Im Jahre 1919 schickte mich mein Arzt nach Kolorado, da mein Zustand sehr ernst schien. Ich hatte alles versucht, was sich anscheinend auf meinen Fall anwenden ließ, und man hielt einen Klimawechsel für das Beste. Da sich mein Zustand an dem Ort, wo ich mich zuerst aufhielt, verschlimmerte, ging ich an einen andern; aber ich wurde sehr krank und man überredete mich, in ein Krankenhaus zu gehen. Ich glaube, ich stand dort alle Schmerzensund Hungerqualen aus, die ein Sterblicher überhaupt ertragen kann, da ich unter Anwendung der Hungerkur wegen Magengeschwüren behandelt wurde. Als es mir schließlich immer schlimmer erging, änderte man die Behandlung, und man gab mir leichte Speisen zu essen, was eine Zeitlang half. Ich verließ das Krankenhaus, blieb aber mehrere Wochen bei einer Verwandten in derselben Stadt; doch ich ernährte mich nur von Milch und Eiern. Beim nächsten ernsten Anfall wurde ich in ein anderes Krankenhaus gebracht; da ich aber keine Linderung fand, wurde ich nach Hause geschickt.
Der Arzt brachte mich zur Bahn, wo er mir beim Einsteigen in den Schlafwagen, in dem ein Bett für mich bereit stand, behilflich war. Das war am Mittag. Auf dem Wege von Kolorado Springs nach Omaha, wo ich umsteigen sollte, lernte ich zwei Christliche Wissenschafter kennen, die mir etwas über die Christliche Wissenschaft erzählten. Ich hörte gern zu, da meine Hoffnung dahin war, und ich glaubte, ich kehre zu meinen Kindern zurück, um zu sterben. Doch ich fand die Heilung, nach der ich so sehr verlangte. Nachdem die Christlichen Wissenschafter etwa zwei Stunden mir vorgelesen und mit mir gesprochen hatten, schlief ich ein. Ich hatte mich vor dem Umsteigen in Omaha gefürchtet, aber einer der Wissenschafter sagte zu mir, ich brauche keine Hilfe dabei. Ich konnte kaum begreifen, daß ich den Zug sollte allein verlassen können; doch ich tat es nicht nur, sondern ich ging sogar in den Speisesaal, wo ich mir Kaffee, geröstetes Brot und Eier bestellte und mein Frühstück genoß, ohne daß sich schlimme Folgen einstellten, obgleich ich so lange wegen jeder Nahrung heftig gelitten hatte, selbst wenn sie mir alle zwei Stunden in kleinen Mengen verabreicht worden war.
Als ich in der Heimat angelangt war, holten mich meine Angehörigen vom Bahnhof ab. Sie waren erstaunt, daß ich gehen konnte. Da sie gegen die Christliche Wissenschaft waren, erklärte ich ihnen zuerst meine Heilung nicht. Die Wissenschafter, die ich kennen gelernt hatte, hatten mir eine kleine Bibel und das Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, gegeben, worin ich bei jeder möglichen Gelegenheit forschte. Ich speiste mit den anderen, und es verursachte mir keine Beschwerden.
Dann zog ich mit meinen Kindern in ein kleines Haus, wo ich wieder einen Haushalt einrichtete. Doch damals erlebte ich einen Rückfall, den ich mir nicht erklären konnte. Anscheinend war ich dem Tode nahe. Meine Angehörigen holten einen Arzt herbei, der erklärte, ich könne nicht länger leben. Er verschrieb mir Arznei, die ich jedoch nicht nahm. Die kommende Nacht brachte ich unter den heftigsten Schmerzen zu, hielt aber an meinem Glauben fest. Am folgenden Tage dachte ich an die Worte aus Wissenschaft und Gesundheit (S. 390, 391): „Erhebe dich in der bewußten Stärke des Geistes der Wahrheit, um den Erweis des sterblichen Gemüts, auch Materie genannt, umzustoßen, der sich der Allerhabenheit des Geistes entgegenstellt”. Sofort stand ich auf und setzte mich in einen Schaukelstuhl; wenn niemand im Zimmer war, ging ich auf und ab. Meine Angehörigen drangen jedoch in mich, mich ruhig zu verhalten, und da ich wußte, wie sie darüber dachten, ging ich wieder zu Bett. Doch ich wußte, daß ich geheilt war; und nach einigen Tagen versah ich wieder meinen Haushalt.
Nach etwa einem Jahre zog ich nach Süd-Dakota, wo ich mich auf einem Grundstück niederließ, auf dem ich seither allein mit meiner Tochter wohne. Wir hatten viele Schwierigkeiten zu überwinden; aber immer, wenn ich mich mit vollem Vertrauen an Gott wende, wird mir aus allen scheinbaren Nöten geholfen; und ich bin für die erlebten herrlichen Beweise dankbarer, als ich es je zum Ausdruck bringen kann.
Harding, Süd-Dakota, V.S.A.
