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Wahres Zeugnisablegen

Aus der Dezember 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im achtzehnten Kapitel des Johannes-Evangeliums ist in einem einzigen kurzen Satz die Mission des wahren Christentums und der Christlichen Wissenschaft dargelegt. Wir lesen da, daß Christus Jesus dem Pilatus die Antwort gab: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll.“ Sprachkundigen zufolge läßt sich das für den Begriff „zeugen“ gebrauchte Wort und dessen ursprüngliche Bedeutung von der hebräischen Wurzel ’ed und ’edah, d.h. wiederholen oder wieder behaupten, ableiten. Sie weisen ferner darauf hin, daß das hebräische emeth und emunah, das im Alten Testament für „Wahrheit“ gebraucht wird, eigentlich Festigkeit und Standhaftigkeit bedeutet. Das griechische Wort aletheia, mit dem im Neuen Testament der Begriff „Wahrheit“ ausgedrückt wird, hat die Bedeutung von absoluter, göttlicher Wirklichkeit. „Für die Wahrheit zeugen“ heißt also im weitesten Sinne des Begriffs, die absolute göttliche Wirklichkeit des Prinzips mit Festigkeit und Standhaftigkeit wiederholen oder wieder behaupten.

Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß wahres Zeugnisablegen darin besteht, daß wir die göttlichen Tatsachen über Gott, den Menschen und das Weltall in unser tägliches Leben übertragen oder sie darin wiederholen und uns den göttlichen Einfluß auf unser Denken zunutze machen, wo wir uns auch befinden. Zum wahren Zeugnisablegen gehört das von Gott eingegebene Gefühl für das, was zu tun und was zu unterlassen ist, oder — in einfachen Worten — das Denken guter Gedanken, das Verrichten guter Werke und das Unterlassen alles dessen, was vom Übel ist. Es bedeutet, daß man sein menschliches Bewußtsein mit reinen Gedanken der Liebe und des Lebens füllt und die göttliche Gegenwart als nahe erkennt. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß derjenige, der für die Wahrheit zeugt, das moralische und geistige Gesetz zum Ausdruck bringt uns das sterbliche Selbst opfert. Wenn der Geist Zeugnis ablegt, verlieren Sünde, Krankheit und Tod ihren angeblichen Einfluß, und die richtige Idee der Wahrheit kommt ans Licht. Tag für Tag lernen die Schüler der Christlichen Wissenschaft die nicht leicht erkenntlichen Irrtümer eines angreiferischen Intellektualismus wie auch verbrecherische Neigungen und tierische Tücke aufdecken und überwinden, die oft in der Gestalt des Guten kommen und sich manchmal eine Zeitlang in Ämtern der Weisheit, der Tugend und der Gerechtigkeit breit machen. Wahres Zeugnisablegen, das eins ist mit der Goldenen Regel [s. Matth. 7:12], bedeutet ununterbrochenes Einssein mit dem harmonischen Guten, das stets bereit ist zu vergeben und zu vergessen, sich aber nie dem Mesmerismus und dem falschen Zeugnis der unzähligen Formen des Bösen und der Disharmonie unterwirft.

Die christlich-wissenschaftliche Heilungsarbeit ist im Grunde nichts anderes als ein Zeugnisablegen für die Wahrheit. Der wissenschaftliche Gemütszustand, der für diese Tätigkeit notwendig ist, ist ein Zustand der geistigen Harmonie, Gesundheit und Heiligkeit oder Ganzheit. Steht nun diese Tatsache im Bewußtsein des Christlichen Wissenschafters klar und unverrückbar da, und wird durch dieses geistige Verständnis einem anderen geholfen, so ist tatsächlich ein Zeugnis für die Wahrheit abgelegt worden. Kraft ihres geistigen Verständnisses brachten Christus Jesus und unsere Führerin das in das Bereich ihrer Mitmenschen, was sie in sich selber zum Ausdruck brachten, ebenso konnten sie das in hohem Maße für andere überwinden, was sie in sich selber zu überwinden gelernt hatten. Für die Wahrheit zeugen heißt: normal, ruhig, verständig, liebevoll und christlich-praktisch sein. In der geistigen Idee gibt es keinen Fanatismus, keine Verzückung, keine Übertreibung. Für die Wahrheit zeugen heißt: nicht nur alle Frucht überwinden sondern auch die rechte Art von moralischem Mut beweisen. Diese Denkweise bekräftigt alle unwiderleglichen Tatsachen über Gott und den Menschen und verneint alle falschen Annahmen, Lehren und sogenannten Naturgesetze.

