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Die wahre Psychologie

Aus der September 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Unterschied, den Mrs. Eddy zwischen dem göttlichen Gemüt, Gott, und dem sterblichen oder menschlichen Gemüt macht, ist grundlegend und ohnegleichen in der heutigen Zeit. Wenn auch Idealisten — Philosophen sowohl wie Religionslehrer — schon vor Mrs. Eddy das Weltall als geistig betrachteten, so machte doch keiner von ihnen, wie Mrs. Eddy es tat, den hochwichtigen Unterschied zwischen dem Weltall des Geistes, den Ideen des göttlichen Gemüts, und seiner Nachahmung, der sogenannten materiellen Schöpfung — die mittels der körperlichen Sinne wahrgenommen wird — und ihrem subjektiven Zustand, dem mutmaßlichen sterblichen Gemüt. Mrs. Eddy erkannte Gott, Gemüt, als unendlich, als den Schöpfer des unendlichen geistigen Weltalls, das aus vollkommenen ewigen Ideen besteht. Die göttliche Wissenschaft offenbarte sich ihr als die Wissenschaft des Gemüts, das die Dinge der falschen, materiellen Welt nicht kennt, weil es keine Vorstellung von ihnen hat. Und diese göttliche Wissenschaft ist die einzige wahre Psychologie oder Wissenschaft von der Seele.

Der Ausdruck Psychologie ist von zwei griechischen Wörtern hergeleitet, die bei jenem alten Volke die Wissenschaft der menschlichen Seele oder des menschlichen Geistes bedeuteten. Wie aber unsre Führerin auf Seite 369 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” den Ausdruck gebraucht, bezieht er sich offenbar auf Gott als Seele oder Geist. Im gegenwärtigen Gebrauch versteht man unter Psychologie fast ausschließlich die Lehre vom menschlichen oder sterblichen Gemüt, und darum ist es unmöglich, sich durch das Studium dieser Lehre jene wahrhaft wissenschaftliche Kenntnis anzueignen, die allein durch das Verständnis und die Beweisführung der geistigen Wahrheit erlangt werden kann.

Die Annahme von einem menschlichen Gemüt, das wirklich oder wesenhaft ist, ist von vielen tüchtigen Gelehrten der Welt unterstützt worden, die versucht haben, durch Forschungen und wissenschaftliche Untersuchungen eine Wissenschaft vom Gemüt zu entwickeln, die sie Psychologie nannten. Eine Folge davon ist, daß die Bedeutung solcher Forschungen in der öffentlichen Meinung bei weitem überschätzt und daß ihren Ergebnissen viel zu viel Wert beigemessen wird. Dementsprechend ist überall zu beobachten, daß man der Psychologie und ihren mannigfachen Zweiggebieten viel Beachtung schenkt. Was heißt das? Doch nichts andres, als daß der Mensch, der sich mit diesem Gegenstand oder einer seiner zahlreichen Abzweigungen befaßt, seine ganze Aufmerksamkeit einer Sache widmet, die nicht besteht, einer Nachahmung, die nichts mit der Wahrheit gemein hat. So viel ist klar, daß das Erforschen der mutmaßlichen Vorgänge von etwas Wesenlosem nichts zu bieten vermag, was wirklichen und praktischen Wert hat. Durch Umkehrung jedoch kann uns dieses Studium den Weg zum Verständnis des göttlichen Gemüts zeigen, wodurch wir zu genauer, wissenschaftlicher Erkenntnis gelangen.

