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Gespräche

Aus der September 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unsere Gespräche bilden einen so wichtigen Teil der menschlichen Beziehungen, daß wir uns der Notwendigkeit wohlüberlegten Redens stets bewußt sein sollten, damit sie uns nicht zu einer Quelle des Unheils werden. Obwohl die Zunge nur Gutes reden sollte, kann sie doch zum Verkünder alles Schlimmen und Unheilbringenden werden. Jakobus nennt die Zunge ein „unruhiges Übel,“ aber er sagt zugleich: „Wer aber auch in keinem Wort fehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.“

In einer Fabel wird erzählt, daß ein Mensch üble Gerüchte über seinen Nachbar verbreitet hatte. Da er dies später bereute, ging er zu einem Weisen und fragte ihn, wie er es verhindern könne, daß das durch ihn angerichtete Unbeil weiter um sich greife. Der Weise sagte ihm, er solle Distelsamen sammeln so viel er finden könne und ihm bringen. Das tat er und erhielt dann die Weisung: „Nun gehe hin und streue ihn aus.“ Nach Erfüllung dieser Forderung kam er wieder zurück, und nun verlangte der Weise von ihm, er solle alles Ausgestreute wieder aufsammeln. Die offenbare Unmöglichkeit, diesen Auftrag auszuführen, sollte darauf hinweisen, daß böse Worte, wenn sie einmal ausgesprochen sind, sich wie Distelsamen im Winde verbreiten, so daß man unmöglich wissen kann, wo sie hinfallen und ihren schädlichen Samen wurzeln lassen.

Auf Seite 230 von „Miscellaneous Writings“ sagt Mrs. Eddy, daß es „drei Arten von Zeitverschwendung gibt, von denen eine besonders verwerflich ist,“ und als diese bezeichnet sie dann „das Weiterschwatzen übler Gerüchte.“ Nach solch bestimmter Unterweisung sollte es scheinen, als ob wirklich nur Toren sich der Gewohnheit der üblen Nachrede hingeben könnten. Aber Mrs. Eddy sagt auf Seite 126 desselben Werkes weiter: „Die meisten Menschen verdammen schlechtes Handeln und üble Nachrede, und doch ist nichts so schnell im Umlauf wie sie, nicht einmal das Gold.“ Woran liegt es, daß in unseren Tagen die Unterhaltung im allgemeinen sich so vielfach mit dem Besprechen unrechten Denkens und Handelns befaßt? Das scheinbare Dasein und die scheinbare Fortdauer des Bösen haben ihren Grund allein darin, daß das sterbliche Gemüt darauf besteht, daß nicht nur böses Tun Befriedigung gewährt, sondern daß man auch Genuß daran haben kann, dem Bösen in Gedanken nachzuhängen und sich darüber zu unterhalten. Die Welt kommt nur langsam aber sicher zu der Einsicht, daß Böses immer mit Bösem endet. Wer darüber nachdenkt, muß zugeben, daß Böses mit Bösem vereint das Böse nicht austreiben kann, sondern vielmehr dessen scheinbare Wesenheit und Macht vermehren muß. Die Sterblichen sollten daher einsehen lernen, daß sie nur ihre eigene falsche Annahme vom Bösen vergrößern, wenn sie über das Böse nachdenken, oder wenn sie darüber sprechen und es weitertragen.

Der Christliche Wissenschafter sollte keinen Augenblick darüber im Unklaren sein, daß es unklug ist, über Befürchtungen und Irrtümer und über die Sünden und Krankheiten unseres Nächsten zu sprechen, denn er kennt die ermahnenden Worte Mrs. Eddys auf Seite 130 von „Miscellaneous Writings“: „Verstehen wir immer noch nicht, wie viel besser es ist, Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun? Was lehrt die Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft über diesen Punkt? Lehrt euch letzteres nicht, daß, wenn wir beständig nach Fehlern in anderen suchen, über sie reden und dann überlegen, wie wir ihnen entgegentreten können — wenn wir sie wie eine, Süßigkeit beständig im Munde‘ haben —, daß wir dann zu Sündern werden können, ebenso wie das gleiche Verhalten Krankheiten gegenüber uns krank machen kann?“ Dies ist wohl ein klarer Beweis dafür, daß man nur „Zorn auf den Tag des Zorns“ für sich selbst anhäuft, wenn man üble Gedanken so lange im Bewußtsein trägt, bis sie anderen gegenüber laut zum Ausdruck kommen.

