezug auf ihren Mißerfolg gibt, daß es ihr Kleinglaube war, der störend auf die Arbeit eingewirkt hatte. Unsere Führerin, Mary Baker Eddy, erläutert diesen Vorgang in ihrem Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ auf Seite 147 mit den Worten: „Als seine Schüler ihm einen Fall brachten, den sie nicht hatten heilen können, sagte er zu ihnen:, O du ungläubiges Geschlecht,' womit er sagen wollte, daß die zum Heilen erforderliche Kraft im Gemüt liegt.“ Auch heutigestags wiederholt sich in unserer Bewegung unter den Schülern der Christlichen Wissenschaft derselbe Kleinglaube, den die Jünger zeitweise zur Schau trugen, und verursacht selbst dem ernsten Sucher nach Wahrheit oft schwere, innere Kämpfe. Manch geistig gesinnter Schüler schreckt vor dem Gedanken, in die Arbeit im Weinberge des Herrn einzutreten, zurück, weil er diesen wichtigen Punkt, wie unsere Führerin ihn hervorhebt, nicht zur Genüge verstanden hat und noch glaubt, mit eigenen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten rechnen zu müssen.
Unser Meister forderte sowohl seine Jünger, wie auch alle diejenigen, die ihren Worten glauben würden, dazu auf, das Heilungswerk aufzunehmen. Mrs. Eddy, die seine Gebote ernst genommen hat, folgte seinem Beispiel und gab uns in ihrem Lehrbuch die Richtschnur zum geistigen Heilen. Sollte dann nich ein ernster Schüler dieser Wissenschaft es beharrlich zurückweisen, der Suggestion, daß er diese natürliche Pflicht eines christlich denkenden Menschen nicht erfüllen kann, Gehör zu schenken? Mrs. Eddy schreibt auf Seite 179 in ihrem Lehrbuch: „Die geistige Fähigkeit, Gedanken zu erfassen, sowie durch die Wahrheits-Kraft zu heilen, wird nur gewonnen, wenn der Mensch nicht als selbstgerecht, sondern als Wiederspiegelung des göttlichen Wesens erfunden wird.“ Die erste Pflicht für den Christlichen Wissenschafter ist, sein Einssein mit dem einen Gemüt durch geistiges Denken zu beweisen, denn nur kraft dieses einen Gemüts vermag er zu sehen, wie Gott sieht, zu hören, wie Gott hört, und die geistige Ruhe, die in Gott ist und göttliche Macht wiederspiegelt, zu empfinden.
Wir können Gottes Gedanken — Gedanken der Gesundheit, der Sündlosigkeit und des Friedens — nur erfassen, wenn keinerlei Schatten des materiellen Denkens und Fühlens unsere Verbindung mit dem göttlichen Gemüt verhindern. Ein Zustand von Furcht, falschem Verantwortlichkeitsgefühl oder mangelhaftem Vertrauen muß erst aus uns selbst ausgetrieben werden, damit wir als williges Werkzeug in der Hand Gottes dem Hilfesuchenden Seinen Willen — das Gute — offenbar machen können. Der Erfolg unserer Arbeit liegt somit in der Reinigung unseres eigenen Denkens. Wenn wir dieses treu und sorgfältig in dem obenerwähnten Sinne getan haben, sieht der vergeistigte Blick keinen geplagten und gequälten Patienten mehr, der eiligst eine Behandlung braucht, sondern erkennt die Wahrheit über Gott und den Menschen.
Die Wissenchaft Christi, wie Mrs. Eddys Lehre sie uns erläutert, befähigt uns, diese Arbeit im rechten Sinne zu tun, und wir begreifen besser die Worte unserer Führerin in bezug auf diese Wissenschaft: „Wenn du ihr offen ins Antlitz schaust, kannst du mit ihrer Hilfe heilen, und sie hat ein Licht für dich, das heller ist als die Sonne, denn Gott ist ,ihre Leuchte'“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 558). So lernt der ernste Schüler durch viele Erfahrungen, denen er auf dem Wege zur wahren, wissenschaftlichen Heiltätigkeit begegnet, daß seine Hauptaufgabe darin liegt, für den Gottesgedanken in dem Acker seines eigenen Bewußtseins einen recht fruchtbaren Boden zu schaffen. Der gute und wahre Gedanke, der zu ihm vom göttlichen Gemüt kommt, bedarf der rechten Aufnahme, um rein und unberührt weiter ausgestrahlt zu werden,— denn nur diejenigen, „die reines Herzens sind,“ werden Gott schauen und durch die Linse des Geistes Seine vollkommene Schöpfung mühelos wahrnehmen und durch diese Erkenntnis die Sünder und Kranken heilen.
