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Tätigkeit

Aus der September 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unter dem Begriff Tätigkeit versteht man so häufig bloße körperliche Bewegung, daß es einem zuerst schwer fällt, die wahre Idee von Tätigkeit, die die Christliche Wissenschaft übermittelt, und die nichts Materielles in sich schließt, zu erfassen. Wahre Tätigkeit gehört dem göttlichen Gemüt, Gott, an. Im ersten Kapitel des ersten Buchs Mose wird uns gesagt, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen und daß ihm Herrschaft über alle Dinge gegeben wurde. Dies war der wirkliche, geistige Mensch, Gottes geliebter Sohn, „der Gipfel der Schöpfung,” wie Mrs. Eddy in No and Yes (S. 17) sagt. Und sie fährt fort: „Und Gott ist nicht ohne den allgegenwärtigen Zeugen, der von Ihm zeugt.” Ferner schreibt sie: „In der Wissenschaft gibt es keinen gefallenen Daseinszustand; denn sie kennt kein umgekehrtes Bild Gottes, kein Entrinnen aus der Brennweite des Unendlichen.”

Menschlicher Gehorsam ist in dem Verhältnis möglich, wie wir das göttliche Prinzip verstehen und folglich imstande sind, richtige Beweggründe von falschen zu unterscheiden. Vollkommener Gehorsam ist die Wiederspiegelung des vollkommenen Prinzips. Eine Wiederspiegelung ist das gehorsamste Ding der Welt, denn sie vermag nicht selbsttätig zu sein. Ihre Bewegungen sind ganz und gar von der Ursache ihres Daseins abhängig. Ist nun aber der Mensch das Bild oder die Wiederspiegelung Gottes, dann kann er nichts aus eignem Antrieb unternehmen, sondern muß unbedingt dem Prinzip gehorchen, dem Gemüt, das ihn schuf, dem Gemüt, das ewig tätig ist, dem Gemüt, das all die harmonischen Wunder der Schöpfung hervorgebracht hat, dem Gemüt, das keine Unfähigkeit kennt, keine Disharmonie, keinen Mangel und keine Beschränkung, keinen Wettbewerb, keinen Widerstand und keine Ermüdung. Wenn wir die unendliche, unzerstörbare Kraft der Tätigkeit des göttlichen Gemüts auch nur schwach erfassen, dann erkennen wir, daß der Mensch, der diese Macht wiederspiegelt, Herrschaft über alle Dinge hat und daß kein sogenanntes materielles Gesetz sich der gottverliehenen Tätigkeit des Menschen widersetzen, noch sie verhindern oder aufhalten kann.

Wir beten täglich darum, daß wir so gesinnet werden mögen, „wie Jesus Christus auch war.” Warum? Weil wir wissen, daß Jesus besser als sonst jemand verstand, was wahre Substanz, wahre Tätigkeit und wahre Herrschaft ist. Sein dreijähriges Wirken als Lehrer und Heiler war eine beständige, fortschreitende Beweisführung von der Macht der wahren Tätigkeit. Er war stets in dem, das seines Vaters ist, denn er wußte, daß das die einzige Aufgabe ist, die es in Wirklichkeit gibt. Weil er wußte, daß sich die Arbeit nicht auf Grund seiner eignen Anstrengungen vollzog, sondern daß das göttliche Gemüt, das unendlich und ewig ist, die Werke vollbringt und daß dieses Gemüt niemals von seiner Wiederspiegelung getrennt ist, war Jesus nie in Eile. Er war nie zu beschäftigt, um freundlich zu sein oder um ehrliche Fragen zu beantworten, er fürchtete sich nie, den Grund des Glaubens anzugeben, der in ihm war, er war nie blind gegen die Bewegungen des Feindes — der Annahme vom Bösen—,sondern erkannte stets den Beweggrund, dem Worte oder Handlungen entsprangen, und er tat nie die Arbeit, die andern zukam, sondern zeigte ihnen, wie sie sie selber auf die beste Art tun könnten. Mrs. Eddy sagt uns in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche vom Jahre 1900 (S. 8): „Das Beste ist, daß man gegen sich selber und gegen andre gerecht handelt. Wir verringern unsre eigne Tätigkeit an Umfang und Wert, wenn wir die Arbeit eines andern verrichten.” In dem Bewußtsein, daß es in dem einen Gemüt keine Begrenzung gibt und daß es folglich keine Wiederspiegelung von Begrenzung geben kann, verwandelte Jesus beim Hochzeitsfest das Wasser in Wein und speiste die Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen. In dem Bewußtsein, daß die Tätigkeit des Gemüts weder verhindert noch aufgehalten werden kann, heilte er die Kranken und weckte die Toten auf, und zwar sich selbst sowohl wie andre. In dem Bewußtsein, daß kein sogenanntes materielles Gesetz eine Wirkung ausüben kann, die nicht durch die rechte Anwendung des göttlichen Gesetzes aufgehoben werden könnte, stillte er den Sturm, entwich der Menge, die ihn steinigen wollte, beförderte das Schiff in einem Augenblick auf die andre Seite des Sees hinüber und wandelte ruhig und gelassen auf den Wogen des Irrtums. Er, der männlichste Mann, der je gelebt hat, wandte am wenigsten Körperkraft an, um sein herrliches Werk zu verrichten, und lehrte uns, wie wir desgleichen tun können. Daß die Welt diese Tatsache nicht erkannte, ist auf ihren beschränkten materiellen Sinn und ihren Mangel an geistigem Wahrnehmungsvermögen zurückzuführen. Es blieb einer reinen, hingebenden Frau, Mary Baker Eddy, vorbehalten, die große Wahrheit zu erkennen, die aus den Gleichnissen und Wundern der Bibel spricht. Dank Mrs. Eddys klarer Wiederspiegelung der göttlichen Intelligenz und Tätigkeit, besitzt die Welt jetzt das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,” und das Handbuch Der Mutter-Kirche mit seinen einfachen, bündigen und geistigen Satzungen, die, wenn sie befolgt werden, es allen ermöglichen, dem Gebot des Meisters nachzukommen: „Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus,” die es allen ermöglichen, das Evangelium mit Macht zu predigen und so die wahre Tätigkeit wiederzuspiegeln.