Wenn die Christliche Wissenschaft zuerst an die Tür des Denkens klopft, findet sie bei dem Sterblichen gewöhnlich die üble Gewohnheit, mit anderen über die Fehler seines Nächsten zu plaudern. Er sieht aber bald ein, daß die Christliche Wissenschaft solch törichtes und unheilbringendes Reden nicht duldet, und daß alle Erörterungen über den Irrtum und sein scheinbares Wirken aufgegeben werden müssen. Er hat die beste Absicht, dies durchzuführen und hält vielleicht eine Zeitlang gewissenhaft daran fest. Aber dann kommt wohl ein Tag, wo ihm jemand sagt, der Irrtum müsse aufgedeckt werden, ehe er zerstört werden kann. Erkennt er nun nicht, daß sich dies nur auf sein eigenes Denken bezieht, so fällt er sofort in die alte Gewohnheit zurück, über seines vertrautesten Fehler zu sprechen und zwar zuerst nur mit seinen vertrautesten Freunden, später aber wohl auch mit anderen. Wahrscheinlich sucht er dies vor sich und anderen durch die Bemerkung zu rechtfertigen, seine Freunde müßten seine Beobachtungen erfahren, um sich selbst vor dem Übel schützen und an dessen Zerstörung beitragen zu können. Daß er diese Übel als falsche Annahmen bezeichnet anstatt als Tatsachen, ist nur eine verstecktere Form des Irrtums; denn sind nicht Gedankensünden die schlimmste Form des Bösen?

Wir stehen nun vor der einfachen Frage: Warum im Namen alles Wahren sollte jemand seine Gedanken und Worte dazu hergeben, um das Böse zu verbreiten und somit zu fördern, da er doch die gottgegebene Fähigkeit hat, sie ausschließlich in den Dienst des Guten zu stellen? Wenn wir auch meinen, daß wir das Böse nur erwähnen um es bloßzustellen, so dürfen wir doch überzeugt sein, daß wir es niemals in wirksamer Weise bloßstellen können, solange es uns wirklich erscheint. Es unterliegt keinem Zweifel, daß neunundneunzig Prozent aller üblen Nachrede aus dem Wege geschafft wären, wenn alle, die über das Böse sprechen wollen, dies solange aufschieben möchten, bis sie in ihrem eigenen Denken jede Annahme der Wirklichkeit des Bösen zerstört haben.

In den Psalmen lesen wir: „Wer seine Gespräche recht führt, dem will ich zeigen das Heil Gottes,“ Ps. 50:23, Phil. 1:27 u. 3:20 nach der engl. Bibelübersetzung. während Paulus in seinem Briefe an die Philipper sagt: „Laßt nur eure Gespräche würdig sein dem Evangelium Christi,“* und weiterhin fügt er bei: „Unsere Gespräche aber sind im Himmel.“* Was für ein wunderbares Vorrecht für uns, unsere Zunge stets und ständig nur himmlischen Gesprächen leihen zu dürfen! Was könnte uns größere Befriedigung und Freude gewähren als das beständige Verbreiten und Verkünden des Guten, des Schönen, des Erhebenden und Wahren, alles dessen, was heilig, was liebevoll ist! Und das braucht uns nicht zu hindern, unsere Stimme gegen den Irrtum zu erheben, sobald das Prinzip es erfordert. Aber es sollte erst dann geschehen, wenn das Verständnis von persönlichen Gefühlen so frei ist, daß unsere Worte sich Achtung verschaffen und die Unwirklichkeit des Bösen tatsächlich beweisen. Der Christliche Wissenschafter tut wohl daran, des Petrus Worten zu gehorchen: „Sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben:, Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.‘ “

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