Fast unglaublich erscheint uns, ehe wir ein gewisses Verständnis von der Christlichen Wissenschaft erlangt haben, die Geschichte der armen Witwe, die den Propheten Elia in ihr Heim aufnahm, um ihre spärliche Mahlzeit mit ihm zu teilen und dadurch so reich gesegnet zu werden. „Das Mehl im Kad ward nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts,” und — was viel mehr bedeutete — ihr kleiner Sohn wurde wieder ins Leben zurückgerufen. Für die Verfasserin war dies nichts weiter als eine ergreifende und schöne Erzählung, bis sie eines Tages einen jungen Vater traf, der ihr erzählte, wie sein Kind durch christlich-wissenschaftliche Behandlung wieder gesund geworden war, nachdem die beste materielle Hilfe sich als erfolglos erwiesen hatte, das Kind bereits aufgegeben war und der irre gewordene junge Vater zu Gott geschrien hatte, wie die Witwe zu dem Propheten: „Du bist zu mir hereingekommen, daß ... mein Sohn getötet würde.” Darauf wurde ihm die Antwort zuteil durch den Tatbeweis der Christlichen Wissenschaft: der Schatten schwand und Leben wurde als siegreich bewiesen. Wie kam diese Veränderung zustande, die sowohl der Witwe als dem Vater so wunderbar erschien? Wir erinnern uns, daß in dem Fall der Witwe „das Mehl im Kad ward nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts” nach dem Wort des Herrn, das Er geredet hatte durch Elia. Und weiterhin, als Elia das Kind lebend seiner Mutter brachte, erklärte sie sogleich in völliger Überzeugung: „Des Herrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit.”
Nachdem diesem Vater von den Ärzten gesagt worden war, daß sein Kind unfehlbar einer der gefürchtetsten Kinderkrankheiten erliegen würde, ließ er in reiner Verzweiflung einen Vertreter der Christlichen Wissenschaft rufen, und als dann das Kind nach wenigen Stunden völlig wiederhergestellt war, wußte der Vater in seinem Herzen, daß das Wort des Herrn in dem Munde dieses Dieners Gottes Wahrheit war. So sehen wir, daß in beiden Fällen der Unterschied erkannt worden zwischen dem Wort Gottes, wie sie es bisher zu hören vermeint hatten und dem, wie es bei diesen beiden bemerkenswerten Gelegenheiten geäußert worden war. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatten beide dieselben Worte schon oft gehört und sie nicht als Wahrheit angenommen, doch der Ausdruck „in deinem Munde ist Wahrheit” offenbart eine tiefe Tatsache. Nun könnte ja zwar gesagt werden, daß im ersten Falle ein Prophet dem Worte Ausdruck gab, der weit und breit als ein Mann Gottes verehrt wurde, während im zweiten Falle der Vertreter nur ein einfacher Bürger war ohne besonderes Ansehen als Prophet oder Mann Gottes. Das Weib sagte: „Nun erkenne ich,” und jener Vater sagte dasselbe. Es war der Beweis von Gottes Macht — in der Christlichen Wissenschaft als Demonstration des Wortes Gottes bekannt—, der beide überzeugte, und dieser Beweis bestand in der Heilung des Kranken und der Auferweckung des Toten.
Obwohl die Menschheit unaufhörliche Anstrengungen macht und große Summen weltlichen Besitzes opfert, um bis zu einem gewissen Grade wenigstens körperliches Wohlbefinden zu erlangen, wird den Christlichen Wissenschaftern doch oft zum Vorwurf gemacht, daß sie zu viel Gewicht auf das Heilungswerk in der Christlichen Wissenschaft legen, mit dem Hinweis darauf, daß doch die Seele die Hauptsache und der Körper von geringer Wichtigkeit sei! Diejenigen jedoch, die durch die Christliche Wissenschaft wahre Heilung gefunden haben, wissen, daß es weniger der Beweis an sich ist als das, was bewiesen wurde, was die Heilung zu einem so gesegneten und bedeutenden Erlebnis macht. Durch solche Heilung erkennen sie, daß das Wort Gottes Wahrheit ist, und sie werden dadurch befähigt, einen entscheidenden Schritt hin zum ewigen Leben zu machen: nun glauben sie, und der Schrift gemäß ist Glaube unerläßlich zur Erlösung. Darin, daß der Glaube zur Erlösung nötig ist, stimmt die Christliche Wissenschaft mit allen evangelischen Kirchen überein, aber worauf unser Glaube sich gründet und worin die Erlösung besteht, das sind Fragen, die in der Christlichen Wissenschaft viel ernster genommen werden, als man sie gewöhnlich nimmt, weil die Christliche Wissenschaft sich auf das göttliche Prinzip gründet, das Demonstration, Beweise, Werke, Früchte fordert, wie Christus Jesus es gebot. Jesus erklärte deutlich, was er unter „Werken” verstand, nämlich: das Wort predigen, die Kranken heilen, die Toten erwecken, die Aussätzigen reinigen (sittlich und körperlich) und die Teufel austreiben. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß der Glaube nicht in blindem Glauben erstarren darf, sondern daß er, um Erlösung zu bewirken, zum Verständnis heranwachsen muß— zu einem solchen Verständnis, das in jedem Fall Beweise von seinem göttlichen Prinzip erbringen kann; denn wo der Beweis nicht folgt, ist kein Verständnis vorhanden. Jesus sagte: „Diese Zeichen aber werden die, so da glauben, begleiten” (Züricher Bibel).
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