Der Urheber des bekannten Wortes: „Ständige Wachsamkeit ist die Vorbedingung für Freiheit,“ brachte damit eine Wahrheit zum Ausdruck, die sich auf viele Lebenslagen anwenden läßt,— jedenfalls auf viel mehr, als er sich dessen zur Zeit seines Ausspruchs selbst bewußt war. Denn Wachsamkeit — d. h. ein wachsames Auf-der-Hut-sein vor den listigen Anschlägen des Bösen — ist eine der ersten Bedingungen, wenn man den Mühsalen entgehen will, die uns die sterbliche Annahme beständig aufbürden möchte. Keiner Klasse von Denkern ist dies so klar geworden wie den Christlichen Wissenschaftern; denn sie lernen erkennen, daß das Böse, das mutmaßliche Gegenteil des Guten, unaufhörlich beansprucht, in das menschliche Denken einzudringen und die wahren Ideen auszuschließen, die der einzigen Quelle der Wahrheit, dem göttlichen Gemüt, entstammen. In seinem Bestreben, Wahrheit nachzuahmen, beansprucht das Böse mit großem Nachdruck, alle Eigenschaften zu haben, die dem göttlichen Gemüt eigen sind. Mrs. Eddy spricht in unserem Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 287), von den Schädlingen Sünde, Krankheit und Tod und ihrem beständig sich aufdrängenden Anspruch, als wirklich zu gelten, wie folgt: „Sie haben weder Prinzip noch Dauer, sondern gehören mit allem, was materiell und zeitlich ist, dem Nichts des Irrtums an, der die Schöpfungen der Wahrheit nachäfft. Alle Schöpfungen des Geistes sind ewig, die Schöpfungen der Materie hingegen müssen zu Staub werden.“
Als Petrus die Ältesten der Kirche dazu anspornte, nüchtern, wachsam und fest im Glauben zu sein, sagte er, daß „euer Widersacher, der Teufel,“ umhergeht „wie ein brüllender Löwe,“ der „sucht, welchen er verschlinge;“ aber er versicherte seine Leser auch, der Gott aller Gnade werde sie „vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen,“ womit er sagen will, Gott werde ihnen durch Christus Jesus einen starken Schutz gegen alle Anschläge des Feindes bereiten. Die Christlichen Wissenschafter sehen die Notwendigkeit ein, daß man vor dem Anspruch des Bösen auf Wirklichkeit auf der Hut sein muß, wenn man seinen Schlingen entgehen will. Mrs. Eddy sagt auf Seite 114 von „Miscellaneous Writings,“ indem sie nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Wachsamkeit hinweist: „Die Christlichen Wissenschafter können nicht zu sehr auf der Hut sein, noch ihre Türen zu sorgsam verschließen, noch Gott zu inbrünstig um Befreiung von den Ansprüchen des Übels bitten. Auf diese Weise werden die Wissenschafter böse Einflüsterungen zum Schweigen bringen, deren Mittel und Wege aufdecken und deren verborgenen Einfluß auf das Leben der Sterblichen verhindern.“
Als unsere Führerin die verschiedenen Mittel und Wege bestimmte, um den Samen der Wahrheit im empfänglichen menschlichen Gemüt auszustreuen, legte sie, wie wohl bekannt ist, den Lektions-Predigten besondere Bedeutung bei und empfahl allen Schülern der Christlichen Wissenschaft deren eifriges Studium als bestes Mittel zu stetem geistigen Fortschritt. Niemand wird den Wert dieses täglichen Studiums in Frage stellen, das von unzähligen, in aller Welt verstreuten Christlichen Wissenschaftern gleichzeitig geübt wird, um das geistige Verständnis der gleichen Stellen aus der Bibel und dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft zu erlangen, Stellen, die von einem Komitee treuer Arbeiter zu diesem Zweck zusammengestellt wurden. Es ist als ob dieses gemeinsame Bemühen sie in einem Strom von Geistigkeit vereinte, der übervoll von lebendigen Wassern aus der ewigen, nie versagenden Quelle der göttlichen Liebe dahinströmt.
