Ein Auskunftsuchender sagte einst zu einem ausübenden Vertreter der Christlichen Wissenschaft: „Wenn ich krank bin, rufe ich einen Arzt, befolge seinen Rat, nehme Arznei ein und werde wiederhergestellt. Wenn ein Christlicher Wissenschafter krank ist, ruft er einen Vertreter, bekommt christlich-wissenschaftliche Behandlung und wird dadurch wiederhergestellt. Da das Ergebnis in beiden Fällen das gleiche ist, kann ich nicht einsehen, daß es so sehr auf das Verfahren ankommen soll.” Es mag viele geben, die diese Ansicht teilen; aber es kann nachgewiesen werden, daß das Ergebnis in den beiden genannten Fällen tatsächlich sehr verschieden ist.
Manchmal ist es hilfreich, gewisse Wörter auf ihre ursprüngliche Bedeutung hin zu untersuchen. Das englische Wort für „Wiederherstellung” ist von einer lateinischen Wurzel abgeleitet, die soviel heißt wie „einen früheren Zustand wiedererlangen; wieder in Besitz gelangen.” Das findet tatsächlich statt, wenn ein Kranker wiederhergestellt wird. Der Arzt verwandelt durch seinen eignen und des Patienten Glauben an die Materie und an materielle Arznei des letzteren Annahme von einem kranken Körper in eine Annahme von einem gesunden Körper. Der Patient wird „wiederhergestellt,” d. h. er erlangt einen früheren Zustand der materiellen Annahme zurück. Er braucht durch diesen Vorgang weder sittlich noch geistig gebessert zu werden, und wenn er dadurch in seinem Glauben an die Materie bestärkt wird, so ist er nun empfänglicher für Krankheit als vorher. Der ausübende Vertreter der Christlichen Wissenschaft wendet beim Gespräch sowohl wie durch mentale Behandlung den Gedanken des Patienten vom Körper ab und den Tatsachen des geistigen Seins zu; er zeigt ihm, daß die Materie weder Intelligenz noch Empfindung besitzt, und daß Gesundheit nur im göttlichen Gemüt, in dem geistigen Bewußtsein von Gott, dem Guten, zu finden ist. Der Patient wird „wiederhergestellt,” aber in diesem Falle gelangt er durch geistiges Verständnis wenigstens zum Teil wieder in den Besitz von des Menschen Erbrecht auf Gesundheit und Harmonie, das ihm als dem Kind Gottes zusteht. Sein Glaube an die Materie ist bis zu einem gewissen Grade zerstört worden, darum ist er nun weniger empfänglich für Krankheit. Es ist eine sittliche und geistige sowohl wie eine körperliche Besserung bei ihm eingetreten. Und das ist wahre Heilung, wahre „Wiederherstellung.”
Schreiberin dieses gedenkt oft mit Dankbarkeit ihrer eignen Heilung von heftigen Kopfschmerzen, die sich eines Tages einstellten, kurz nachdem sie angefangen hatte, sich für die Christliche Wissenschaft zu interessieren. Unter gewöhnlichen Umständen würden diese Kopfschmerzen wahrscheinlich einen Tag und eine Nacht angedauert haben, aber durch die Anwendung ihres geringen Verständnisses von der Christlichen Wissenschaft wurde das Übel in einer Stunde vollständig überwunden. Diese Heilung war von einem Gefühl der Ruhe des Gemüts und des geistigen Friedens begleitet, das kein materielles Betäubungsmittel hätte erzeugen können.
Jeder Mensch muß die Freiheit haben, das Heilverfahren zu wählen, das er wünscht; und wir ehren den freundlichen Arzt, dessen Hauptbeweggrund der ist, menschliches Leiden zu lindern, trotzdem er es durch materielle Mittel tut. Doch die Tatsache bleibt bestehen, daß Jesus, der große Wegweiser und größte Heiler, den die Welt je gekannt hat, keine Arzneimittel angewandt und sie nicht empfohlen hat. Seine Worte ertönen heute mit größerer Klarheit denn je, obschon der Ausspruch: „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze,” jahrhundertelang unverstanden geblieben ist. Erst Mrs. Eddy, unsre verehrte Führerin, war es, die dank ihrer Liebe zu Gott und den Menschen und nach Jahren des Forschens und selbstlosen Arbeitens das göttliche Prinzip der Heilungswerke Jesu entdeckt und der Welt diese Entdeckung als Christliche Wissenschaft gegeben hat. Auf Seite 169 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,” schreibt sie: „Nicht die Materie, sondern das sterbliche Gemüt ist es, das den Kranken das Gute bringt, welches sie scheinbar von der Materialität empfangen. Aber wirklich geheilt werden die Kranken nur mittels der göttlichen Kraft,” und wiederum auf Seite 231: „Wenn Gott die Kranken nicht heilt, so werden sie nicht geheilt, denn keine geringere Macht kommt der unendlichen Allgewalt gleich.”
Es besteht eine große Kluft zwischen dem materiellen Heilverfahren und dem Verfahren der Christlichen Wissenschaft. Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung ist das Heiligste und Köstlichste, das ein Sterblicher einem andern gewähren kann und sollte deshalb nie bloß so leichthin erbeten werden. Ein durch die Christliche Wissenschaft geheilter Patient ist einen Schritt weiter gekommen in dem volleren geistigen Verständnis, durch welches das Böse zerstört wird. Und durch dieses Verständnis kann er sich schließlich die Tatsache vergegenwärtigen, daß des Menschen wahres Sein geistig und vollkommen ist.
