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Güte

Aus der September 1922-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist nicht schwer, das sogenannte menschliche Gemüt zu hintergehen. Da das materielle Leben ein Zustand der Selbsttäuschung ist — ein hypnotischer Traum und nicht die Verkörperung des wirklichen Lebens — ist es leicht, die Sterblichen irrezuführen und sie von dem Pfade aufrichtiger Gesinnung abzubringen. Und wenn sie erst in ihrem Denken von der rechten Richtung abweichen, mit welch erstaunlicher Leichtigkeit stürzen sie sich dann kopfüber ins Verderben! Der Christliche Wissenschafter weiß dies. Er weiß auch, wie wachsam er sein muß, um nicht den zahlreichen Versuchungen des materiellen Sinnes zu erliegen, die auf seinem Lebenswege an ihn herantreten, um ihn von dem Pfade schlichter Güte abzulenken.

Man kann seine Überzeugung von der Wirklichkeit des Guten und der Unwirklichkeit des Bösen mit großer Beredsamkeit verfechten oder dem Anschein nach über den Buchstaben der göttlichen Wissenschaft gründlich Bescheid wissen. Aber ist das der wahre Prüfstein unseres Lebens? Nein,— die schlichte Güte allein ist es, die wir im täglichen Leben beweisen. Güte ist eine mächtige, viel umfassende Eigenschaft des Gemüts. Sie ist reich an liebevoller Einsicht, Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit, Mitgefühl, Menschlichkeit sowie an Mäßigkeit, Reinheit und Liebe. Sie läßt sich nicht genau erklären, sie muß vielmehr gefühlsmäßig erfaßt werden. Und doch ist sie für jeden leicht zu erkennen, wie ja auch das Böse sich unwillkürlich denen gegenüber aufdeckt, die selbst das Gute wiederspiegeln, das von Gott ist.

Aus Mrs. Eddys Werken ist klar ersichtlich, welch große Wichtigkeit sie der Güte — dem einfachen Gutsein — beimißt. Auf Seite 2 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt sie zum Beispiel: „Güte erreicht die Demonstration der Wahrheit.“ Trotz außerordentlicher Kenntnis des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft und großer Beredsamkeit im Erklären ihrer Lehren kann ein Mensch der Güte ebensosehr ermangeln wie der Fels in der Wüste des Pflanzenwuchses. Ist es für einen solchen Menschen möglich, die Wahrheit durch die Heilung von Krankheit und Sünde zu beweisen? Nein,— denn „Güte erreicht die Demonstration der Wahrheit.“ Das Böse wird es nie zustande bringen; ja, es ist sicherlich wahr, daß unsere Fähigkeit, durch die göttliche Wissenschaft zu heilen, im geraden Verhältnis zu unserer Güte steht.

Immer und immer wieder betont unsere Führerin in ihren Werken die Macht der Güte. So schreibt sie auf Seite 192 von „Wissenschaft und Gesundheit“: „Das Güte, das du tust und verkörperst, verleiht dir die einzig erreichbare Macht. Das Böse ist keine Macht. Es ist ein Hohn auf die Stärke, der alsbald seine Schwäche verrät und fällt, um nie wieder aufzustehen.“ Daraus erkennt man, daß die Wirksamkeit des Guten stark behindert wird durch Böses jeder Art, das wir in unseren Gedanken beherbergen. Jede Annahme vom Bösen bedeutet einen entsprechenden Verlust an Gutem in unserem Bewußtsein, was nicht ohne Folgen bleiben kann. Darum sollten wir nicht vergessen, daß alles ungeistige Denken böse ist. Alles, was im sogenannten materiellen Sinn scheinbares Dasein hat, verringert der Annahme nach die Macht des Guten.

Wir beobachten oft, daß diejenigen, die sich der sogenannten schlimmeren Laster enthalten, sich den scheinbar weniger schlimmen Eigenschaften des Stolzes, des Neides und der Eifersucht hingeben. Aber ist das für den Christlichen Wissenschafter nicht ein armseliger Unterschied? Glaubt jemand wirklich, daß ein Mensch, der sich diesen häßlichen Eigenschaften hingibt, zuverlässiger ist als zum Beispiel ein sinnlicher Mensch? Es kommt nicht auf die Art des Bösen an, dem man frönt, und es handelt sich nicht um negative Beweise. Ein Beweis von Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit muß stets ein positiver Beweis von Güte sein, weil das Böse in jeder Form eine Lüge über Gott, das Gute, ist.

Worin sollte also das Bestreben derer bestehen, die in den Fußtapfen des großen Meisters wandeln wollen? Begnügen sie sich damit, nur einige Formen des Übels zu überwinden, während sie das Festwurzeln anderer Formen dulden? Dies wäre sicherlich nicht im Sinne der Christlichen Wissenschaft, die gleich Paulus darauf besteht, daß die „Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ „Die Frucht aber des Geistes“ war für Paulus eine ganz bestimmte Beschaffenheit des Bewußtseins und dasselbe ist sie heute für den Christlichen Wissenschafter.

Die Güte Christi Jesu war für die Welt ein unübertreffliches Beispiel. Sein demutsvolles Leben — von eitlem Gepräge frei — war ein vollkommenes Vorbild schlichter Güte. Christus Jesus war der Gründer des Christentums, und alle Christlichen Wissenschafter nehmen ihn als ihren Meister und Wegweiser an. Es zweifelt gewiß niemand daran, daß seine Güte ebenso vollkommen war wie seine Macht, die Kranken und Sünder zu heilen. Auf Seite 199 von „Miscellaneous Writings“ sagt Mrs. Eddy: „Die wunderbare Heilkraft der Güte ist das ausströmende Leben des Christentums und kennzeichnete und eröffnete das christliche Zeitalter.“ Und wie diese „Heilkraft“ der Güte „das christliche Zeitalter kennzeichnete und eröffnete,“ so muß sie auch heute dem Leben der Christlichen Wissenschafter den Stempel aufdrücken.

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