Der Sachverhalt in bezug auf die sogenannte angewandte Psychologie ist so klar, daß derjenige, der auch nur einen Schimmer von den durch unsre große Führerin geoffenbarten Tatsachen erlangt hat, sich keinen Augenblick darüber im Zweifel befinden oder irreführen lassen kann. Wie weit man auch in der Erforschung des menschlichen Gemüts und seiner Fähigkeiten gelangen mag, es wird keine Wahrheit dadurch enthüllt und kein feststehendes Gesetz auf diese Weise offenbart werden. Das Wirkliche hat keine Stätte in dem Unwirklichen, ebensowenig steht die Intelligenz mit dem Nicht-Intelligenten in Beziehung. Das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Kann man dann also Vorteil ziehen aus dem Studium dieser sogenannten „Wissenschaft vom Gemüt” oder einer ihrer unzähligen Abzweigungen, das heute so eifrig betrieben wird?

Eine Seite der Annahme, daß die menschliche Leistungsfähigkeit durch die sogenannte angewandte Psychologie erhöht werden kann, zeigt sich in dem Bestreben, das Gedächtnis durch Anwendung verschiedener Arten der Gedächtnisstärkung zu verbessern, und man behauptet, dadurch erstaunliche Ergebnisse zu erzielen. Aber die Christlichen Wissenschafter wissen, daß „alles ... unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung” ist (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468), und lassen sich daher durch solche Behauptungen nicht irreführen. Sie haben die Gewißheit, daß das göttliche Gemüt, das in Ewigkeit alles versteht, keiner Schulung und keiner Verbesserung der sogenannten Fähigkeiten des Gedächtnisses bedarf. Sollten sich die Christlichen Wissenschafter, die dieses Verständnis haben, nicht beständig bemühen, mehr göttliche Intelligenz an den Tag zu legen und das unendliche Gemüt als die Quelle aller wahren Fähigkeiten, aller Kraft und aller Charaktereigenschaften zu erkennen? Diese Erkenntnis weist ein für allemal die sich stets wiederholende Behauptung der Psychologen zurück, daß das Studium ihrer Lehre Vorteile zu bieten vermag. Da diese Lehre aber von falschen Voraussetzungen ausgeht, können ihre Schlußfolgerungen unmöglich richtig sein, denn nichts Wertvolles kann aus der eingehenden Darstellung einer Annahme entstehen, die zugleich falsch und unbeständig ist.

Als Christus Jesus einst „auf dem Ölberge saß,” kamen die Jünger zu ihm, beunruhigt und in Zweifel über seine Lehre und seine Werke. Es heißt daß er sie mit den Worten zur Wachsamkeit ermahnte: „Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen:, Ich bin Christus‘ und werden viele verführen.” Und dann sprach er zu ihnen von der Zeit der Trübsal, die solcher Verführung folgen könnte, und wies auf das Erscheinen vieler falscher Propheten hin. Aber er schloß mit diesem bedeutungsvollen Satz: „Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.” Sollten wir als ernste Schüler seiner Lehren und der Werke unsrer Führerin diese Ermahnungen nicht auch zu Herzen nehmen?

Mrs. Eddy kannte die Mannigfaltigkeit der Versuchungen, die an ihre Schüler herantreten würden, sehr wohl. Sie wußte, daß es vor allem notwendig ist, in den Fußtapfen des Meisters zu wandeln, und schrieb daher in ihrem Werke Unity of Good (S. 9): „Jesus wies deutlich den Weg, ja so deutlich, daß keiner, der nicht darauf wandelt, entschuldigt werden kann. Dieser Weg ist jedoch nicht der Weg der materiellen Wissenschaft, der menschlichen Philosophie oder der geheimnisvollen Psychologie.” Der Tag ist offenbar da, wo die Christlichen Wissenschafter vor der scheinbaren Wirksamkeit dieser Formen der falschen Annahme besonders auf der Hut sein müssen. Gemüt allein drückt sich ewig in den vollkommenen Ideen aus, die das wahre Weltall ausmachen, und dieses Gemüt ist jetzt vollendet, vollkommen und immerfort tätig. Was der Menschheit darum am meisten not tut, ist, ein besseres Verständnis von Gott als dem göttlichen Gemüt zu erlangen, denn nur dieses Gemüt löst alle Schwierigkeiten und bringt uns den Himmel, die geistige Harmonie.

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