Zum wahren Zeugnisablegen gehört das kindliche Gemüt, das Christus Jesus immer rühmte, und das er bei seinen Jüngern und Nachfolgern suchte und erwartete. Die Männer, die unser Meister als Apostel auserwählt hatte und die zur Zeit der Himmelfahrt „Zeugen“ genannt wurden, gehörten nicht den einflußreichen und begüterten Kreisen ihrer Zeit an. Sie waren nicht die Führer der Gesellschaft, noch waren sie die Politiker oder die Gebildeten ihres Zeitalters. Sie waren vielmehr einfache, aufrichtige, zuverlässige Menschen, in welchen Jesu Weisheit eine gewisse Fähigkeit erkannte, die Liebe Gottes wiederzuspiegeln. Die eine große Forderung, die der Meister an sie stellte, war die, daß sie einen Charakter hätten, durch den der göttliche Einfluß scheinen konnte und würde. Sie hatten nichts Neues zu schaffen oder zu entdecken, daher ihre Bereitwilligkeit, die göttliche Idee in sich aufzunehmen und sie wiederzuspiegeln. Und die geistige Erleuchtung durch den Christus machte sie zu dem, wozu sie erwählt waren, d. h. zu wahrhaftigen Zeugen für die Wahrheit. Unsere Führerin schreibt auf Seite 134 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Das Wort Märtyrer, aus dem Griechischen, bedeutet Zeuge; aber diejenigen, die für die Wahrheit zeugten, wurden so häufig bis zum Tode verfolgt, daß das Wort Märtyrer mit der Zeit in seiner Bedeutung beschränkt wurde; und so ist es gekommen, daß man jetzt damit nur noch jemand meint, der für seine Überzeugung leidet.“ Die Christliche Wissenschaft ändert allmählich die allgemein herrschende Auffassung vom Begriff „Zeuge.“ In absehbarer Zeit werden denkende Menschen auch das entsprechende griechische Wort „Märtyrer“ anders erklären lernen, denn die große Zahl derer, die in der Christlichen Wissenschaft für die Wahrheit zeugen, findet dadurch Freude, nicht Leid — Leben und nicht den Tod.

Ein Christlicher Wissenschafter ist ein unentwegter Befürworter des wahren Zeugnisablegens, er wiederholt beständig und in liebevoller Weise die göttlichen Tatsachen. Das Studium der Christlichen Wissenschaft schafft wahre Zeugen, aber die Zeugen schaffen nicht die Christliche Wissenschaft. Folgendes diene zur Veranschaulichung: Wenn ein Kind zur Schule geht, so werden ihm gewisse mathematische Tatsachen beigebracht, z.B. daß zwei mal zwei vier ist oder sieben mal sieben neunundvierzig. Diese Tatsachen macht der Schüler jedoch nicht selbst, und ändern kann er daran auch nichts. Er muß die grundlegenden Regeln lernen, wie sie sind, um die mathematischen Tatsachen in gewissem Grade beweisen oder um in der Wissenschaft der Mathematik annehmbare Fortschritte machen zu können. So ist es auch in der Christlichen Wissenschaft. Das Prinzip, die Gesetze Gottes, der Vorgang bei der Beweisführung dieser Wissenschaft — alles ist in den Werken ihrer Entdeckerin und Begründerin, Mrs. Eddy, erklärt. Und wer ein Christlicher Wissenschafter und ein wahrer Zeuge sein möchte, muß diese Lehre sowohl dem Geiste wie dem Buchstaben nach annehmen. Schritt für Schritt muß er die geistigen Tatsachen des Seins in sein tägliches Leben übertragen und sein Recht auf die göttliche Idee immer und immer wieder geltend machen. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 346 von „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“: „Wissenschaft und Gesundheit macht es allen Christlichen Wissenschaftern klar, daß die Männlichkeit und Weiblichkeit Gottes durch Christus Jesus und die Christliche Wissenschaft, Seine beiden Zeugen, in gewissem Grade schon geoffenbart worden ist.“

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