Diese Lektions-Predigten sind für die Christlichen Wissenschafter die Grundlage ihres täglichen Studiums, und wenn sie sorgfältig durchgearbeitet werden, so ist das Gute, das daraus hervorgeht, unermeßlich. Das unpersönliche Böse, der beständige Feind, ist sich offenbar ihrer Bedeutung bewußt und versucht deshalb, gerade treue Schüler durch die listige Einflüsterung zu entmutigen, daß dieses Studium unnötige und zwecklose Zeitvergeudung sei. Der wachsame Arbeiter jedoch, der stets vor dem Feind auf der Hut ist, durchschaut das Wesen und die böse Absicht solcher Einflüsterungen und ist bedacht darauf, die Feste seines Bewußtseins gegen derartige Angriffe zu schützen.
Eine andere Einrichtung von Mrs. Eddy, die der Feind untergraben und zerstören möchte, ist die Arbeit der Lehrer der Christlichen Wissenschaft. Die Einflüsterungen des tierischen Magnetismus, die dahin gehen, daß dieser Unterricht nicht nötig sei, daß ein Lehrer in Wirklichkeit nichts bieten könne, was der Schüler nicht selbst in Mrs. Eddys Werken als der vollständigen Darlegung der Christlichen Wissenschaft findet, und daß infolgedessen der Klassenunterricht keine besonderen Erfolge mit sich bringe, sind alle nur ein Teil des unermüdlichen Feldzugs gegen die Christliche Wissenschaft, um deren Fortschritt aufzuhalten und zu vernichten. Schenken wir solchen lügnerischen Eingebungen Gehör, so richten sie nicht viel weniger Schaden an als der zur Zeit mehr oder weniger vorherrschende Brauch, schneller ans Ziel gelangen zu wollen durch Unterricht bei einem unautorisierten Lehrer, der verspricht, dasselbe in kürzerer Zeit und für weniger Geld zu bieten. Wenn ein Schüler, ehe er diese Richtung einschlägt, nur die Gefahren sehen könnte, von denen sie übervoll ist, er würde sicherlich zurückschrecken und gewissenhaft den von unserer verehrten Führerin gewiesenen Pfad gehen. Wer solche falschen Einflüsterungen Gehör schenkt, der öffnet die Tür seines Denkens den schlimmsten Eindringlingen, die sein Verständnis verdunkeln und sein geistiges Wachstum hindern, ja vielleicht ganz unmöglich machen. Christliche Wissenschafter, die den Anspruch des Irrtums auf mutmaßliches Wirken kennen, befleißigen sich rückhaltlos, jede Einrichtung unserer Führerin aufrecht zu erhalten und treu zu unterstützen, denn sie wissen, daß alle Schritte unserer Führerin unter der Leitung des göttlichen Prinzips geschahen. Sie sind sich voll bewußt, welch wichtigen Platz der Klassenunterricht in der Entwicklung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung einnimmt und wie notwendig es für den geistigen Fortschritt jedes ernsten Schülers ist, die vorgesehene Zeit dem Klassenunterricht zu widmen, den er unter der weisen Leitung eines für diese Arbeit besonders befähigten und würdig befundenen Christlichen Wissenschafters genießt.
Ständige Wachsamkeit ist in der Tat die Vorbedingung für den Fortschritt auf dem Gebiete geistiger Erziehung. Über die Notwendigkeit, vor dem Feinde stets auf der Hut zu sein, sagt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings“ (S. 154): „Bete ohne Unterlaß. Wache beständig; verlasse niemals den Posten geistiger Beobachtung und Selbstprüfung.“ Diese weise Ermahnung unserer Führerin sollte zu jeder Zeit befolgt werden.