In seinem Gleichnis vom verlornen Sohn macht Jesus den Unterschied zwischen wahrer und falscher Tätigkeit. Im Anfang hat der Sohn ein reiches Erbe, d. h. alles, was er braucht, in seines Vaters Haus. Dann schleicht sich das Böse ein und flüstert ihm seine sterbliche Meinung von einem unabhängigen Dasein vor, von persönlicher Macht und von Glück durch materielle Tätigkeit. Und er hört darauf. Der Sohn verläßt das Vaterhaus; aber ohne des Vaters weise Führung verliert er bald alles, was er hat. Sein eitles Trachten nach dem, was die Welt Glück nennt, macht ihn moralisch, körperlich und geistig zum Bettler. Durch Leiden kommt er zuletzt zu der Erkenntnis, daß er eine falsche Auffassung von Substanz, Herrschaft und Tätigkeit hegt und daß diese sich nicht auf materielle Weise erzielen lassen. Demütig wendet er sich der Heimat wieder zu, und von diesem Augenblick an beginnt er, die wahre Tätigkeit wiederzuspiegeln, denn Demut ist der erste Schritt der Herrschaft zu. Jesus sagte: „Ich kann nichts von mir selber tun.” In aller Demut wünscht der Sohn, in seines Vaters Haus zurückzukehren, wenn auch nur als Knecht. Er beginnt, sich von den alten Stützen des Eigenwillens, der Selbstsucht, der Sinnlichkeit, der Selbstüberhebung und des Stolzes freizumachen und bittet um des Vaters Hilfe. Mit Freude und Erstaunen findet er, daß ihm sein Erbe nie abhanden gekommen ist, daß ihm Ring und Kleid noch gehören, wie sie ihm immer gehört haben, und daß er dank seiner Sohnschaft immer noch Herrschaft besitzt. Er lernt einsehen, daß wahre Substanz, wahre Tätigkeit und wahre Herrschaft nicht verloren gehen können. Sie gehören dem Vater an, und somit durch Wiederspiegelung auch dem Sohn.

Wie können wir nun wissen, ob wir die wahre Tätigkeit wiederspiegeln, oder ob wir scheinbar den Einflüsterungen des sterblichen Gemüts gehorchen? Als der Sohn die Wahrheit erkannte, schlug er die Richtung nach der Heimat ein, nach seines Vaters Haus. Als Jesus die Wahrheit über Tätigkeit erkannte, wurden die Kranken geheilt und die Toten auferweckt. Ist der Gedanke richtig, dann ist Harmonie die natürliche Folge. Schreiberin dieses erinnert sich noch gut einer Erfahrung, die sie hatte, als sie zum erstenmal versuchte, in einem Orchester das Cello zu spielen. Kurz nach Beginn des Spiels wurde sie gewahr, daß sie ihr eignes Instrument nicht hören konnte, und da bemächtigte sich ihrer eine solche Angst, daß sie beinahe zu spielen aufgehört hätte. Nach der Übung sprach sie mit dem Dirigenten darüber, und seine Antwort war: „Nur keine Angst, wenn Sie ihr Instrument nicht hören; hüten Sie sich vielmehr davor, daß Sie es hören. Wenn Sie es nicht hören, dann füllt es seinen richtigen Platz in der Harmonie aus.”

Unsre Führerin sagt in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche vom Jahre 1900 (S. 3): „, Wenn ein Mensch wahr ist, dann sind seine Gedanken wahr, d. h. tätig, und sie sind erfolgreich; er verliert sein Ich in der Liebe und kann sich selber nicht wahrnehmen, außer er komme aus dem Takt.‘ ” Wenn wir wissen, daß unser Beweggrund nicht der Selbstsucht sondern der Liebe entspringt, daß es nicht unsre Absicht ist, unser Ich in den Vordergrund zu drängen, sondern in Demut Harmonie erzeugen zu helfen, dann können wir es wagen zu handeln, denn wir wissen, Gott ist stets zu helfen bereit, wenn wir einen Fehler machen, sobald wir Ihn um Seine Führung bitten. Wenn wir bestrebt sind, die alte Art aufzugeben, nämlich den Eigenwillen, das menschliche Planen und Zielsetzen und die Vorstellung von persönlichem Vollbringen, und uns in kindlichem Glauben dem Vater zuwenden, da wir, gleich Jesus, wissen, daß es der Vater ist, „der tut die Werke,” dann werden wir mehr vollbringen, werden es mit geringerer Anstrengung tun und bessere Ergebnisse erzielen. Johannes sagte: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.” So laßt uns denn versuchen, unsre gottverliehene Herrschaft und Tätigkeit zu verstehen, stets eingedenk der in dem Kirchenlied ausgedrückten Wahrheit:

Er gibt das Wollen
und Er das Vollbringen,
Drum ehret Ihn
für alles Gelingen!

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